Marc Kunze darf aus gesundheitlichen Gründen keinen Mund- Nasenschutz tragen. Dafür wird er im Alltag oft angefeindet.
Der »Feind ohne Maske«

Marc Kunze | Foto: Marc Kunze darf aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen und erlebt deshalb oft unschöne Situationen und Anfeindeungen im Alltag. swb-Bild: pr
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Region. Die Maskenpflicht spaltet die Gesellschaft – auf der einen Seite die Maskenträger, auf der anderen die Maskenverweigerer. Dazwischen all jene, die aufgrund einer Erkrankung von der Pflicht befreit sind, jedoch von einigen dafür angefeindet werden, dass sie keinen Mundschutz tragen. Wie sich das anfühlt, erklärt Marc Kunze im Gespräch mit dem WOCHENBLATT.

Die Zeit des Lockdowns war für viele Menschen eine wahre Herausforderung – plötzlich war man den ganzen Tag zuhause und die Langeweile war vorprogrammiert. Auf der anderen Seite gibt es Menschen, die sind an ein Leben in Quarantäne gewöhnt – wie WOCHENBLATT-Leser Marc Kunze. »Ich weiß wie es ist in Isolation zu leben. Da ich unter Ichthyosis leide, eine Autoimmunerkrankung, muss ich seit meiner Geburt auf Vieles achten«, erzählt Kunze. »Ich darf mich bei hohen Temperaturen nicht im Freien aufhalten, da ich durch die Krankheit nicht schwitzen kann. Ich lebe seit meiner Geburt in einer künstlichen Quarantäne zu meinem Schutz, denn gerade die Sommermonate könnten mein Herz stark überbelasten.« Das Schicksal meinte es auch nicht gut mit dem 34-Jährigen. »Vor zehn Jahren hatte ich einen schweren Autounfall und bin seitdem berentet und habe Pflegegradstufe drei und einen Schwerbehindertenausweis.« Deshalb ist er von der Maskenpflicht befreit und verfügt über ein entsprechendes Attest.

»Ich gehe einkaufen ohne Maske, mittlerweile kennen mich die Mitarbeiter, die sind auch alle freundlich. Das Problem sind die anderen Einkäufer«, sagt er. Die würden gar kein Verständnis zeigen. »Die fühlen sich im Recht und lassen dich auch gar nicht ausreden. Du zeigst denen das Attest, aber es ist ihnen egal. Es kann ja jeder behaupten, dass man ein Attest habe.« Dabei bleibt es nicht bei verbalen Anfeindungen. Marc Kunze wurde auch schon mal mit Prügel gedroht. »Es fühlt sich an, wie wenn man fremd ist. Klar macht mir das zu schaffen und ich denke viel darüber nach, aber ich kann gut damit umgehen, weil ich schon immer mit so etwas konfrontiert wurde. Allein wegen meiner Haut wurde ich schon immer seltsam angeschaut. Wenn es warm wird werde ich gleich knallrot. Dadurch stand ich schon immer sehr im Fokus, ich habe gelernt, damit zu leben. Andere Menschen, die so angegangen werden, haben mitunter richtig Angst. Sie haben zwar ein Attest, tragen aber trotzdem eine Maske, weil sie Angst vor den Anfeindungen haben. Sie halten das psychisch nicht mehr aus, einige haben mir sogar schon von Selbstmordgedanken berichtet.«

Mehr Respekt untereinander

Aus diesem Grund appelliert er vor allem an die Menschlichkeit der Leute. »Die Menschen müssen aufgeklärt werden, dass es Menschen gibt, die krank und von der Maskenpflicht befreit sind. Eine Frau hat mich im Laden mal dumm angemacht und gerufen ›der gefährdet uns alle hier drin‹. Klar drehen sich dann alle um. Man fühlt sich dann wie der Feind ohne Maske«, gesteht Kunze.
»Ich würde mir wünschen, dass die Menschen respektvoller mit der Thematik umgehen. Die Menschlichkeit geht gerade komplett unter und das ist traurig«, so Kunze.

Die Menschen sind durch die Unsicherheit, die gerade herrscht, gereizt und lassen ihren Frust auch gerne an anderen aus. Da muss sich etwas ändern«, ist der ausgebildete Fertigungsmechaniker überzeugt.
Auf die Frage, was er gerne den Menschen sagen würde, die keine Maske tragen dürfen, muss Kunze lange überlegen. »Das ist echt schwer zu sagen«, gibt er zu. »Ich kann nicht sagen, macht euch keine Sorgen, nur weil ich es so für mich bestimmt habe. Es hat nämlich auch viel mit Selbstvertrauen zu tun, ob man stark genug ist, die Anfeindungen auszuhalten. Ich habe mittlerweile ein Selbstbewusstsein entwickelt, was ich früher nicht hatte. Ich mache mir keine Sorgen, wenn mich jemand angreift. Ich würde auch nie im Leben auf die Idee kommen, meine Gesundheit noch mehr zu schädigen. Aber es ist so, dass man ohne Maske wie ein Feindbild gesehen wird, das ist das Schlimme. Es geht mir daher mehr um die anderen. Wenn die netter sind, und weniger aggressiv, ist das auch für die kranken Menschen eine spürbare Erleichterung«, lautet der Wunsch von Marc Kunze.

- Dominique Hahn

Autor:

Redaktion aus Singen

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