Leben auf dem Gnadenhof
Wo Tiere in Not ein glückliches Zuhause finden
Stockach. Können Tiere zuversichtlich sein? Darum lässt sich trefflich streiten. Auf dem beschaulichen Hofgut Braunenberg, westlich von Hindelwangen, haben sie aber auf jeden Fall Aussicht auf ein glückliches Leben. Der von Katharina Büttiker gegründete Gnadenhof bietet rund 30 Eseln, 30 Pferden, vier Schafen, vier Ziegen und vier Enten eine Heimat.
„Ich war von Kindesbeinen an Tierschützerin“, sagt die in Franken aufgewachsene Hofgründerin. „Ich bin mit Eseln aufgewachsen, schon mein Vater war ein großer Tiernarr.“ Später zog es sie in die Schweiz, was ihrem Einsatz für das Tierwohl allerdings keinen Abbruch tat. Dort gründete die Galeristin zusammen mit weiteren Selbstständigen, Journalisten, Juristen, Bänkern und mehr den Animal Trust. Viel Aufmerksamkeit brachte ihnen die Rettung und Umsiedlung zweier Bären in den Bärenpark im thüringischen Worbis.
Katharina Büttiker erinnert sich: „Plötzlich bekamen wir viele Anfragen für Tiere, die keinen Platz mehr hatten.“ Inklusive einiger Pferde. „Wir haben alle wie verrückt gesucht und haben dann in der Zeitung ein Inserat gefunden für einen Hof bei Stockach.“
Sie kaufte den Hof mit dem Gedanken, ihn anderen zur Verfügung stellen zu können. Eine Idee, die sie heute als naiv betrachtet. Stattdessen wurde sie zur Verantwortlichen – bis sie das Coronavirus erwischte und ihr Sohn Maximilian übernahm.
Der sieht in dem Gnadenhof nicht nur Zuversicht für die Tiere: „Sie haben hier ihre Freunde gefunden und sind glücklich.“ Der Kontakt mit ihnen bringe aber auch Menschen Freude und Zuversicht. „Wir arbeiten mit der Kulturbrücke zusammen“, sagt er. Sie organisiert und begleitet Besuche von geflüchteten Kindern. “Es bringt Mensch und Tier zusammen.“ Eine Familie aus der Ukraine ist ebenfalls hier untergekommen. Die Eltern arbeiten auf dem Hof, die Tochter geht zur Schule.
Wer mit Katharina und Maximilian Büttiker ins Gespräch kommt, der merkt schnell, wie gerne sie über ihre Schützlinge sprechen. Etwa über das Shetlandpony Bärbel. „Bärbel hatte vier krumme Beine. Sie lief auf den Knochen“, erzählt Katharina Büttiker. Ihre Besitzerin, eine „alte Dame“, war schwer krank und konnte sich nicht um das Tier kümmern. Die Einschätzung des Tierarztes, das Tier einschläfern zu müssen, akzeptierte sie nicht. Stattdessen ging es zum Hof Braunenberg, wo sich ein Therapeut mit viel Geduld den krummen Beinen annahm. Zur Freude der Tierschützerin: „Heute sieht man fast nichts mehr. Sie führt ein wundervolles Leben.“
Dies ist nur eine von vielen Geschichten über Tiere in Not, denen auf dem Gnadenhof ein glückliches Leben ermöglicht wird. Dies ist aber auch mit Kosten verbunden. 4.000 Euro bis 5.000 Euro kostet es pro Tier und Jahr. „Wir würden uns über Unterstützung freuen“, sagt Katharina Büttiker. Und Sohn Maximilian ergänzt: Die Stiftung achte darauf, dass Spenden an der richtigen Stelle ankommen. Also direkt bei den Tieren.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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