Vierter Stockacher Businesstreff
Mit welcher Energie geht es in die Zukunft?
Stockach. Austauschen, Netzwerken und Informieren: Das ist der Dreiklang hinter dem Stockacher Businesstreff, der am Donnerstag, 24. Oktober, zum bereits vierten Mal stattfand. Die Infoblöcke von verschiedenen Rednerinnen und Rednern standen dabei unter dem vielfältigen Stichwort „Energieversorgung“.
Als Auftakt wurde ein Einblick in die Heizanlage des Stockacher Krankenhauses angeboten. Unter dem 2022 fertiggestellten Bettenhaus befindet sich eine mit Holzpellets betriebene Heizzentrale. Die versorgt nicht nur das Krankenhaus, sondern auch weitere benachbarte Gebäude, wie die Grundschule, über ein 800 Meter langes Wärmenetz.
Energiewende bringt Herausforderungen und Chancen
Weiter ging das Programm dann im Bürgerhaus Adler Post. Dort begrüßte Bürgermeisterin Susen Katter die Gäste und kannte einige Gesichter schon aus den vorherigen Businesstreffs: „Das zeigt, dass es diesen Austausch braucht und dass er erfolgreich ist.“ Den Wandel in der Energieerzeugung und den steigenden Bedarf bezeichnete Katter als große Herausforderung. Aber: „Jede Herausforderung birgt auch eine Chance.“
Unmittelbar damit befasst sind die Stadtwerke Stockach, wie deren Geschäftsführer Jochen Stein verdeutlichte. Der stellte die „Fünf D’s der Energieversorgung“ vor: Dekarbonisierung, Dezentralisierung, Digitalisierung, Diversifizierung und Demographie. Ergänzt werde das noch von der Frage der Finanzierung. Denn Wandel bedeute auch große Investitionen: Allein 50 Millionen Euro müssten beispielsweise in das Stromnetz fließen, um es für viele kleine Stromerzeuger fit zu machen, so Stein. Finanziell sehe er die Stadtwerke dank städtischer Investitionen gut aufgestellt.
Als Anbieter von Glasfaserinternet kooperieren die Stadtwerke mit der TeleData, einem Unternehmen aus Friedrichshafen. In einem Vortrag stellte deren Mitarbeiter Philipp Scheeff die Angebote von TeleData vor, die ihm zufolge Telefonie, Internet, Netzwerke und Clouds auch mit hohen Sicherheitsstandards anbieten könne.
Auffallend in roten Oberteilen und vielzählig unterwegs waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Manfred Welsch GmbH. Deren Geschäftsführerin Sandra Welsch-Fischer stellte das Portfolio des Unternehmens vor. Neben dem Vertrieb von Mineralölprodukten ist die GmbH auch im Bau und Service von Heizungen und Tankanlagen aktiv. Um Wärmepumpen in Bestandsgebäuden effizient zu nutzen, könne es beispielsweise sinnvoll sein, diese mit Gas in einer Hybridanlage zu installieren, berichtete die Geschäftsführerin. Das Unternehmen gehört als einer von 35 Gesellschaftern zum AVIA-Verbund. Dadurch umfasst das Produktportfolio auch den synthetischen Kraftstoff HVO (Hydrogenated Vegetable Oils; übersetzt: hydrierte Pflanzenöle).
Energie aus Frittenfett?
Auf die beiden Kraftstoff-Alternativen HVO und E-Fuels ging Markus Brunner, Regionalleiter des UNITI Bundesverbands des Energie Mittelstands, näher ein. HVO ist ein synthetischer Kraftstoff aus Altöl und Altfett, der Diesel und Heizöl zu 100 Prozent ersetzen könne. E-Fuels werden mithilfe von Strom aus Wasser und CO2 hergestellt. Für Bereiche, in denen sich Strom nicht oder nur schwer als Energieträger eigne, seien diese „green fuels“ eine Option. Die lassen sich ihm zufolge auch mit fossilen Energieträgern mischen, wodurch sich Ölheizungen mit einer Rate von 65 Prozent erneuerbarer Energie betreiben lassen, erklärte Brunner.
Viel Hoffnung als Energie der Zukunft ruht auf dem Bereich Wasserstoff. Der Verein H2 Regio SBH+ setzt darauf seinen Schwerpunkt, wie Mitgründer Christian Klaiber ausführte. Vereinsziel sei es die Transformation zu einer Wasserstoffwirtschaft zu begleiten und zu fördern. Das betreffe zum Beispiel die Entwicklung von Produkten und Anwendungen rund um Wasserstoff. Dazu habe das ehrenamtlich organisierte Netzwerk verschiedene Testumgebungen für die Mitglieder geschaffen. Mit dabei sind zahlreiche Unternehmen, wie die Stockacher ETO, aber auch Kommunen, etwa Singen und Stockach, sowie der Landkreis Konstanz.
Schwer wiegt für die Region, dass das Wasserstoff-Kernnetz die Region Südbaden nicht erreicht. Zwar wurde nachträglich eine Leitungsstraße von Basel nach Waldshut in das Kernnetz aufgenommen, Klaiber sprach trotzdem von „großen Lücken in der Wasserstoff-Versorgung“. Der schwierige Transport des Stoffs sei da noch eine zusätzliche Herausforderung, weshalb es einen Elektrolysestandort zur eigenen Herstellung von Wasserstoff in der Region geben soll. Das Problem: Es gebe wenig Förderungen. Auf Landesebene etwa seien laut Christian Klaiber bereits drei von vier Förderprogrammen aus dem Haushalt gestrichen worden.
Durchblick im Förderdschungel
Ganz der Arbeit mit Förderprogrammen verschrieben hat sich indes die Energieberatung Wikenhauser & de Rossi. Nikolas Wikenhauser stellte die Grundidee vor: Als Berater behalten sie die sich ständig verändernden Fördermöglichkeiten im Blick. Statt direkt mit den Kunden zu arbeiten, kooperieren sie mit den Handwerker-Unternehmen. Diese können dann ihren Kunden nicht nur den Ausbau, sondern auch gleich noch über die Energieberatung das Beschaffen der passenden Fördermittel anbieten.
Abschließend blickte Regina Schlecker, Wirtschaftsförderin in Stockach, auf die nächsten Termine. Der nächste Businesstreff werde im März oder April bei Green Places in Stockach stattfinden. Außerdem steht die Gewerbeschau "Himmel+Hölle" in Anlehnung an die Gewerbegebiete Himmelreich und Hölle in Aussicht, am 25. Mai 2025.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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