Ende für die K 6113
Straße soll von Natur zurückerobert werden

Ausgemergelt, voller Schlaglöcher und Bodendellen. Die Kreisstraße zwischen Heudorf und Raithaslach soll durch den Landkreis gesperrt und aufgegeben werden. Nur rund 320 FahrerInnen nutzen die Verbindung im Schnitt täglich. Eine Sanierung würde mindestens 1,8 Millionen Euro kosten und es gibt viele alternative Routen, die nicht viel länger sind. | Foto: Fiedler
  • Ausgemergelt, voller Schlaglöcher und Bodendellen. Die Kreisstraße zwischen Heudorf und Raithaslach soll durch den Landkreis gesperrt und aufgegeben werden. Nur rund 320 FahrerInnen nutzen die Verbindung im Schnitt täglich. Eine Sanierung würde mindestens 1,8 Millionen Euro kosten und es gibt viele alternative Routen, die nicht viel länger sind.
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Stockach/ Eigeltingen. Es war längst nicht die erste Diskussion im technischen Ausschuss des Kreistags, ob man auch mal auf eine Straße verzichten kann, denn in Corona-Zeiten gab es mal eine lange Diskussion, ob man nicht die Kreisstraße zwischen Bodman und Liggeringen zum Radweg herunterstufen sollte, um die gewaltigen Unterhaltskosten angesichts ständiger Hangbewegungen zu reduzieren. Bei der 1,7 Kilometer langen Kreisstraße von Raithaslach nach Heudorf, wurde nun aber Ernst gemacht. Die Straße soll als billigste Variante einfach gesperrt werden und die Natur soll sich das Straßenbett nach und nach zurückerobern, hat der Technische und Umweltausschuss beschlossen.

Die Kreisstraße 6113 ist in einem sehr schlechten Zustand. Die Ränder der schmalen, nicht ausgebauten Straße sind überwiegend ausgebrochen und die Deckschicht ist von Rissen durchzogen. Durch die Lage mitten in moorigem Gebiet des Heudorfer Rieds, mit häufiger Staunässe, sei der Untergrund schlecht tragfähig, was anhand der welligen Fahrbahn sichtbar und für die Fahrer deutlich spürbar ist. Aufgrund des mangelhaften baulichen Zustands und der damit einhergehenden Gefährdungen für Verkehrsteilnehmende ist die Straße bereits länger überwiegend auf 50 Kilometer pro Stunde beschränkt. Jetzt wäre eine grundlegende Sanierung dringend geboten, die Kosten dafür, die auf 1,8 Millionen Euro angesetzt werden, stünden in keinem Verhältnis zu den rund 320 Fahrzeugen pro Tag, die dort gezählt wurden. Durch den labilen Untergrund müsste die Straße in sehr kurzen Abständen immer wieder erneuert werden. Immer dann, wenn die Straße wieder wellig wird.

Kritische Lage

Aus naturschutzfachlicher Sicht sei die Lage der Straße mitten im Heudorfer Ried als äußerst kritisch einzustufen, wurde zusätzlich argumentiert. Die Straße durchschneidet das dem Heudorfer Ried zugehörige Fauna-Flora-Habitat (FFH-Gebiet). In Teilen ist dieses als Niedermoor und Offenlandbiotop kartiert. Aber auch der Gedanke, hier die Straße rückzubauen, um die Biotopisierung zu beschleunigen, stieß nicht unbedingt auf die Liebe der Ausschussmitglieder. Denn auch hier würden große Kosten von geschätzt 1,2 Millionen Euro anstehen und die dadurch gewonnenen Öko-Punkte im Gegenwert von 200.000 Euro würden im Verhältnis nicht viel bringen.

Die Landkreisverwaltung sieht die Straße insgesamt als nicht wirklich nötig an. Es gebe über die gut ausgebaute K 6177 und L 440 eine Alternativroute, welche nur 1,2 km länger als der direkte Weg sei. Bei Nutzung der Alternativroute müsse zudem nur an einem Knotenpunkt abgebogen werden, gegenüber 2 Abbiegevorgängen bei Fahrt über die K 6113. Und auch an die B 14 gibt es mehrere Anschlüsse Richtung Stockach oder Tuttlingen.

Kein Radweg

Das an der K 6113 anliegende Betriebsgebäude der Bodenseewasserversorgung (BWV) wird nach wie vor aus Richtung Raithaslach zugänglich sein, der Straßenabschnitt werde also befahrbar bleiben müssen.
Die Gemeinde Eigeltingen und die Stadt Stockach hatten sich im Vorfeld zur Planung ablehnend geäußert. Eigeltingens Bürgermeister Alois Fritschi plädierte zum Beispiel dafür, die Straße wenigstens als Wirtschaftsweg für Landwirte und als Radweg offenzuhalten. Das Gegenargument: Auch dann müsste die Verbindung verkehrssicher gehalten werden und gerade für Radler gebe es dort reichlich Alternativen. Die CDU-Fraktion und die Linken gaben letztlich den Ausschlag für die Aufgabe der Straße, die nun natürlich noch Jahrzehnte brauchen dürfte, um tatsächlich zu "verschwinden" - schließlich gibt es auch die Römerstraßen im ungestörten Untergrund auch noch heute als Fragmente.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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