Kulturförderpreis
Sechs Kulturperlen zeigen die Vielfalt der Region auf

Die Preistragenden der diesjährigen Kulturpreise des Kulturförderpreises Singen-Hegau. Von links: Eve Weigmann (Begründerin der Hegau Symphonixx), Jan Steeb (Dirigent der Hegau Symphonixx), Angelika Weigand (Lokalhistorikerin), Luna Neininger (Waldhorn-Musikerin), Amalie Mbianda-Njiki (Autorin), Daniel Baerwind (Schulleiter Haldenwangschule), die Kistenhocker Marcus Helmeth, Gerald Benz und Oliver Kuppel | Foto: Anja Kurz
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  • Die Preistragenden der diesjährigen Kulturpreise des Kulturförderpreises Singen-Hegau. Von links: Eve Weigmann (Begründerin der Hegau Symphonixx), Jan Steeb (Dirigent der Hegau Symphonixx), Angelika Weigand (Lokalhistorikerin), Luna Neininger (Waldhorn-Musikerin), Amalie Mbianda-Njiki (Autorin), Daniel Baerwind (Schulleiter Haldenwangschule), die Kistenhocker Marcus Helmeth, Gerald Benz und Oliver Kuppel
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Singen/Hegau. Das pure, kulturelle Leben der Region war am Freitag in der Singener Stadthalle versammelt: Am Abend des 29. November wurden dort die Kulturpreise des Kulturförderkreis Singen-Hegau vergeben. Alle Preisträger und ihr Tun wurden dabei jeweils von einem Laudatoren oder einer Laudatorin vorgestellt.

Begrüßt wurden die Gäste der Veranstaltung dabei von Ursula Graf-Boos, Vorsitzende des Kulturförderkreis Singen-Hegau. Die spannte dabei auch gleich den Bogen zum besonderen Anlass für die Stadt Singen im Jahr 2024, mit dem 125-jährigen Jubiläum der Stadterhebung. Das dazu gewählte Motto "125 x SINGEN. Geschichte. Identität. Vielfalt." passe auch wundervoll zu diesem Abend.

Außerdem nahm sie - wie bereits im Jahr zuvor - Bezug auf die Flut an schlechten Nachrichten in den vergangenen Jahren und Wochen. "Daran können wir nicht viel ändern", meinte Graf-Boos, sprach sich gleich darauf aber dafür aus, gerade dann die Kultur als Schatz zu bewahren. Einen Teil dazu und zu diesem Abend im Besonderen trugen die MitgliederInnen und SpenderInnen des Kulturförderkreises bei. So habe man trotz eines "finanziell schwierigen Jahres" die Dotierung der Kulturpreise auf ihrem bisherigen Niveau halten können.

Ursula Graf-Boos | Foto: Anja Kurz
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Einen ähnlichen Ton schlug anschließen Oberbürgermeister Bernd Häusler an: Singen sei eine Industriestadt. "Wir sind aber auch sehr stolz, dass wir eine sehr starke Kulturstadt sind." Beides lasse sich dabei nicht getrennt voneinander betrachten. Ein gutes, kulturelles Angebot wirke sich letztlich als "weicher Standortfaktor" auf die Attraktivität der Stadt als Arbeitsplatz und dadurch auf die Wirtschaft aus. Entsprechend froh zeigte sich der OB auch für den anhaltenden Rückhalt der Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, was Investitionen in die Kultur betrifft, momentan zum Beispiel das Großprojekt "Scheffelhalle 2.0".

Schon richtig wieder das Scheffelhallen-Gefühl

"Mundart-Artenschützer"

Nach diesen beiden kurzen Einführungen stieg Simon Götz als erster Laudator in den Hauptteil des Abends ein. Seine Vorstellungen der ersten Preisträger widmete sich dabei dem "speziellen Hegau-Humor", der die Messlatte für gewöhnlich sehr hoch setze. Gleich mehrere Sparten, "Musik, Schauspiel, Sprache und – zumindest mit einigem Augenzwinkern – auch Regionalgeschichte", verbindet die Gruppe der Kistenhocker (Oliver Kuppel, Marcus Helmeth, Gerald Benz) mit ihrer ganz eigenen Art des Humors. Ihre Alltagsgeschichten seien dabei auch immer in der Sprache des Alltags erzählt, was die Mitglieder aus dem Stockacher Umland zugleich zu "Mundart-Artenschützern" mache.

Die Kistenhocker | Foto: Anja Kurz
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Tom Leonhardt stellte in seiner Laudatio die Regionalhistorikerin Angelika Weigand vor, die sich ausgehend von der Erforschung ihrer eigenen Familie mit der Historie des Singener Ortsteils Bohlingen auseinandersetzte. Genauer befasste sie sich mit der Geschichte der Häuser im Dorf, sammelte in kleinteiliger Archivarbeit und aus Gesprächen mit den Einwohnenden die Geschichten der Familien, die in diesen Häusern wohnten. Daraus entstand - rechtzeitig für das Jubiläum Bohlingens im vergangenen Jahr - eine Häuserchronik. Dass Weigand in ihre Heimat zurückkehrte, bezeichnete Laudator Leonhardt daher als wahren "Glücksgriff" für das Dorf.

