Leserbrief zu unserem Brief an die Leserinnen und Leser auf Seite drei

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Zu unserem Brief an die Leserinnen und Leser erreicht uns folgender Leserbrief von Jürgen Spreemann, den wir mit einer Zwischennotiz von uns versehen haben. (Leserbriefe geben immer die Meinung des Leserbriefschreibers wieder und nicht automatisch die Meinung der Redaktion.)

"Ich schicke Ihnen hier einen Brief, den ich Sie bitte im Wochenblatt als Leserbrief zu veröffentlichen, in der Papierausgabe und ungekürzt. Der Artikel wird ohnehin auf allen möglichen Kanälen im Hegau verteilt werden, deswegen ist eine Kürzung nicht sinnvoll. Wenn es noch so etwas wie 'Redlichkeit' gibt, dann meine ich, dass Sie diese Antwort auf Ihren meiner Meinung entstellenden Artikel vom 20.5., der überschrieben ist mit 'Liebe Leserinnen und Leser', veröffentlichen sollten. Eine Zeitung sollte Interesse haben an Diskussion und nicht an einseitiger Meinungsmache oder Stimmungsmache.
Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Spreemann"

Zwischennotiz von Verlag und Redaktion:
„Wir haben lange überlegt: Veröffentlichen wir Ihren Beitrag oder nicht? Und dann haben wir uns für 'ja' entschieden, mit der Einschränkung, dass wir über die Frage, was wie gekürzt erscheint oder gar nicht erscheint, selbst entscheiden, und wir deshalb Ihren Beitrag in der Onlineausgabe veröffentlichen. Die Veröffentlichung erfolgt trotz folgender Punkte, die uns sehr wundern:

1. Dass Sie unseren Journalismus so angreifen, obwohl wir Ihnen bereits einen Platz gegeben haben und Sie selbst gesagt haben, alle anderen Medien hätten Ihnen keinen Platz gegeben, oft nicht einmal geantwortet. Wenn wir Sie als "Ketzer" gesehen hätten, hätten Sie keinen Platz bekommen, der Vergleich hinkt also ganz gewaltig, auch in der Gesamtwahrnehmung: Sie dürfen doch demonstrieren und Ihre Meinung äußern, aber Sie können natürlich genauso inhaltlich angegriffen werden, wie Sie inhaltlich angreifen.
2. Dass Sie den Lockdown mit der These in Frage stellen, dass der R-Wert doch schon vorher heruntergegangen sei und damit ausblenden, dass die Mobilität der Menschen sich vor dem Lockdown schon reduziert hat auch wegen der Berichterstattung der Journalisten, die Sie angreifen. Aus unserer Sicht ist das hervorragend hier erklärt: https://youtu.be/OLBav50d-X8.
3. Dass Sie der Auffassung sind, dass Sie unsere Leserinnen und Leser genauso anschreiben dürfen oder können wie wir und dabei ausblenden, dass das eine Beziehung ist, die unsere Leserinnen und Leser und uns verbindet, die jahrzehntelang gewachsen ist und die nicht Ihre Beziehung ist.
4. Dass Sie ausblenden, an wie vielen und welchen Stellen wir sehr wohl sehr differenziert in der Zeitung und selbst auf Seite drei kommentieren und berichten. Dass Sie uns Stimmungsmache unterstellen. Ist das nicht vielmehr Ihre Absicht? Oder macht nicht jeder, der kommuniziert, Stimmung? Die Frage ist: welche? Und irgendwie gehen Sie in Ihrem Brief auch überhaupt nicht wirklich auf unseren Beitrag ein …
5. Dass sie uns schreiben, dass sie das ja sowieso über alle möglichen Kanäle im Hegau verteilen und deshalb eine Kürzung nicht sinnvoll sei. Wenn Sie das sowieso streuen, warum braucht es uns dann noch für Ihre Zeilen?
6. Dass Sie sich mit unseren Zeilen über Verschwörungstheoretiker überhaupt angesprochen fühlen und das sogar mit unseren Worten zum Thema Antisemitismus. Dass Sie sogar falsch zitieren aus unserer Kolumne und zeitgleich für guten Journalismus plädieren: Nirgends in dem Beitrag auf Seite drei vom 20.5., der seit Wochen als eigenständiger Leitartikel dort steht, ist in Verbindung mit den Verschwörungstheorien etwas von Menschen, die auf die Straße gehen, geschrieben, noch sind Sie als Person erwähnt, wir haben beim Verfassen nicht einmal an Sie gedacht.

