Interessantes Doppel im Museum Engen
Stoffe im Raum und Fabriken in der Nacht
Engen. Ein recht spannendes Ausstellungsdoppel hat das Engener Museum & Galerie noch bis Mitte Juni zu bieten. Zwei künstlerische Welten, die nicht gegensätzlicher sein könnten, und die in ihrer speziellen Abstraktion doch wieder zusammengehören sind die "Lichter" von Celso Martínez Naves aus Freiburg im "Forum Regional", und die "Blickwinkel" von Velia Dietz, die von der "Stubengesellschaft Engen" als besondere Entdeckung präsentiert wird.
Die "Lichter" des aus Spanien spannenden Celso Martinez Naves leuchten sozusagen aus der Nacht heraus und es sind zumeist künstliche Lichter. Eine Welt, der die Natur abhandengekommen sei, eine Welt, die dem natürlichen Licht den Rang abgelaufen hat, ein "hässliches Europa", befand Laudator Richard Schindler, der hier auch in den Raum stellte, dass sich die Welt in ihrer Dramatik in den letzten 30 Jahren nicht verändert habe. Freilich lobte er den Künstler ob seiner Beharrlichkeit, sich seinem Thema in einer ständigen Fortsetzung schon so lange zu widmen. Ein anderer Laudator, Dr. Hans-Dieter Fronz, hatte in einer früheren Ausstellung auf den Zustand des Transfers hingewiesen, den Naves hier in seinen Bildern sozusagen festhalten wolle, fast um im Bild diesen Transfer anhalten zu wollen, indem die Malerei einen Stillstand erzeugt. Naves malt Industrieanlagen, Flughäfen, Tankstellen, Bahnhofsanlagen, die Großstadtstraßen. Es sind diese menschengemachten Welten, in denen die Natur tatsächlich Störfaktor ist. Bilder, die auch in den seltensten Fällen die Anwesenheit von Menschen ertragen, außer gelegentlich aus der Distanz. Es ist dieser Abdruck der Zivilisation unserer Gegenwart, Orte, die irgendwo, aber auch nirgendwo sein können. Naves ist kein "Jäger" solcher Szenen, sie begegnen ihm irgendwo auf der Welt, wo er halt gerade ist. Aus dem Foto-Notizbuch entstehen die Bilder im Atelier. Er betreibt keine Glorifizierung dieser künstlichen Welten, aber auch keine wirkliche Kritik. Man kann ihm leicht abnehmen, dass er mit diesen finsteren Landschaften, die so lebensfeindlich wirken, eine Faszination verbindet. Es sind Bilder voller Farben, von der Nacht, von menschengemachter Umwelt, eine schöne Seh-Reise, die er da den Betrachtern möglich macht.
Ein Netzwerk aus Weggeworfenem
In ihrem zweijährigen Landesgraduiertenstipendium setzte sich die Künstlerin Velia Dietz kritisch unter anderem mit der Flut an ausgemusterten und weggeworfenen Materialien in einer immer vernetzteren und digitalen Welt auseinander. Was dabei herauskommt, kann man im Engener Museum ganz plastisch erleben. Sie hat hier ein wahrhaft faszinierendes Netzwerk aus Materialien "gestrickt". Ihre Arbeiten besetzen die Wände und den Raum symbolisch, sind gehängt oder hängen auch mal über der Treppe wie Planen. Die Kunst versteht sich durchaus als Mahnung, über den eigenen Umgang mit Plastik nachzudenken, auch wenn das der Grundstoff für ihre Kunst ist, die hier sich so beeindruckend in Szene setzen kann. Ein "Baum" aus Kontaktlinsen verdeutlicht zum Beispiel, wie viele Behälter man über die Jahre dafür verbraucht. Kaffee-Kapseln, die schon lange ein Synonym für zu viel Verpackung sind, baut sie zu neuen Konstruktionen zusammen. Und weil sie auch Textilkünstlerin ist, gibt es hier sogar "Kleider" zu entdecken im geheimen Raum des Museums. Die Ausstellungen gibt es noch bis zum 19. beziehungsweise 23. Juni zu bewundern.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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