Kunst per Spritze für das Ärztehaus
"Ein bisschen Humor gehört dazu"

Zwölf der im Jahre 2001 praktizierenden Ärzte entschieden sich dazu, sich in dem Relief verewigen zu lassen, von unten nach oben: Internist Dr. Hans-Dieter Rodewyk, Hautarzt Dr. Volker Lungershausen, Kinderärztin Dr. Gisela Wittner, Ärztehausgründer und Neurologe Dr. Robert Ehret, Kinderarzt Dr. Ulf Degenhard, Apotheker Dr. Hans Wittner, Neurologe Dr. Andreas Kern, Masseur Peter Overhamm, Urologe Dr. Andreas Müller, Gynäkologe Dr. Edo Geier, Zahnarzt Dr. Walter Goller und Radiologe Dr. Christian Zwicker. Der "Geist aus der Flasche" ist Andrea Fischer, damals Gesundheitsministerin. | Foto: Kim Kroll
  • Zwölf der im Jahre 2001 praktizierenden Ärzte entschieden sich dazu, sich in dem Relief verewigen zu lassen, von unten nach oben: Internist Dr. Hans-Dieter Rodewyk, Hautarzt Dr. Volker Lungershausen, Kinderärztin Dr. Gisela Wittner, Ärztehausgründer und Neurologe Dr. Robert Ehret, Kinderarzt Dr. Ulf Degenhard, Apotheker Dr. Hans Wittner, Neurologe Dr. Andreas Kern, Masseur Peter Overhamm, Urologe Dr. Andreas Müller, Gynäkologe Dr. Edo Geier, Zahnarzt Dr. Walter Goller und Radiologe Dr. Christian Zwicker. Der "Geist aus der Flasche" ist Andrea Fischer, damals Gesundheitsministerin.
  • Foto: Kim Kroll
  • hochgeladen von Anja Kurz

Singen. Dass sich Medizinerinnen und Mediziner verschiedener Ausrichtung gemeinsam in einem Gebäude niederlassen, ist heute nicht unbedingt etwas Ungewöhnliches. Was das Ärztehaus Singen aber nach wie vor zu etwas Außergewöhnlichem – wenn nicht gar Einzigartigem - macht, ist ein Werk des bekannten Bodmaner Künstlers Peter Lenk, das seit gut 23 Jahren die Fassade ziert.

Die Idee dazu kam von dem Hautarzt Dr. Volker Lungershausen. Zwölf der damals hier praktizierenden Mediziner sowie die damalige Gesundheitsministerin Andrea Fischer sind in der Plastik "Ärztespritze" verewigt, mit für deren individuelle Arbeit typischem Werkzeug: ein Zahnarzt mit Zange, der Röntgenfacharzt mit Röntgenbildern, Kinderärzte mit Baby und Schnuller in der Hand. Und alle hängen, sitzen oder räkeln sich um die titelgebende Spritze.

"Ich ging davon aus, dass sie ein Denkmal für ihren Berufsstand wollen", erinnert sich Künstler Lenk, der einige der bekanntesten Skulpturen im Landkreis – darunter die Imperia im Konstanzer Hafen – geschaffen hat.

Nicht alle Ärzte waren damals bereit, für die Lenk-Plastik als Modell herzuhalten. Das Projekt wurde kontrovers diskutiert, erinnert sich Dr. Thomas Ehret, Sohn des Gründers und aktueller Verwalter des Ärztehauses. Am Ende entschieden sich fünf Ärzte, nicht für das Kunstwerk Modell zu stehen und sich den Spaß entgehen zu lassen.

Widerstand gegen den Widerstand

Beinahe wären es sechs gewesen, erinnert sich Peter Lenk. Dem Internisten Dr. Hans-Dieter Rodewyk sei von Frau und Tochter verboten worden, dabei mitzumachen. Dieser habe sich aber den Wünschen der Damen widersetzt, erklärt Lenk: "Er hat gesagt: 'Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben widersprochen. Ich mache das für meine Enkel.' "
Und so ist es gekommen. Heute ist Rodewyk in der Plastik ganz unten mit betenden Händen zu finden.

Der Künstler vermutet, dass die Unwilligen Angst davor hatten, anstößig dargestellt zu werden. Doch am Ende war es nur eine Person, die ohne Kleidung dargestellt worden ist: Die Gesundheitsministerin Fischer, die als Flaschengeist die Flüchtigkeit symbolisiert. Denn die Grünen seien, so Lenk, dafür bekannt, schlagartig die Meinung zu ändern, wenn sie gewählt worden sind. Und dann seien sie auch schnell wieder weg.

In Erinnerung geblieben ist Peter Lenk die Reaktion auf die "Ärztespritze": "Die Ärzte haben sich gefreut, sie waren zufrieden", sagt er. Zwar gebe es in Singen auch "Banausen", aber: "Ein bisschen Humor gehört dazu."

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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