Wir leiten mit einem Zitat von Immanuel Kant weiter: 'Zur Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen.' Und uns ist dabei wohl bewusst, dass Vernunft Auslegungssache ist."

Und nun der Leserbrief von Jürgen Spreemann:

Offener Brief

'Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!', rief einer der berühmtesten deutschen Philosophen, nämlich Immanuel Kant, seinen Zeitgenossen zu. Das ist der Ruf, der im 18. Jahrhundert erklang, aber in der Tradition des Humanismus stand, welcher im 15. Jahrhundert sich ausprägte und sich ebenfalls gegen die geistige Bevormundung durch Kirche und Staat wendete. Und in all diesen Zeiten haben es die Herrschenden immer verstanden, den andersdenkenden, kritischen Menschen einen Stempel aufzudrücken, um sie für die Mehrheit der Bevölkerung in ein negatives Licht zu rücken und damit inakzeptabel zu machen. Im 15. und 16. Jahrhundert bediente man sich des Wortes 'Ketzer' oder 'Häretiker', das aus dem Mittelalter stammte, und zu Goethes Zeiten war man ein 'Jakobiner', wenn man kritisch dachte. Der berühmte deutsche Philosoph Johann Gottlieb Fichte verlor damals seine Professur an der Universität Jena, weil man ihn verdächtigte, ein Jakobiner zu sein. Und nun ein Sprung in die Jetzt-Zeit: ein neues Unwort ist erfunden, eine neue Schublade ist aufgezogen, nämlich 'Verschwörungstheoretiker', womit man alle kritischen und andersdenkenden Menschen verunglimpfen kann. Und daran beteiligen Sie sich hier im Wochenblatt, in schöner Übereinstimmung mit den Äußerungen unseres Bundespräsidenten und unseres Außenministers, die diesen Ton angeschlagen haben.

Es ist ein wahrhaft rührendes Märchen, das Sie da in Ihrem Artikel in der Ausgabe des Wochenblatts vom 20.5.2020, überschrieben 'Liebe Leserinnen und Leser', präsentieren. So also, glauben Sie, entstehen 'Verschwörungstheoretiker', die Sie als die 'Spaltpilze Nummer Eins' der Gesellschaft bezeichnen? Zitat: 'Als erstes braucht es den Einen oder die Gruppe, der die Verschwörungstheorie entwickelt: Er hat ein tiefes Misstrauen gegen Einzelne oder gegen eine Gruppe…' Also so stellen Sie sich das vor: Da kommt einer daher, der Misstrauen hat, und dann entwickelt er einfache eine krude Theorie? Es tut mir leid, ich bin schon viel herumgekommen und habe viele Menschen kennengelernt, besonders auf den Demonstrationen der letzten Wochen, aber solche Menschen, wie Sie sie hier beschreiben, habe ich nur äußerst selten getroffen. Aber ich habe die Mehrheit dieser demonstrierenden Menschen kennengelernt, und das sind Bürger, Menschen im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, ausgerüstet mit einer gesunden Skepsis und mit dem Mut, 'sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen' (Immanuel Kant), welche die berechtigte und durch und durch demokratische Frage stellen: 'Mit welchem Recht wird uns Bürgern die Ausübung unserer Grundrechte verweigert, die uns im Grundgesetz zugestanden sind?' Und da können Sie sich bei den deutschen Verfassungsgerichten erkundigen: Eine Aussetzung des Grundgesetzes und eine Vollmacht für die Regierung, per Verordnung zu regieren, darf nur kurzzeitig und nur mit einer stichhaltigen und unbezweifelbaren, wissenschaftlich nachweisbaren Begründung durchgeführt werden.

