Ukrainischer Verein gegründet
Der nächste Schritt zur kulturellen Kooperation und Integration
Singen. Viel Vorarbeit war bereits geleistet und so war bei der Gründungsversammlung des „Ukrainischen Vereins“ im Wichernsaal der Lutherpfarrei in Singen vieles Routine. Nichtsdestotrotz – da waren sich alle Anwesenden einig – war es ein für die Stadt und Region bedeutendes Ereignis.
„Die Menschen haben hier eine enorme Gastfreundschaft erfahren“, sagte Evgenij Starchak vom Organisationsteam. Die Vereinsgründung sei nun der nächste Schritt zur weiteren Integration. Sein Zweck sei es, Menschen zusammenzubringen, die ukrainische Kultur zu unterstützen und anderen Akteuren der Integrationsarbeit beratend zur Seite zu stehen. Zusammen mit den regionalen Vereinen sollen zudem interkulturelle Angebote und Veranstaltungen auch über Singen hinaus entstehen. „Das Ziel des Vereins ist nicht, an der Stadtgrenze zu stoppen“, sagte Starchak. Angesprochen seien die Menschen im gesamten Landkreis.
Eine Gemeinschaft mit Vorbildcharakter
„Wir werden heute Zeugen einer bedeutenden Vereinsgründung“, betonte Singens Bürgermeisterin Ute Seifried. Vor dem Angriff auf die Ukraine lebten bereits rund 200 ukrainestämmige Menschen in Singen. Seit Ausbruch des Krieges seien über 600 hinzugekommen. Sich um so viele Menschen zu kümmern schaffe die Stadt nicht ohne die Hilfe von Ehrenamtlichen wie vom Verein InSi. „Wir freuen uns sehr, dass jetzt ein ukrainischer Verein entsteht.“ Auch der zum Versammlungsleiter ernannte Torsten Kalb, Fachbereichsleiter Jugend, Soziales und Ordnung der Stadt Singen, zeigte sich erfreut über den neuen Verein: „Es ist für uns eine große Ehre, dass die Gründung hier stattfindet.“
Stefan Schlagowsky-Molkenthin, Integrationsbeauftragter Singens, lobte die Zusammenarbeit mit der ukrainischen Gemeinde in der Stadt. Er habe die Ukrainer als sehr organisationsstark, vorausschauend, klug agierend und offen erlebt. „Die ukrainische Gemeinschaft hat in vielerlei Hinsicht Vorbildcharakter.“
Ein neues Mitglied in der Vereinsfamilie
Bernhard Grunewald, Vorsitzender des Vereins InSi, drückte darauf aufbauend seine Hoffnung aus, dass der neue Verein den Weg in die Familie der Singener Vereine findet und diesen Vorbildcharakter in die Vereinsgemeinschaft einbringt. Durch Kooperation biete sich die Möglichkeit, Menschen zu begegnen und sich gegenseitig zu unterstützen. „Wir laden Euch ein. Macht mit in diesem Netzwerk 'Wir in Singen'.“
Die historische Beziehung zwischen Singen und der Ukraine betonte Carmen Scheide, die ehrenamtlich in der Betreuung der Partnerschaft mit der Stadt Kobeljaky in der Ukraine aktiv ist. Während dem 2. Weltkrieg arbeiteten ukrainische Zwangsarbeiter in Singener Firmen. Sie erinnerte an die Bemühungen des Ehrenbürgers Wilhelm Waibel, der ebenfalls bei der Vereinsgründung anwesend war, diese Geschichte aufzuarbeiten und seinen Einsatz für Entschädigungen. „Er hat sich sein Leben lang für Frieden und Versöhnung eingesetzt. Das ist etwas, was wir heute wieder brauchen.“
Der Vorstand des neuen Vereins
Den Abschluss der Versammlung bildete die Wahl der Vorstandschaft, die durch die Bank einstimmig verlief. Zum Vereinsvorsitzender wurde Evgenij Starchak gewählt, seine Stellvertreter sind Vitalii Tomniuk und Mark Gerber. Schriftführer wurde Daniel Gerber und Kassiererin Olha Orlova. Zu Beisitzern gewählt wurden Mila Babkin, Yuliia Trester, Galina Gerber, Vasylyna Nespai und Viktor Chepur.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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