Gemeinden arbeiten an der Integration
Die Lage hat sich entspannt
Engen/ Hegau. Gerade wird auf Bundes- und EU-Ebene darüber gestritten wie mit der Aufnahme neuer Flüchtlinge verfahren werden soll. Derweil hat sich im Hegau die Aufregung um die »Welle« von 2015/16 gelegt. Im Gespräch mit dem WOCHENBLATT berichten Engens Hauptamtsleiter Patrick Stärk und Integrationsbeauftragter David Tchakoura von ihren Erfahrungen aus den letzten Jahren. »Im Herbst 2015 waren die Sorgen der Engener groß, als das Landratsamt die ersten Flüchtlinge hier einquartierte«, erinnert sich Patrick Stärk. »Ich habe absolutes Verständnis für die damalige Haltung. Schließlich wirken neue Situationen im ersten Moment häufig beängstigend«, so Stärk.
Von Seiten der Stadt wurde versucht, gemeinsam mit den Anwohnern in Gesprächen diese Ängste zu mildern. »Spätestens nachdem die ersten Flüchtlinge da waren, waren die meisten Vorbehalte verschwunden«, erklärt Stärk. Aktuell leben etwa 240 Flüchtlinge in der Stadt. Damit liegt Engen, wie viele andere Hegau-Gemeinden über der aktuellen Quote, das heißt, dass vorerst nicht mit Neuankömmlingen zu rechnen ist. Dadurch hat sich die Lage beruhigt, und die Gemeinden können sich der Integration widmen. Dabei sind zwei Ebenen zu beachten. »Es gibt die globale Ebene, die das Zusammenleben in der Stadt betrifft, und es gibt die individuelle Ebene, die jeden einzelnen Flüchtling betrifft«, erklärt David Tchakoura.
Sein Aufgabengebiet als Integrationsbeauftragter der Stadt Engen betrifft den Blick auf die Stadt. Die individuelle Ebene mit dem Integrationsmanagement haben viele Gemeinden an das Landratsamt delegiert. »Wir arbeiten aber sehr eng zusammen, da wir als Stadt ja einen Überblick haben müssen, wie die Lage bei den Flüchtlingen ist, die bei uns leben«, so Tchakoura. Die Integrationsmanager erstellen mit jedem einzelnen Flüchtling einen individuellen Integrationsplan, dessen Ziel ist, dass die Flüchtlinge nach zwei Jahren soweit integriert sind, dass sie in allen Belangen ganz normal an der Gesellschaft teilhaben können.
Die Erfahrungen, die Tchakoura in seinem ersten Jahr als Integrationsbeauftragter gemacht hat, sind durchweg positiv. Die Veranstaltungsreihe »Unser buntes Engen«, die die über 70 Nationen vorstellt, die in Engen beheimatet sind, hat sogar einen Preis des Landes bekommen.
Die Idee dahinter ist, die Vielfalt der Kulturen in der Stadt zu feiern. Das betrifft nicht nur die Flüchtlinge. Begonnen hat die Reihe beispielsweise ganz bewusst mit einem italienischen Abend. »Ich bin für alle Migrantengruppen in der Stadt da, nicht nur für die Flüchtlinge«, betont Tchakoura. Von den 70 vertretenen Nationen machen nur rund 10 Stück diejenigen Länder aus, aus denen die Flüchtlinge kommen. Die Tatsache, wie groß das Interesse an den Veranstaltungen ist, zeigt für Tchakura: »Harmonisches Zusammenleben ist in Engen eine Realität und funktioniert gut.«
Und so sieht es in den anderen Hegau-Gemeinden aus:
In einer ähnlichen Größenordnung wie Engen bewegt sich Gottmadingen, wo rund 230 Flüchtlinge untergebracht sind. In Tengen gibt es zwei Gemeinschaftsunterkünfte des Landkreises. Darüber hinaus leben weitere Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung. Insgesamt sind es um die 60 Personen. In Gailingen leben knapp 70 Flüchtlinge. Rund 65 sind es in Mühlhausen-Ehingen. Viele Gemeinden rechnen nicht damit, dass sie in absehbarer Zeit Neuankömmlinge aufnehmen müssen.
Hilzingen liegt mit 150 Personen leicht unter der Quote und wird bis zum 1. August noch 20 weitere Personen aufnehmen. »Dann sind wir auch super im Plan, auch integratonsmäßig sind wir sehr gut aufgestellt«, so Hilzingens Bürgermeister Rupert Metzler.
- Dominique Hahn
Autor:Redaktion aus Singen |
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