Bahnhof Engen
"Arroganz" der Bahn schränkt Sanierungsmöglichkeiten stark ein

Am Bahnhof Engen ist nicht nur das Gebäude sanierungsbedürftig. Durch die Verzögerung der Arbeiten der Deutschen Bahn ist die Stadt allerdings in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. | Foto: Anja Kurz
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Engen. Der Bahnhof in Engen ist ziemlich in die Jahre gekommen und sollte eigentlich auch schon längst saniert werden. Möglichkeiten zur Umgestaltung stellte Stadtbauamtsleiter Matthias Distler am Donnerstag, 22. Juni, dem Ausschuss für Technisches und Umwelt zur Kenntnisnahme vor. Für besonders viel Unmut unter den Gemeinderäten sorgte hierbei die Planungsunsicherheit durch die Deutsche Bahn.

Denn durch das Zeitfenster eigener Baumaßnahmen der Deutschen Bahn zwischen 2026 und 2027 an dem Bahnhof sind die Möglichkeiten der Stadt für die geplante Sanierung und den Umbau der Bushaltestellen stark eingeschränkt. Die Deutsche Bahn arbeite bereits seit dem Jahr 2009 an einem Bahnhofsmodernisierungskonzept, das 2019 hätte abgeschlossen werden sollen, so Distler auf Rückfrage des WOCHENBLATTs zu diesem Thema. Dazu gehöre auch die Möglichkeit für Reisende, die Gleise zu überqueren, durch einen Steg oberhalb oder einen Tunnel unterhalb. Nachdem die hier ursprünglich angedachte Planung fehlerhaft war, sei eine neue Machbarkeitsstudie zu dem Schluss gekommen, dass eine Überquerung mit Aufzug, ähnlich wie in Gottmadingen, die Lösung sein solle.

Der Gegenvorschlag der Stadt, das schon vorhandene Fuchsloch an der eher südlichen Seite des Steiges mit einer Treppenbreite von 1,6 Meter statt der geforderten 2,2 Meter auszubauen, wurde abgelehnt. Da mit einer Verdoppelung der Fahrgastzahlen gerechnet werde, sei dies nicht ausreichend. Also bleibt es bei der überirdischen Querung, welche an der eher nördlichen Seite des Bahnhofs ihren Platz finden soll. Dabei stört Matthias Distler jedoch, dass die Deutsche Bahn nicht "angemessen auf den Ort reagiert" und stattdessen auf Standardlösungsvarianten zurückgreife. Durch die Verzögerung könne man frühestens 2026 mit den Arbeiten beginnen.

Umgestaltung zum Busbahnhof

Allerdings hängt an genau diesen Arbeiten auch das Verkehrskonzept, das in der Bahnhofstraße umgesetzt werden soll. Beispielsweise wäre ein Busbahnhof mit acht Haltestellen denkbar, wodurch alle aktuell vorhandenen erhalten werden könnten. Dort könnten Busse auch direkt ihre Ruhezeiten verbringen. Die Sanierung koste "locker zwei bis drei Millionen Euro", um das tragen zu können, brauche man die entsprechenden Fördergelder aus dem Sanierungsprogramm, in dem sich der Bahnhof noch befindet. Der Förderzeitraum läuft Ende 2028 aus. Wenn bis dahin noch nicht mit den Arbeiten begonnen wurde, sind die Gelder weg. Das wird in dieser Variante jedoch durch die Arbeiten der Deutschen Bahn beinahe unmöglich, etwa dadurch, dass die beiden Projekte dicht beieinander gebaut werden müssten. Damit hinge man am Zeitfenster der Bahn und könnte frühestens 2026 beginnen, so Distler.

Als Variante stellte er deshalb einen etwas kleineren Busbahnhof hinter dem Seehas-Center vor, sodass dieser Teil der Bahnhofstraße dann für Busse und Fußgänger vorbehalten wäre. Dort wären nur zwischen fünf bis sechs Haltestellen möglich. Zusätzlich bräuchte es einen Ausweichpunkt mit einer Wende- und zwei Haltemöglichkeiten, damit Busse während ihrer Ruhezeiten nicht im Weg sind. Dieses Konzept gelte es nun mit Verkehrsplanern und anderen Stellen abzustimmen. Sollte dies nicht möglich sein, wäre man dann beim Bau tatsächlich an die Bahn gebunden.

Außerdem stehe die Sanierung des Bahnhofsgebäudes an, welches an Attraktivität gewinnen soll, zum Beispiel durch ein gastronomisches Angebot. Hierfür könnte dann auch der Platz vor dem Bahnhof genutzt werden. Bei den Parkplätzen stehe ebenfalls ein Umbau an. Ein Parkhaus sei allerdings in diesem Fall nicht möglich, aufgrund der mindestens notwendigen Größe, erläuterte Matthias Distler im Rahmen der Sitzung. Eine weitere Variante wäre eine Tiefgarage, bei der noch fraglich sei, ob diese wirtschaftlich wäre.

Misstrauen gegenüber Planung der Bahn

In der anschließenden Diskussion stellte Bürgermeister Johannes Moser die Funktionsfähigkeit des Aufzugs infrage und verwies auf die vielen Ausfälle in Gottmadingen. Unter dem Aspekt der Barrierefreiheit sei die nicht im Sinne der Betroffenen. Er hoffe darauf, für den Bau eines Busbahnhofes eine Verlängerung der Fristen im Sanierungsprogramm zu erreichen. Hier bis Ende 2028 abgerechnet zu haben, schätze er als unrealistisch ein und rechne nicht einmal damit, dass die Bahn tatsächlich 2028 fertig sein würde.

Der Engener Gemeinderat Bernhard Maier kritisierte die "Arroganz" der Deutschen Bahn. Diese blockiere die Stadt immens und er sei sich sicher: "Wir kriegen den Aufzug nicht vor 2030." Unter diesen Aspekten herrschte der Konsens, dass ein Ausbau der Haltestellen gegenüber des Seehas-Centers im Moment die realistischste Variante sei. Letztendlich bleibe aus Sicht Mosers nur diese, auch wenn sie weniger optimal sei: "Aber dann könnten wir anfangen."

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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