Und diese Frage wird umso dringender, wenn die einschränkenden Maßnahmen der Regierung die extremen Folgeschäden haben, die jetzt sichtbar werden: 10 Millionen Kurzarbeiter, Anstieg der Arbeitslosigkeit auf drei Millionen, Tausende von Selbstständigen und kleinen Unternehmern, die ihre Existenzgrundlage verlieren, Mütter und Väter, die zu Hause mit ihren Kindern sitzen und sie beschulen sollen, während sie gleichzeitig ihrer Arbeit nachgehen sollen. Ich kenne einige von diesen Betroffenen, zum Beispiel eine alleinstehende Mutter von vier Söhnen, alle in verschiedenen Altersgruppen, die nachts im Pflegeheim arbeitet, morgens nach Hause kommt, mit den Kindern Hausaufgaben macht, dann wenige Stunden schläft, dann mit Maske einkaufen geht, dann Mittagessen kocht usw. Wenn diese Frau nun auf die Straße geht und demonstriert, weil sie keine Antwort auf die Frage bekommt, warum das so sein soll, wollen Sie diese Frau dann auch als Verschwörungstheoretikerin bezeichnen? Und der Gastwirt, der hinschmeißt, die Café-Besitzerin, die aufgibt, den Hotelier, der bankrottgeht, sind das alles 'Verschwörungstheoretiker'?

Wissen Sie, für Sie, die Sie diesen Artikel namentlich unterschrieben haben, gilt genau der Vorwurf, den Sie in dem Artikel selbst machen. Zitat: '… und gleichzeitig sind sie nicht bereit, differenziert wahrzunehmen.'

Genau das gilt für die Verantwortlichen des Wochenblatts, die sich hier positionieren, nämlich, dass sie nicht bereit sind, differenziert wahrzunehmen, und dabei ihre Leser in diese undifferenzierte Betrachtungsweise mithineinziehen wollen. Ja, schlimmer noch, in einer unglaublich manipulierenden Weise wird dann noch ein paar Abschnitte später nahegelegt, dass unter jenen, die protestierend auf die Straßen gehen, der Antisemitismus wieder auflebe. Und dann reden Sie, um noch eins draufzugeben, von den 'Blutspuren, die Verschwörungstheorien durch die Weltgeschichte gezogen haben'. Ja, welche Kenntnis von Weltgeschichte haben Sie denn? Ich sehe eher die Blutspuren, die die Regierenden hinterlassen haben, als sie frei denkende Menschen wegen Ketzerei verbrannten: Giordano Bruno, Marguerite Porete, Johannes Hus und viele andere, oder auf andere Weise kritische Menschen aus ihrem Beruf oder in die Verbannung jagten. Und ich sehe heute die Opfer der Regierungspolitik, sehe wieder falsche Anklagen, sehe wieder Verleumdungen und Inhaftierungen, sehe dasselbe grausame Spiel, mit dem diejenigen, die an der Macht sitzen, ihre Agenda durchzusetzen versuchen.

