Sonntagstalk des WOCHENBLATT zeigt manchen Handlungsbedarf auf
„Frauen und die Macht in der Politik“
Singen (of). Drei Frauen auf dem Podium „Auf ein Wort“ des WOCHENBLATT am Sonntag, denn es sollte dort – ganz abseits des aktuellen Bundestags-Wahlkampfs - um das Thema Einfluss und Macht der Frauen in der Politik“ unter der Moderation des Radiomanns Walter Studer gehen. Auf dem Podium drei ganz unterschiedliche Frauen aus der Politik: Veronika Netzhammer (CDU), die ehemalige Landtagsabgeordnete; Dorothea Wehinger (Güne), die aktuelle Landtagsabgeordnete und Martina Munz (SP); Schweizer Nationalrätin aus Hallau. Und schon bei den Motiven zur Politik wurde deutlich, dass hier das Thema Frau schon eine bedeutende Rolle spielte: Für Dorothea Wehinger war es die Opposition gegen den bäuerlichen Vater, und dass sie in der CDU damals eben keine Frauen wahrgenommen hätte. Martina Mutz hatte sich einst so darüber geärgert, dass es Frauen in der Politik nach dem spät erlangten Wahlrechts immer noch so schwer hatten, dass sie selbst hier einstieg. Veronika Netzhammer war einst die erste Frau, die aus Südbaden in den Landtag gewählt wurde, und das war 1996 gewesen! „Wollen oder können die Frauen nicht politisieren?“ – war eine durchaus provokative Frage von Studer in die Runde als Reaktion. Nein war die Antwort der Frauen auf dem Podium erst mal. Aber: kämpfen müssen sie doch noch mehr. Es habe vieler Hintergrundarbeit der Frauen-Union bedurft um für diese Wahl eine Frau endlich auf eine aussichtsreiche Position der Landesliste bei dieser Wahl zu bekommen, gestand Veronika Netzhammer ein. Dorothea Wehinger verwies auf das Parteireglement der Grünen mit paritätischer Besetzung, allerdings dürfe da ja auch nicht um „Quotenfrauen“ gehen, sondern auch um Qualifikation.
„Generell muss man sich in der Politik engagieren und artikulieren“, unterstrich Veronika Netzhammer, das sei für Frauen vielleicht eher das Problem , dass sie sich mit einer Meinung nicht so in die Öffentlichkeit stellen wollen. „Frauen haben eher den Wunsch geliebt zu werden, Männern wird eher nachgesehen, wenn sie ihr Fähnlein in den Wind hängen“, so Wehinger. „In der Politik braucht es aber auch den Mut, sich unbeliebt zu machen.“ „Die Politik polarisiert immer mehr zwischen Schwarz und Weiß, Frauen stehen da doch eher für Grautöne“, so Munz, was Studer allerdings mit Marine Le Pen oder Hillary Clinton konterte, die er als sehr polarisierend einordnete.
„Wird die Politik denn besser, wenn mehr Frauen drin sind?“, frage Studer ganz spitz nach. „Frauen sind ja auf der Welt in der Überzahl, wenn Entscheidungen in einem gemischten Verhältnis gelöst werden, sind das immer dies besseren Lösungen. Frauen wollen lieber die Win-Win-Situation“, so Wehinger. „Es wird der Bevölkerung gerechter, weil Frauen einen anderen Lebenshintergrund haben“, so Munz. „Wir werden ja auch weltweit bewundert, dass wir eine Frau als Bundeskanzlerin haben, viele sagen, diese Art des Moderierens sei ihnen viel lieber“, bekräftige Veronika Netzhammer.
Wieso ist dann die Quote nicht da?“, so Studer. Martina Munz erinnerte an eine Schweizer Abstimmung im Jahr 2000, wo es gerade mal 18 Prozent dafür gegeben habe. „Ich bin trotz aller bisherigen Erfolge dafür“, so Wehinger. Veronika Netzhammer verwies auf eine 30-Prozent-Quote in ihren Parteigremien. Auf der anderen Seite sehe ich hier keine Frau in den Sparkassen-Vorständen oder bei den Volksbanken, fügte Veronika Netzhammer an, obwohl es inzwischen sicher genauso viele hochqualifizierte Frauen gebe.
Martina Munz brachte hier allerdings noch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein, was eben letztlich doch ein starkes Hemmnis sei. Wenn sie sich Frauen der Erziehung widmeten und zurück in den Beruf wollten, seien die Männer einfach eben doch 20 Jahre voraus. Und in dieser Frage sei die Schweiz gar noch ein Entwicklungsland, kritisierte sie. „Es gibt Frauen, die sind nicht verheiratet oder haben keine Kinder, und sind deshalb nicht im Vorstand, flocht Veronika Netzhammer ein. Die Kinderbetreuung erkläre nicht alles. Gefordert wurde im Rahmen der Diskussion mehr Transparenz darüber, was Frauen und Männer für gleiche Arbeit verdienen. Das gebe es bisher nur für Unternehmen ab 200 Mitarbeitern.
Dass man zumindest in Singen hier bald etwas ändern könne, brachte Netzhammer auch in der Fragerunde ein. Schließlich sind im Mai 2019 die nächsten Kommunalwahlen, für Frauen als Kandidatinnen sicher bei allen Parteien willkommen sind. Und: „Frauenförderung sollte ein Thema für die nächste Legislaturperiode sein“, so Netzhammer.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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