Klare Ansagen zum Radolfzeller Neujahrsempfang
Gemeinsam als Stadtgesellschaft die Herausforderungen angehen

OB Simon Gröger mit dem Gastredner des diesjährigen Neujahrsempfangs im Radolfzeller Milchwerk, Dr. Lothar Sebastian Krapp von der Universität Konstanz, der spannende Einblicke in das Thema Künstlicher Intelligenz bot. | Foto: Oliver Fiedler
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  • OB Simon Gröger mit dem Gastredner des diesjährigen Neujahrsempfangs im Radolfzeller Milchwerk, Dr. Lothar Sebastian Krapp von der Universität Konstanz, der spannende Einblicke in das Thema Künstlicher Intelligenz bot.
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Radolfzell. So kann ein neues Jahr gut beginnen: Fast bis auf den letzten Platz besetzt war das Radolfzeller Milchwerk zum traditionellen Neujahrsempfang der Stadt. Der begann wegen so vieler Neujahrswünsche und Handshakes auch wieder etwas verspätet, wurde aber von der Stadtkapelle unter der Leitung von Kuno Rauch um so schwungvoller eröffnet. Gespannt waren da alle, wie Radolfzell in dieses 2024 gehen wird, bei dem so viele Herausforderungen angesagt sind.

"Was für ein Jahr", begann OB Simon Gröger einen kurzen Rückblick, ein Jahr, in dem auch die große Politik keine Antworten mehr auf die aktuellen Herausforderungen habe. "Was für ein Jahr" auch für Radolfzell. Auf der einen Seite sei man in vielen Punkten vorangekommen, etwa bei der Digitalisierung der Schulen, mit neuen Modellen für die Kinderbetreuung, um die Engpässe abzubauen, mit Weichenstellungen für den Sport. Bei den Spielplätzen in der Stadt hat sich auch viel getan. Die Stadt werde auch auf mehr Gemeinschaftsangebote setzen: Die neue Markolfhalle in Markelfingen sei ein Meilenstein, ein neues Dorfgemeinschaftshaus für Böhringen soll im Zuge der Ortskernsanierung entstehen, sehr froh sei man über den Zuschussbescheid für die Gemeindescheune in Güttingen, an die man nun rangehen könne.

Auf der anderen Seite habe er die plötzliche Schließung des Standorts von BCS, einem Autoteilezulieferer, als sehr schmerzhaft empfunden. Ein schwerer Schlag sei auch die vorzeitige Schließung des Krankenhauses gewesen und die Entscheidung des Gesundheitsverbunds, einen Klinikneubau in Singen anzugehen. Gröger dankte an dieser Stelle den Mitarbeitenden für ihren jahrzehntelangen Einsatz, den man auch besonders wertschätzen wolle. Die Stadt wolle das Krankenhaus wieder in seinen Besitz nehmen und strebe eine möglichst medizinaffine Nutzung an diesem Standort an, kündigte Gröger an. Für diesen Weg brauche man Einigkeit im Gemeinderat.

Wie sich das veränderte Kundenverhalten auf die Innenstädte auswirkt, machte Gröger durch die Entscheidung fest, die große Geschäftsstelle der Sparkasse aus der Altstadt heraus an den Hörikreisel verlegen zu wollen. Das werde die Stadt trotz eines Gegenvorschlags auch positiv begleiten. "Wir haben eine besondere Altstadt", betonte Simon Gröger. Deshalb habe man mit dem Gemeinderat auch ein Sofortprogramm für mehr Grün und Aufenthaltsqualität gestartet, das auch schnell für Veränderungen sorgen soll. Des Weiteren werde man das Umfeld des Bahnhofs in diesem Jahr planerisch in den Mittelpunkt stellen, denn diese Flächen hätten sehr viel Potenzial, auch für eine Stärkung der Innenstadt. Hier seien Parkbereiche, gewerbliche Nutzung wie auch die Möglichkeit für weitere medizinische Angebote angedacht. Es solle daraus ein Mehrwert für die Stadt entstehen, ist die klare Zielsetzung.

Und auch mit dem Thema Wohnraum und der Gründung einer eigenen Wohnbaugesellschaft soll es 2024 weiter gehen, allerdings mit der Frage, ob sich Radolfzell das leisten kann und wie. Hier wolle man mit dem Gemeinderat aus dem Planen in diesem Jahr ins Tun kommen, kündigte Gröger an. Beim "Leisten" war der OB denn auch im Haushalt für das kommende Jahr angekommen, der aus seiner Sicht schon viel besser sei als der des gerade vergangenen Jahres. Auch dank markant gestiegener Gewerbesteuereinnahmen, die in 2024 von 18 auf 23 Millionen Euro steigen sollten, bekomme man in der laufenden Verwaltung ein "schwarzes Ergebnis" hin. Es sei damit sogar möglich, Schulden abzubauen. Geplant sei, die Pro-Kopf-Verschuldung drastisch zu senken, von 167 Euro auf dann nur noch 66 Euro.

Gröger schloss seine frei gehaltene Rede mit einem Blumenstrauß an das Ehrenamt in der Stadt. Es sei großartig, was hier mit viel Herzblut und mit einem ehrlichen Engagement geleistet werde. "Wir sehen das als Verpflichtung, dieses Engagement nicht nur wertzuschätzen, sondern aktiv zu unterstützen." Darauf, dass man gemeinsam die Herausforderungen mit der Beteiligung der BürgerInnen bestehe, setzte Gröger dann auch in seinem Ausblick, der auch schon mal zum Stadtjubiläum 2026 mit den Schwerpunkten Musik, Kultur und Sport reichte.

Einen faszinierenden Einblick in das viel diskutierte Thema künstlicher Intelligenz lieferte der junge Dr. Lothar Sebastian Kapp von der Universität Konstanz in seinem Festvortrag. Die gar nicht so neue Technologie, die durch "Chat GPT" im letzten Jahr massiv ins Rampenlicht rückte und für viel Euphorie sorgte, reiht Kapp von seiner Bedeutung her ihn eine ähnliche Dimension wie die Erfindung der Dampfmaschine ein. Die wurde Auslöser der industriellen Revolution, zeige aber aus heutiger Sicht auch die ganzen Risiken des Fortschritts auf. Noch könne künstliche Intelligenz nur das, was ihr die Menschen beibrächten, könne selbst nicht kreativ werden. Kochen könne sie auf jeden Fall nicht, denn das Chaos einer Küche könne sie nicht bewältigen, führte Krapp eindrucksvoll auf. Am Ende verwies er noch in einem Werbeblock auf das Projekt "KI macht Schule", das auf Spendenbasis als bereits bundesweites Netzwerk in Schulen diese bahnbrechende Technologie und einen verantwortungsvollen Umgang damit vermitteln will.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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