Das ist schlechte Journalistik, die Sie da im Wochenblatt betreiben. Statt Menschen, die kritische Fragen haben, in eine Schublade zu stecken und zu verunglimpfen, könnten Sie ja mal zuhören, was sie zu sagen haben. Ist es denn wirklich so falsch, nach der Berechtigung des Lockdowns zu fragen, wenn die Spitze der Infektionskurve schon in der zweiten Hälfte des Monats März erreicht war, wenn der R-Wert schon bei eins lag, als am 22. März dieser Lockdown mit weitreichenden Grundrechtseinschränkungen beschlossen wurde? Sollte man nicht fragen dürfen, was da los ist, wenn einer der berühmtesten Professoren, dessen Integrität von niemandem bezweifelt wird, nämlich Prof. Ioannidis von der Stanford University, zu dem Ergebnis kommt, dass Covid-19 nicht gefährlicher ist als Influenza, und zwar mit einer Sterblichkeitsrate, die noch unter der der Heinsberg-Studie liegt? (Siehe Artikel in n-tv vom 30.4.) Auch der kalifornische Arzt Dan Erickson kam mit seinen Untersuchungen zu demselben Resultat. Auch der israelische Forscher Isaac Ben-Israel kam zu dem Ergebnis, dass der Verlauf der Corona-Epidemie dem Muster einer üblichen Grippe-Welle folgt, das heißt, inzwischen schon beendet ist (Welt vom 7.5.). Und die Stimmen der Ärzte, die das bestätigen, werden mehr von Tag zu Tag. Und statt das mal ordentlich zu recherchieren und objektiv darzustellen, fällt unseren Medien nichts Besseres ein, als alle, die sich um Fakten in dieser Hinsicht bemühen und die die Anstrengung unternehmen, sich ein faktenbegründetes Urteil zu bilden, pauschal als Verschwörungstheoretiker mundtot zu machen!

Dann war der 'Spiegel' vom 27.7.2014, als er in einem Artikel den Machtmissbrauch durch Bill Gates untersuchte und beklagte, wohl auch schon verschwörungstheoretisch, oder? Ist es denn ein Wunder, wenn Menschen die Rolle von Bill Gates näher beleuchtet wissen wollen, wenn bekannt ist, dass die bevorstehende Impfung, wie er selbst sagt und wie es auch unsere Regierung sagt, auch in der letzten Ecke der Welt zur Verfügung gestellt werden soll? Im Übrigen, da Sie sich ja so gut mit Verschwörungstheorien auskennen, niemand behauptet, dass Bill Gates daran verdient, sondern es wird nur festgestellt, dass einige Pharma-Firmen an einem Impfstoff, der weltweit verwendet werden soll, in einem ungeheuren Ausmaß verdienen werden. Das Gegenteil zu behaupten, wäre naiv. Dazu könnten Sie als Journalisten ja mal ein bisschen recherchieren. Sie könnten zum Beispiel auch mal ganz objektiv feststellen, welche Institutionen in Deutschland von Bill Gates Geld bekommen haben.

Und wenn Sie schon dabei sind, recherchieren Sie doch mal über die Opfer der Schweinegrippe-Impfung 2009/10. Kurzer Tipp: Das Mittel hieß Pandemrix und führte bei auffällig vielen Menschen, besonders in Skandinavien, zur Erkrankung an Narkolepsie. Ich kenne selbst einige Fälle, weil ich jahrelang im Norden gelebt habe.

Da wird man doch fragen dürfen, wie sicher und frei von Nebenwirkungen die Impfung sein wird, die uns der Weltärztepräsident auf dem Wege einer 'Impfpflicht' verabreichen will? (n-tv 20.5.) Oder ist das auch schon verschwörungstheoretisch, dass man sich um seine Gesundheit und die Gesundheit seiner Kinder und Enkelkinder Sorgen macht? Ich hoffe, Sie sehen, so einfach ist das nicht. Menschen, die sich 'ihres Verstandes bedienen', haben berechtigte, kritische Fragen. Statt diese Menschen schlecht zu machen, sollten Sie lieber helfen, ihnen gut recherchiertes Material zur Verfügung zu stellen. Das wäre eine lohnende Aufgabe für gute Journalisten. Aber gibt es die noch?

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Spreemann"

- Singener Wochenblatt

Autor:

Redaktion aus Singen

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