Leserbrief zur Maskenpflicht
Aufruf an die Toleranz und Menschlichkeit
Steißlingen. Bezugnehmend auf eine Veröffentlichung zum Thema Maskenpflicht von Bürgermeister Benjamin Mors im Steißlinger Gemeindeblatt vom 6. August erreichte die Redaktion folgender Leserbrief:
Lieber Herr Mors,
leider vermisse ich in Ihren Worten einen Aufruf an die Toleranz und Menschlichkeit. Dass in »Rundfunk, Presse und in den neuen Medien« Warnungen wie ein Mantra gebetet werden ohne sachliche Aufklärung finde ich schade aber das jetzt auch in unserer kleinen Gemeinde in der gleichen Art und Weise zu lesen erschreckt mich doch sehr. Gerade die Gemeinden als »kleine politische Einheit« sollten aus meiner Sicht das tolerante Miteinander leben weil sich hier die Menschen gegenseitig kennen, lieben und wertschätzen.
Mein erster Beruf war PTA (20 Jahre in der ortsansässigen Apotheke). Jetzt bin ich Heilpraktikerin und praktiziere in Steißlingen und Mengen. In einer öffentlichen Apotheke arbeite ich noch ein paar Stunden. Hier ein paar persönliche Beispiele aus meinem Alltag:
Ich habe die verschiedensten Hautausschläge im nasolabialen Bereich gesehen nachweislich hervorgerufen durch das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Ich beobachte dass Menschen mit Asthma oder COPD einen vermehrten Bedarf ihrer täglichen Medikamente haben und häufiger über Atemnot klagen – gerade für Asthmatiker ist die CO2 Rückatmung durch die Mund-Nasen-Bedeckung ein gesundheitliches Problem. Ich habe sehr viele Menschen kennengelernt die eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, obwohl sie eine ärztliche Befreiung in Form eines Attestes besitzen, weil sie den psychischen Belastungen der Anfeindung nicht gewachsen sind und lieber ihre eigene Gesundheit schädigen.
Ich kenne Menschen, die die Mund-Nasen-Bedeckung beruflich tragen müssen und nach Feierabend müde und erschöpft sind oder Kopfschmerzen haben. Ich kenne Menschen die ernsthaft in Erwägung ziehen sich ein Hörgerät anzuschaffen weil sie durch die Mundabdeckungen ihre Mitmenschen nicht mehr richtig verstehen. Ich kenne auch Menschen die tatsächlich an der Corona-Grippe erkrankt und wieder genesen sind die mir berichteten, dass es wie eine heftige »Erkältung« war. Mittlerweile kenne ich mehr Menschen die durch COVID-19 arbeitslos geworden sind als Menschen die daran erkrankt sind. Ich sehe kein Lächeln mehr während meinen Einkäufen.
Laut Verordnung muss keine Alltagsmaske getragen werden, es darf auch eine »vergleichbare Mund-Nasen-Bedeckung« sein, oder aus »gesundheitlichen oder sonstigen Gründen« sogar gar nichts …
Ich persönlich trage aufgrund der aktuellen Corona Verordnung keinen Mund-Nasen-Schutz. Ich verhalte mich vorschriftsmäßig indem ich beim Einkauf auf den Abstand achte und während dessen so wenig wie möglich rede. Was unterscheidet mich nun von den Menschen, die ihre Maske unter der Nase tragen, ständig daran herum zupfen und mit ihren kontaminierten Fingern alles anfassen? Warum werde ich häufig als erstes mit dem Satz »Wo ist die Maske?« begrüßt? Warum denunzieren meine Mitbürger mich bei Anderen anstatt den Dialog mit mir persönlich zu suchen? Warum gibt es keine Toleranz für die Menschen die keine Maske tragen können?
Das macht mir ernsthaft Sorgen. Die Regelungen wurden gemacht um Menschen, bei denen eine Ansteckung zu Komplikationen führen kann, zu schützen – haben wir das alle vergessen? Gerade weil wir »als Bürgerinnen und Bürger Verantwortung tragen für die Gesellschaft« und auch stets für unser Handeln ist es umso wichtiger sachlich aufzuklären sowie immer die Wahrheit zu suchen und auszusprechen. Wenn wir Anweisungen blind ausführen, ohne Gewissen, ohne kritisches Hinterfragen, ohne Berücksichtigung der Remonstrationspflicht haben wir unsere Bürgerpflicht vernachlässigt und die Verantwortung abgegeben.
Marion Hänsel, Steißlingen
Leserbriefe geben nicht zwingend die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.
- Graziella Verchio
Autor:Redaktion aus Singen |
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