Hidden Champions einer Industriestadt
Da steckt Singen drin!
Singen. Ein Auto, eine Uhr, eine Rolle Backpapier: Diese drei Dinge sind aus dem Alltag fast nicht mehr wegzudenken. Und in jedem davon könnte ein Stück Singen stecken. Die Stadt ist nicht nur durch die Ansiedlung von Großunternehmen stark gewachsen, sondern bietet durch „Industrie“ in ihrer städtischen DNA perfekte Bedingungen auch für mittelständische Unternehmen.
Wefa
Die Wefa (kurz für Werkzeugfabrik) hat als ursprüngliches Tochterunternehmen der Alu Singen dabei irgendwie ein bisschen von beidem – groß und mittelständisch - in sich. Gegründet wurde das familiengeführte Unternehmen 1972 von Bruno Maier in einer Werkstatt in Rielasingen-Worblingen. Heute ist Wefa eigenständig und ein gerne angeführtes Beispiel für die Hidden Champions der Stadt: als Weltmarktführer im Bereich der beschichteten Strangpresswerkzeuge, die beispielsweise in der Automobil-Industrie eingesetzt werden. Der Hauptsitz in Singen wurde dabei in den 80ern aus gutem Grund gewählt und beibehalten, unterstreicht Dr. Joachim Maier, der zusammen mit seinem Bruder Oliver Maier die Geschäftsführung innehat. Eine gute logistische Anbindung über die A81, ausreichend Platz im Industriegebiet und Fachkräfte machten und machen die Stadt attraktiv.
Auch die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung zeichnet Singen für Joachim Maier aus: „Der Standort ist es gewohnt, dass Industrie da ist und versucht da auch immer Lösungen zu finden.“ Davon zeugt etwa das von der Stadt geförderte Reallabor mit der HTWG Konstanz, das Wefa mit initiiert hat und die Transformation zur grünen Industriestadt voranbringen will. Auch die Arbeit des Standortmarketings Singen aktiv wirkt sich positiv aus, indem es die Vernetzung und den Austausch der Unternehmen untereinander fokussiert und erleichtert.
Elma
Ein Beispiel für die Kooperation zwischen Unternehmen ist die "Cantina" beim Nachbarbetrieb Elma (kurz für Elektrische Maschinen), wo auch die Wefa-Mitarbeitenden in der Mittagspause essen können. Elma wurde 1948 von Hans Schmidbauer in Singen gegründet, der die erste Maschine zur Reinigung von Uhrwerksteilen entwickelte und patentierte. Heute gibt es wohl keinen Uhrmacher auf der Welt, der Elma nicht kennt. Mit der Zeit erweiterten Ultraschall- und Dampfreinigung, Reinigungsanlagen und die eigene Produktion von Reinigungschemie das Portfolio. Die Reinigungsgeräte von Elma sind an vielen Stellen zu finden – unter anderem beim Optiker oder Juwelier, im Tattoostudio, aber auch im Krankenhaus.
„Singen ist der Standort, wo alles angefangen hat, wo wir bleiben und auch weiter ausbauen wollen“, steht für Hans Schmidbauers Schwiegertocher Cornelia und Enkelin Mirja Schmidbauer fest, die heute zusammen als geschäftsführende Gesellschafterinnen auf der Kommandobrücke stehen. Besonders lobte Mirja Schmidbauer die Zusammenarbeit mit der Stadt: „Singen ist für die Industrie ausgelegt und die Stadt pflegt hier die gute und konstruktive Zusammenarbeit.“
Einen entscheidenden Beitrag leiste hier auch das Standortmarketing Singen aktiv durch Weiterbildungsformate, die Beteiligung an der Standortentwicklung und Vernetzung der Unternehmen: „Man hat an vielen Stellen das Gefühl, dass man gemeinsam diesen Standort voranbringen möchte.“ Für die Elma Familie ist es wichtig, hier auch etwas zurückzugeben: Das Schülerforschungszentrum etwa wurde von Mirja Schmidbauer mit aufgebaut und Cornelia Schmidbauer ist Teil der Bürgerstiftung.
Fora
Gerade frisch in Singen angekommen ist die Fora (kurz für Folienfabrik Radolfzell). Das Unternehmen gehört zum niederländischen Konzern "Pack-It" und verarbeitet Aluminium- und Frischhaltefolie sowie Backpapier von größeren Einheiten zu den Rollen, die im Supermarkt gekauft werden können. Der Umzug aus Radolfzell ist knapp ein Jahr her und hatte pragmatische Gründe: Das Gebäude hätte modernisiert werden müssen, befand sich aber mitten in einem Wohngebiet. „Das ist ein schönes Gelände für Wohnungen, aber einfach nicht interessant für eine Fabrik“, so Jerry de Munnik, Geschäftsführer bei Fora.
Anders sieht das in Singen aus, wo sich mitten im Industriegebiet einige positive Effekte für das Unternehmen ergeben: Der neue Standort und das modernisierte Gebäude habe laut Jerry de Munnik bereits neues Personal angelockt. Es gebe Betriebe, die die Abfälle weiterverarbeiten können, Lager und Logistik konnte an das Nachbarunternehmen Transco abgegeben werden. „Singen ist eben eine echte Industriestadt. Und da passen wir gut rein.“
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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