Nach der Verurteilung im Jahr 2023
Die "Kubicki-Eimer" sind jetzt eingelagert

Das Gremium des Hohen Grobgünstigen Narrengerichts gemeinsam mit Bürgermeisterin Susen Katter vor der Einlagerung des Strafweins von Wolfgang Kubicki | Foto: Philipp Findling
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  • Das Gremium des Hohen Grobgünstigen Narrengerichts gemeinsam mit Bürgermeisterin Susen Katter vor der Einlagerung des Strafweins von Wolfgang Kubicki
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Stockach. Auch wenn der Beklagte von 2023, Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki, nicht persönlich anwesend sein konnte, so war es trotz allem ein besonderer Moment, als dessen Strafwein am Donnerstag, 25. Juli im Weinkeller des Stockacher Narrengerichts eingelagert werden konnte. Doch nur bei diesem Akt blieb es an diesem Abend nicht.

In Anwesenheit von Bürgermeisterin Susen Katter wurde dieser von Narrenrichter Jürgen Koterzyna zunächst ein wenig die Historie des Weinkellers erklärt, ist es doch ihre erste Einlagerung, die sie in ihren Amtswürden erleben durfte. Dabei verriet der Narrenrichter auch, dass der Keller zum 675-jährigen Jubiläum im Jahr 2026 als Besenwirtschaft dienen soll, so wie er es vor langer Zeit bereits tat. Katter selbst zeigte sich auch etwas mehr als fünf Monate nach ihrer ersten Stockener Fasnet begeistert von den Leistungen des Gremiums. "Diese lange Tradition hier mit dem Narrengericht ist mehr als beeindruckend." Dabei hoffe sie auch, dass sie zur Besenwirtschaft 2026 kommen dürfe.

Edle Tropfen des Bundestagsvizepräsidenten

Die eigentliche Hauptperson an diesem Abend, Wolfgang Kubicki, der damals lediglich im dritten Anklagepunkt, der Gefährdung der politischen Kultur, schuldig gesprochen wurde, konnte jedoch aus terminlichen Gründen nicht bei der Einlagerung seiner Strafweine dabei sein. "Dies hat er mir halbwegs glaubhaft vermitteln können", erzählte Jürgen Koterzyna. Worüber jedoch sowohl er als auch seine Gremiumskollegen staunten war, wie schnell der Beklagte von 2023 den Wein dem Hohen Grobgünstigen Narrengericht lieferte. "Das ist nicht selbstverständlich", beteuerte der Narrenrichter.
Dabei handle es sich bei diesem Strafwein um ein ganz neues Strafmaß, den "Kubicki-Eimer", sprich drei Eimer Wein plus 30 Liter zusätzlich, da der damalige Beklagte immer alles dreimal so groß mache, als es sei. Das Sylter Vesper als weiteres Strafmaß stehe noch aus, seine Resozialisierungsmaßnahme als Eintänzer habe er bereits in der närrischen Nacht im Bürgerhaus mit (jungen) Stockacherinnen vollzogen.
Umso edler jedoch waren die Tropfen, die der FDP-Politiker zukommen ließ. Dabei fanden sowohl der fruchtig-frische Sauvignon blanc des rheinhessischen Weinguts Biegler & Brand, als auch der vollmundige mallorquinische Rotwein Macia Batle Anada, den Gremiumsmitglied Frank Walter selbst vor Kurzem auf selbigen Weingut der Baleareninsel degustieren durfte, nur lobende Worte bei den seit Jahrzehnten genusserprobten Gerichtsnarren.

Neue Ämter im Narrengericht bekleidet

Nach der Degustation und vor der Einlagerung wartete jedoch noch ein weiterer, nicht gerade unwichtiger Programmpunkt auf das Gremium, musste nach dem Rückzug von dem an diesem Abend abwesenden Wolfgang Reuther doch noch ein neuer Kläger ernannt werden. Dies wird, nach 14 Jahren im Amt des Fürsprechs, Michael Nadig. "Ich kam mir in dieser Zeit immer vor wie der Jürgen Klinsmann des Narrengerichts, der wo immer hätt gwinne welle", scherzte der neue Kläger. Dabei blickte er auch auf die besonderen Momente zurück wie den Ausflug 2023 nach Berlin, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Stockacher Narren persönlich im Schloss Bellevue empfing. Da er oft von der Bevölkerung über sein Amt befragt wurde, erzählte er diesen immer "Ich kann nicht klagen." Damit sei jetzt Schluss.
Da nun jedoch die Position des Fürsprechs und Chef des Protokolls wieder offen war, galt es auch diese neu zu besetzen. Dabei entschied man sich laut Narrenrichter Jürgen Koterzyna bei Christoph Stetter für jemanden, der sich als Wahlkreisbüroleiter des CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung "bestens in den Politbüros im wilden Berlin auskennt". Stetter selbst zeigte freue sich sehr auf sein neues Amt im Narrengericht, so sei die Messlatte für ihn doch "sehr hoch gesetzt". Für ihn sei es eine große Ehre, nun für hoffentlich nicht so viele Eimer sorgen zu dürfen, sagte er mit einem Augenzwinkern. "Schon als kleines Hänsele war ich sehr bühnenwild", gestand der neue Fürsprech. Umso beeindruckender sei es für ihn, nun dort oben zu sitzen, wo es einem schonmal "eiskalt den Rücken herunterlaufen" könne. Dabei hoffe er in Zukunft auf witzige wie auch hitzige Wortgefechte mit Nadig. "Dann geschehe, was Recht ist."

Im Anschluss an diese erfreulichen Verkündungen wurden die "Kubicki-Eimer" von den Gerichtsnarren sowie der Bürgermeisterin Susen Katter offiziell eingelagert, wobei sie hier von Jürgen Koterzyna zu hören bekam, dass jeder Wein hier eine Geschichte habe, so auch einen halben Eimer Wein, welchen die Laufnarren einst dem Narrengericht liefern mussten.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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