Junge Virtuosen

Die mit 13 Jahren jüngste Preisträgerin dieses Abends wurde anschließend vorgestellt von Angelika Berner-Assfalg. Durch den Rückhalt und Förderung aus ihrer Familie schaffte es Luna Neininger zu einer "beeindruckenden Karriere", ist beispielsweise 2024 Bundessiegerin bei Jugend musiziert in der Kategorie "Horn Solo" geworden. Die "waschechte Singemerin" ist inzwischen Jungstudentin an der Musikhochschule Trossingen, als Teil der Hornklasse. Doch auch am Klavier habe die Musikerin Talent, nimmt regelmäßig auch Klavierunterricht. Beim Vorspiel am Abend der Preisverleihung blieb sie jedoch an ihrem Paradeinstrument, begleitet von ihrem Lehrer Andreas Winter am Flügel.

Eine weitere junge Künstlerin wurde anschließend von Ulrich Stumpp vorgestellt. Allerdings ist das Instrument von Amalie Mbianda Njiki aus Hilzingen-Riedheim das Wort. Dafür wurde sie bereits mehrfach ausgezeichnet, unter anderem ist sie Gewinnerin des Bundeswettbewerbs für junge Literatur "LYRIX" aus dem Jahr 2023. Sie studiert als eine von 20 Studierenden ihres Semesters literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, setzte sich dafür 2022 aus über 500 BewerberInnen durch. Stumpp hat die junge Autorin als ihr Deutschlehrer auf diesem Weg begleitet und in wöchentlichen "Jour Fixes" zusammen mit ihr an ihren Text gefeilt.

Amalie Mbianda Njiki gab mit der Lesung einer Kurzgeschichte einen Einblick in ihr Schreiben. | Foto: Anja Kurz
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Eine ganze Schule ausgezeichnet

Stellvertretend für die ganze Haldenwangschule nahm deren Schulleiter Daniel Baerwind einen Preis entgegen. Dort wird sich in besonderem Maße dafür eingesetzt, den SchülerInnen einen Zugang zur Kultur zu verschaffen, wie Laudator Dr. Manfred Lehn hervorhob. Denn aufgrund ihrer geistigen, körperlichen oder sozialen Voraussetzungen sei es den SchülerInnen der Haldenwangschule erschwert, an kulturellem Geschehen teilzunehmen. Bei der Schule wird der Ansatz umgedreht: Nicht die SchülerInnen kommen zur Kultur, die Kultur kommt zu ihnen an die Schule.

Die "konsequente inklusive Grundhaltung und ein vielfältiges kulturelles Angebot" sieht Lehn als großen Beitrag zur Entwicklung und Integration von Menschen mit Behinderungen. "Kultur ist die Eintrittskarte zur Teilhabe", meinte auch Schulleiter Baerwind, stolz auf das Kulturprofil der Schule. Die Auszeichnung sei dabei aber auch ein "Lichtblick in einer Zeit, wo der Schulbetrieb kaum aufrechterhalten werden kann".

Platz- und Lehrermangel an der Haldenwangschule:

Viel Spaß und einige Sorgen beim Tag der offenen Tür

Den sechsten und letzten Preis des Abends nahm Eve Weigmann, Gründerin des Laien-Symphonieorchesters "Hegau Symphonixx", entgegen. Angestoßen wurde diese Idee laut Stephan Glunk in seiner Laudatio durch ein Projekt der Bodensee Philharmonie mit dem Namen "Side by side". Hierbei konnten interessierte Musikerinnen und Musiker, darunter Eve Weigmann aus Wahlwies, bei einer Aufführung der neunten Symphonie von Antonin Dvorak mitwirken. Diese Erfahrung begeisterte sie so sehr, dass sie sich entschloss, ein eigenes Symphonieorchester zu begründen - und mit einer ersten Probe im November 2018 waren die "Hegau Symphonixx" geboren. Glunk hob weiterhin die "beachtliche Qualität des Orchesters" hervor.

Die Preistragenden der diesjährigen Kulturpreise des Kulturförderpreises Singen-Hegau. Von links: Eve Weigmann (Begründerin der Hegau Symphonixx), Jan Steeb (Dirigent der Hegau Symphonixx), Angelika Weigand (Lokalhistorikerin), Luna Neininger (Waldhorn-Musikerin), Amalie Mbianda-Njiki (Autorin), Daniel Baerwind (Schulleiter Haldenwangschule), die Kistenhocker Marcus Helmeth, Gerald Benz und Oliver Kuppel | Foto: Anja Kurz
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Autor:

Anja Kurz aus Engen

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