Ausblick ins Jahr 2025
Wie in Zukunft Perspektiven entstehen können
Kreis Konstanz. Die vergangenen Jahre waren geprägt von Herausforderungen. Da stellt sich schnell die Frage, wie es weitergehen kann. Das WOCHENBLATT hat mit Menschen aus verschiedenen Gesellschaftsbereichen gesprochen, wie sie Perspektiven eröffnen möchten.
Heike Dobutowitsch, Schuldnerberatung Diakonie Bezirk Konstanz: "Die Schuldnerberatung an sich ist eine Arbeit, die Perspektiven eröffnet", erklärt Heike Dobutowitsch. Die eigenen Schulden zu regulieren, ermögliche den Betroffenen einen wirtschaftlichen Neuanfang. Seit die Dauer des privaten Insolvenzverfahrens Ende 2020 von sechs auf drei Jahre verkürzt wurde, sei die Zeit bis zur Schuldenfreiheit auch besser zu überschauen. Nur: "Eigentlich braucht es mehr Personal", so Dobutowitsch. „Die Wartezeiten sind landesweit lang.“ Bei der Diakonie beträgt sie sieben bis acht Monate, wenn nichts „existenzbedrohendes“, wie Miet- oder Stromschulden, vorliegt. Ein Lichtblick für Heike Dobutowitsch: Das Personal in der Schuldnerberatung soll 2025 aufgestockt werden. (ak)
Benjamin Mors, Bürgermeister von Steißlingen: Benjamin Mors ist Bürgermeister der Gemeinde Steißlingen, Kreisrat und Vorsitzender des Gemeindetags Kreis Konstanz und hat damit aus politischer Sicht verschiedene Blickwinkel. „Was wir als Gesellschaft vor allem schaffen müssen, ist die Gratwanderung zwischen Realismus und Optimismus“, sagt er. Einerseits müssen die Probleme erkannt und angesprochen werden – er nennt als Beispiele die Gesundheitsversorgung, Infrastruktur und Digitalisierung. Andererseits dürfe man angesichts der Baustellen nicht in Pessimismus und Tatenlosigkeit verfallen. Eine aktive Rolle dabei sieht er bei sich hauptsächlich in seiner Funktion als Bürgermeister. Dann geht es vor allem um Kommunikation: „Wir können im Kontakt mit Unternehmen sein und fragen, was sie bei der Infrastruktur brauchen.“ Bei anderen Themen – beispielsweise Gesundheit – sind höhere Stellen zuständig. „Da sind wir dann im Gespräch, sprechen die Dinge an und hoffen, dass es gute Lösungsvarianten gibt.“ (tol)
Michael Fritz, Papier Fritz in Stockach: Was braucht es für mehr Perspektive im Jahr 2025? Auf die Frage antwortet Einzelhändler Michael Fritz prompt: „Vieles.“ Allem voran wünsche er sich mehr Dankbarkeit und Eigeninitiative, „statt nur nach dem Staat zu rufen“. Als weiteres Schlagwort nennt er die Entbürokratisierung: Viele Kleinigkeiten summieren sich für ihn als Selbständigen zu einem enormen Zeitfresser. Seit 2025 müssen beispielsweise elektronische Kassensysteme beim Finanzamt gemeldet werden. Trotz allem werde er optimistisch bleiben. „Ich kann in meinem Umfeld mit gutem Beispiel vorangehen“, unterstreicht er. „Und mein Betrieb steht gut da.“ Das werde auch 2025 so bleiben, ist er überzeugt. (ak)
Manuela Trapani, Theaterregisseurin aus Hilzingen: "Erst einmal möchte ich das Jahr ruhig angehen lassen", sagt Manuela Trapani. Man müsse selbst in diesen Zeiten, sowohl privat als auch außenpolitisch, sehr darauf schauen, bei sich zu bleiben und auf sich zu achten. "Ich merke bei mir selbst, dass je älter man wird, desto mehr wird von einem abverlangt, sich selbst zu sortieren. Man muss selbst auch in vielen Momenten innehalten, ohne daran zu denken, ständig in einem Rad gefangen zu sein und nicht mehr dort rauszukommen." Man sollte immer zuversichtlich bleiben und nicht den Kopf in den Sand stecken, meint sie. "Und nicht denken, dass man selbst nichts ändern kann, da man im Kleinen so vieles ändern und bewegen kann." (pf)
Dirk Oehle, Vorsitzender der IG Singen Süd: "Persönlich steht an allererster Stelle die Gesundheit mit einer Portion Frieden", meint Dirk Oehle. "Dies hat für mich in letzter Zeit an Wichtigkeit zurückgewonnen, wie es seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall war." Er wünsche sich von allen Menschen, dass die Aggressivität wieder etwas heruntergeht und das zwischenmenschliche Miteinander wieder verstärkt wird. "Für mich ist es das A und O, dass jeder mal wieder anfängt, einen Spiegel vor sich zu halten und sich reflektiert", so der Vorsitzende. "Was wir als IG Singen Süd tun können, ist das Netzwerken und dadurch die Verbundenheit des Unter- und Miteinanders in der Region zu stärken. Generell sollte jeder selbst das Heft des Handelns nehmen, da wir uns viel zu oft auf andere Leute verlassen." (pf)
Heinz Vogel, Pfarrer und Leiter der Seelsorgeeinheit St. Radolt und Stockach: Wenn es um die Frage nach Perspektiven geht, zitiert Pfarrer Heinz Vogel gerne den verstorbenen Aachener Bischof Klaus Hemmerle: "Die Zeichen des Heiles sind stärker als die Zahlen des Unheils." Diese Worte sollen den Menschen davor bewahren, trotz Herausforderungen die Hoffnung nicht aufzugeben und fordern dazu auf, die Zukunft aktiv zu gestalten. "Die Lebenszeit ist etwas, das mir anvertraut und geschenkt ist", sagt Pfarrer Vogel. "Dazu braucht es eine Aktivität und nicht einfach nur ein Zurücklehnen." Und welche Möglichkeit sieht er für sich, Perspektiven zu schaffen? "Das Erste ist, Menschen zuzuhören", ist Heinz Vogel überzeugt. "Die Art und Weise, wie wir einander zuhören, kann schon Perspektiven oder Räume eröffnen." Die Menschlichkeit spielt hier für den Pfarrer eine große Rolle: "Wir können einander keine Krankheiten abnehmen, aber wir können füreinander da sein und einander stärken." (tol)
Autor:Redaktion aus Singen |
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