Nick Stanforth im Constellium Gemeinschaftshaus
"Ich habe keine Angst vor KI. Ich habe Angst vor Menschen, die KI anwenden"

Foto: Sebastian Ridder

Singen. Wie umgehen mit der Angst, von künstlicher Intelligenz ersetzt zu werden und welche Chancen bietet sie? Der britische Unternehmensberater Nick Stanforth liefert fünf Antworten auf diese Fragen mit seinem Vortrag: "Menschliche Kompetenzen im Zeitalter von künstlicher Intelligenz" im Constellium Gemeinschaftshaus. Mit seinem Unternehmen Progress Factors in Stockach berät er Kunden aus ganz Europa. In seinem Beitrag zur Vortragsreihe des Vereins, Singen aktiv Standortmarketing, erläutert er, wie Mitarbeitern Angst genommen und Mut gefasst werden kann, damit möglichst alle von KI profitieren.

Stanforth beginnt mit einem beruhigenden Hinweis: "Künstliche Intelligenz geht ohne den Mensch nicht und andersherum." Er verweist auf das Prinzip: "Garbage in Garbage out"(GiGo). Ein Leitsatz aus der Informatik, der besagt, dass Rechner bei falschen Eingaben sehr wahrscheinlich auch schlechte Ergebnisse liefern. Demnach würden Mitarbeiter auch nicht von Programmen ersetzt, sondern höchstens von Konkurrenten, die besser mit KI umgehen können, so der Unternehmensberater.

So kommt Stanforth auch zu seinem zweiten Punkt: Die Anwendung von KI muss gefördert werden. "Wir können nicht gegen KI arbeiten. Sie wird kommen", sagt er. Stanforth plädiert dafür Mitarbeiter nicht alleine zu lassen, wenn es um die Auseinandersetzung mit der Anwendung von Tools und Programmen geht. Ebenso sollten Firmen seiner Meinung nach Förderungen von Staats- und Verbandsseite erhalten.

KI generiert mehr Arbeitsplätze, als sie vernichtet

Das KI auch schlechte Nachrichten hervorbringen kann, zeigt der Future of Jobs Report des Weltwirtschaftsforums. Laut dem sollen durch KI nämlich bis 2030 Stellen in Millionenhöhe gestrichen werden. Doch auch darauf hat Stanforth eine Antwort in seinem dritten Punkt. Denn der gleiche Report zeigt auch, dass durch KI noch mehr Stellen geschaffen werden. Deswegen plädiert er in seinem vierten Punkt dafür sich nicht von solchen Meldungen runterziehen zu lassen, sondern mit Mut und Schwung neue Potentiale anzusteuern. Schließlich ist, laut Stanforth, die Anwendung von KI noch in ihren Kinderschuhen, sodass gezielte Einsätze und Ungewissheiten sich nun mal nicht immer trennen lassen.

Zuletzt weist Stanforth noch darauf hin, dass die Auseinandersetzung mit KI kein einmaliger Prozess ist. Immerhin lernen nicht nur die Programme, sondern auch konkurrierende Arbeitnehmer und Firmen jeden Tag dazu, so der Unternehmensberater, "Mann muss am Puls der Zeit bleiben." Hemmungen abbauen, gezielte Anwendung, Risiken erkennen und Vorteile nutzen sind die Punkte die sich durch seinen Vortrag ziehen und die er so auch zum Schluss nochmal betont.

Anwendung von KI in Singen

Stanforth arbeitet selbst mit seiner Firma Progress Factors und eigenen Tools daran Unternehmen in der Förderung von KI-Anwendungen zu beraten. Für ihn unterscheidet sich die Offenheit dafür unter den einzelnen Menschen nicht, wie er sagt. Was aber unterschiedlich sei, sei die aktive Förderung von Staaten, so Stanforth. "Manchmal muss man das auch ein bisschen mehr von der Regierung fördern", antwortet der Unternehmensberater auf die Frage, ob wir in Deutschland dafür denn genug tun.

Der Bereichsleiter Personaladministration bei Conrady, Alexander Sauer, saß im Publikum. Er fühlt sich zwar nicht allein gelassen bei der Auseinandersetzung mit KI auf der Arbeit, von staatlicher Seite spüre er aber nichts. In seinem Bereich werde KI bisher noch unstrukturiert für Texte angewendet, so Sauer. Von dem Vortrag konnte er mitnehmen, Mitarbeiter mehr an die Hand zu nehmen, um zusammen und zielgerichtet von KI zu profitieren. Ähnlich geht es den Ärzten Frithjof Blessing und Jonas Schmidt vom MVZ Labor Prof. Blessing Singen. Sie wenden KI für Bildgebungsprogramme an. Für sie wurde deutlich, dass es wichtig ist, gerade ältere Kollegen in der Anwendung nicht alleine zu lassen, so die Ärzte.

von Sebastian Ridder

Autor:

Redaktion aus Singen

3 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.