Stadtensemble mit "Keine Panik auf der Titanic"
Eine Kreuzfahrt in die Katastrophe

Im Bild vorne Irene Richter, hinten Phyllis Naumann, Marina Reck, Christa Barth | Foto: Caro Stark/ Theater Konstanz
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  • Im Bild vorne Irene Richter, hinten Phyllis Naumann, Marina Reck, Christa Barth
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Konstanz. Das Schiff hat schon von Anfang an Schlagseite. Und diese Kreuzfahrt wird auch in einer Katastrophe enden. Das ist der Stoff für das Stadtensemble Konstanz, das sich aus Laienspielern zusammensetzt und das unter der Regie von Doris Happl hier in gemeinsamer Arbeit einen gewaltigen Stoff über die Menschen zu einem gewaltigen Stück zusammengesetzt hat. Am letzten Freitag feierte das Stadtensemble mit ihrer Version der einzigen Fahrt der Titanik eine begeistert gefeierte Premiere, mit der "auch ohne Leo" hier viele aktuelle Themen in die "Kreuzfahrt" hinein verwoben wurden. 

Klar dass die 18 SchauspielerInnen hier die große Filmvorlage "mit Leo" als Vorlage genommen hatten, denn alle durften einfach mal ran im Laufe des Stücks, um einmal so mit ausgebreiteten Armen an der Spitze des Schiffs zu stehen, so wie eben im Film "mit Leo" und das sorgte aber auch eher für Heiterkeit im Publikum, die das Zitat als Zutat eines Dramas erkannten, das sich hier in vielen kleinen Szenen entwickelte. Und vieles wurde mit Augenzwinkern, aber doch auch ganz im Ernst transportiert. Und es fängt mit einem Klassiker an, nämlich der Angewohnheit vieler Touristen, sich den besten Liegestuhl am Pool, hier auf dem Sonnendeck per ausgelegtem Handtuch zu reservieren. Und der Aufzug der Gäste dieser Reise übers mehr, der dazu noch von einer Kapitänin angeführt wird, die bedauern muss, dass die noch 132 Jahre warten müsse, bis sie endlich den gleichen Lohn wie ihre männlichen Kollegen erhalten werde.

Zur Schieflage wurd "Das kann einen Seemann nicht erschüttern" gesungen, die Selfie-Frau verwechselt den Steward mit dem Kapitän, weil sie nicht damit rechnet, von einer Frau in die Katastrophe geführt zu werden, der Kellner als dem Bordrestaurant ist eingesprungen für einen Kranken Kumpel und stolpert beim servieren des Champagners ohne Französischkenntnisse immer über einen Zeitungsleser, der sich später als der Konstrukteur der Titanic entpuppt und der nach der Kollision mit dem Eisberg, der kurioserweise dafür steht dass wie beim Klimawandel eben alle wussten was da kommt, genau sagen, wann das Schiff untergegangen sein wird. Davor gibt es freilich, während gerade die Animationsprogramme laufen, noch die Klimaaktivistin, die als Schwarzer Passagier (doch wie bei "Leo") ihr "Act now" Poster an den dampfenden Kamin pinnt. Alles wunderbar schöne Signale, wie wir auch heute munter in Richtung der Katastrophe steuern. Das war ein wirkliches Gesamtkunstwerk. Zumal man bedenken muss, dass es erst die zweite Inszenierung des Stadtensembles war und der Wechsel nach dem ersten Jahr bedingt durch die studierenden MitspielerInnen natürlich immens.

Es spielten mit: Christa Barth, Volker Brehm, Peter-Stefan Breuer, Katinka Doose, Antje Griessmayer, Boris Griener, Dorothea Jüttner, Jule Klein, Hannah Küntzel, Maurizio Melozzi, Stefanie Miedler, Phyllis Naumann, Lilli Nawar, Renita Purpisch-Manzl, Marina Reck, Irene Richter, Klaus Schiemann, Tine Wentzel.  
Regie: Doris Happl ; Bühne & Kostüme:: Caro Stark;  Musik: Rudolf Hartmann
Bewegungscoach: Tanja Jäckel;  Produktionsassistenz: Sigrid Schaden.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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