Kritische Haltung zu Ablachtalbahn-Reaktivierung
Die Berlingerstraße bekommt eine Bahnschranke
Stockach. Eigentlich ging es um eine außerplanmäßige Vergabe für die Anbringung einer Bahnschranke, in der vergangenen Gemeinderatssitzung in Stockach. Doch daraus wurde auch gleich eine Grundsatzdiskussion über die Reaktivierung der Ablachtalbahn zwischen Stockach und Mengen.
Aktuell fährt die Ablachtalbahn zwischen Mai und Oktober mit sechs Personenzügen pro Tag als Ausflugsbahn unter dem Namen "Biberbahn" auf dieser Strecke. Mit einer Reaktivierung als Nahverkehrszug würden das noch deutlich mehr Fahrten werden. Auf dem Weg dorthin steht auch der Ausbau der Bahnübergänge an, nun etwa zeitnah die Beschrankung des Bahnüberganges bei der Tuttlinger Straße.
Die Berlingerstraße stehe eigentlich in der Prioritätenfolge deutlich weiter unten. Doch weil der Übergang räumlich sehr nahe gelegen ist, habe es von der Ablachtalbahn das Angebot gegeben, beide Schrankensysteme zeitgleich anzubringen, um Synergieeffekte bei Planung und Bau zu erzielen, informierte Ordnungsrechtsamtsleiter Carsten Tilsner. Bisher ist der Übergang "nichttechnisch gesichert durch eine der Übersicht auf die Strecke angepasste Geschwindigkeit und Pfeiffen", so die Beschreibung in der Vorlage.
Schranken in der Berlingerstraße werden als wünschenswert eingeschätzt, wegen des recht hohen Verkehrs auf der Straße und wegen der Lärmbelästigung für die Anwohner. Die Kosten für beide Schranken belaufen sich auf 70.000 Euro, die Stadt Stockach würde sich hier mit der Hälfte beteiligen, was laut Sitzungsvorlage als "kostengünstig" eingeschätzt wird.
Test für Bahnstreckenbetreiber
Bürgermeisterin Susen Katter nahm mit ihrer kurzen Wortmeldung im Anschluss eigentlich die spätere Diskussion voraus: Das Projekt Ablachtalbahn sei sehr umstritten, die eine Hälfte sei dafür, die andere dagegen. Sie sehe den Bau der Schranken vorrangig auch als Test, um zu sehen, wie die Betreiber der Bahn arbeiten, ob also etwa die Schätzung der Kosten realistisch ist. Diese einmalige Möglichkeit sollte man ihrer Meinung nach nutzen.
Denn Sinn der Bahnschranke aus den Gründen der Verkehrssicherheit und der Lärmbelästigung stimmten die Gemeinderätinnen und -räte weitgehend zu. Wolf-Dieter Karle (Freie Wähler) hob den Aspekt der Sicherheit noch heraus: Es sei nach seinem Wissen schon drei- bis viermal zu fast Zusammenstößen zwischen Autos und Zug gekommen. Weiter sei er gespannt, wie die aktuell laufende Kosten-Nutzen-Untersuchung für die Strecke ausfallen werde.
Aus Sicht von Christoph Stetter (CDU) schaffe der Betreiber der Ablachtalbahn "immer mehr Fakten" für die Reaktivierung. Währenddessen sei aber noch eine Reihe von Fragen offen, weswegen er bei dem Projekt insgesamt vorsichtig sei.
Der Vorschlag aus dem Gremium auch gleich die Bahnübergänge von Zizenhausen und Hoppetenzell mit Schranken zu versehen, wurde abgewiesen. Laut Tilsner seien diese beiden Stellen nicht mit den geplanten Maßnahmen kombinierbar.
Zur Diskussion über Sinn und Unsinn der Ablachtalbahn warf Susen Katter ein: "So viel haben wir da gar nicht zu entscheiden als Stadt Stockach." Wenn es die Fördermittel dafür gebe, werde das Projekt kommen. Wenn nicht, dann nicht. Zur Forderung eines besseren ÖPNVs, gerade in ländlicheren Gebieten, sagte sie: "Ich bin an einer Lösung." Das Problem sei ihr durchaus bewusst und eine "Herzensangelegenheit", die Arbeit an einem Bürgerbus laufe aktuell im Hintergrund.
Zur Abstimmung stand nun letztlich die Beteiligung an den Kosten für die neue Bahnschrankenanlage an der Berlingerstraße und die Genehmigung einer außerplanmäßigen Ausgabe hierfür in Höhe von 40.000 Euro. Die Räte stimmten zu, bei zwei Enthaltungen.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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