Finale der achten Vesperkirche
"Wunderbare Zeit der Gemeinsamkeit"

Alle Hände voll zu tun hatten die Organisatoren und ehrenamtlichen Helferteams während der zweiwöchigen Vesperkirche: 1050 Liter Kaffee, 525 Kuchen, 150 Kisten Wasser und 4.285 Essensmahlzeiten wurden ausgegeben. | Foto: Bernhard Grunewald
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  • Alle Hände voll zu tun hatten die Organisatoren und ehrenamtlichen Helferteams während der zweiwöchigen Vesperkirche: 1050 Liter Kaffee, 525 Kuchen, 150 Kisten Wasser und 4.285 Essensmahlzeiten wurden ausgegeben.
  • Foto: Bernhard Grunewald
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Singen. Mit einem würdigen, segensreichen und aufmunternden ökumenischen Abschlussgottesdienst in der vollbesetzten Lutherkirche, dem sich ein wiederum gemeinsames Mittagsmahl anschloss, endete am Sonntagmittag, 26. Januar, nach zwei intensiven Wochen der Gastlichkeit, der Gemeinschaft und des Geborgenseins die achte Vesperkirche.

Diese seit 2016 bestehende und weiterentwickelte Tradition, bei der jeder Gast ein warmes Mittagessen, Kuchen und ein warmes oder kaltes Getränk gegen einen selbstbestimmten Obolus bekommen kann, wird federführend vom Arbeitskreis Christlicher Kirchen (ACK) im Zusammenwirken mit der Singener Tafel, vielen Singener Unternehmen, der Stadt Singen mit den technischen Diensten sowie unverzichtbaren irdischen Heerscharen an ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern veranstaltet.

Bemerkenswert und bedeutsam war für alle Verantwortlichen 2025 die nochmalige Steigerung der Besucherzahlen: „Soviel neues Publikum wie noch nie, mit einer zunehmenden Zahl an Stammgästen“, meinte Vesperkirchen-Urgestein Ulrich Kaiser. Einer Schätzung Udo Engelhardts zufolge, Leiter der Tafel in Singen und der Tafeln im Landkreis Konstanz, „ist die Zahl der Gäste mit wenig Geld in diesem Jahr auf etwa 50 Prozent gestiegen“. In seiner Bilanz ist ein Grundsatz des Helfens - „Einem Anderen geben, was er braucht: Ein Stück Brot, ein Lächeln, ein offenes Ohr“ - in der Vesperkirche 2025 „sehr intensiv gelebt worden. Alle Gäste wurden angenommen, wie sie sind, alle wurden gleich begrüßt, jeder war gleich viel wert“.

Auch Oberbürgermeister Bernd Häusler, mehrfach Gast im Kirchenschiff, sieht „eine ganz großartige Gemeinschaft dieses Jahr, durchmischt von Menschen, die mehr oder weniger Glück im Leben hatten“. Sabine Bieber, „Eure Stimme aus der Mitte“, hielt fest: „Wir haben eine wunderbare Zeit der Gemeinsamkeit wieder erleben dürfen. Keine Frage nach Herkunft, Glauben, Alter, Einkommen. Einfach zusammen sein und sich respektieren. Das ist das Besondere an der Vesperkirche. Die Menschlichkeit.“

Zahlreiche Foto-Eindrücke von Renate Schweikart aus den letzten beiden Wochen unterstrichen ihre Worte, ebenso der beeindruckende Rückblick von Günter Dreher, Karin Burger, Claudia Graf und Christina Schwager. Gemeinsam mit Marietta Huntscha, Pfarrer i.R. Bernhard Knobelspies und Pfarrerin Andrea Fink-Fauser wurde eine eindringliche Fürbitte vorgetragen. Ihre Predigt erinnerte daran, dass ein gemeinsames Essen mit Jesus „selbst beim skrupellosen Steuereintreiber Zachäus einiges in Bewegung gebracht hat“. Er hatte seine Würde verloren, mochte so nicht weiterleben, spürte Sehnsucht nach Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Gerechtigkeit - „Sehnsucht danach, Mensch zu sein.“ Die Hälfte seines Reichtums schenkt er den Armen, zu Unrecht erworbenes Geld zahlt er mehrfach zurück. „Aus Freude, nun den Weg gefunden zu haben, der sich stimmig, der sich richtig anfühlt.“

Sich mit Menschen auf gute Art zu verbinden, sich für Andere einzusetzen, „deren Würde immer wieder infrage gestellt wird“, daran erinnert nun ein kleines hölzernes Erinnerungszeichen als Geschenk alle Vesperkirchen-Besucher: eine Würdetafel, erstellt vom Team Pirmin, auf der eine Krone eingebrannt ist als Zeichen der Würde von Anbeginn. Claudia Graf lud alle Anwesenden zum Mitsingen ein „Du bist gesegnet; ein Segen bist Du“, worauf sich die Menschen an den Tischen erhoben. Herzlichen Applaus aller gab es für die einfühlsame musikalische Umrahmung des Gottesdienstes durch den Chor „Sisinga“ des Hegau-Klinikums unter Leitung von Conny Heggemann, ebenso für das Tages-Team im Service mit der Gastmahl-Gruppe, der Bau-Treuhand BZH, Mitgliedern der Friedenskirche, dem Katholischen Männerkreis St. Elisabeth und vielen Einzelhelfern.

Beifall gab es auch für das selbstlose Angebot regionaler Friseure, kostenlose Haarschnitte anzubieten - nahezu gemäß jenem Motto, welchem die Neuapostolische Kirche laut Günter Dreher 2025 folgt: „Es ist Zeit, Gutes zu tun.“ Dazu zählt ein neues Format als kommendes ökumenisches Angebot: ein „Erzählrunde“ über 90 Minuten, welches im Café Horizont stattfinden soll - Flyer hierzu stehen parat.

Autor:

Bernhard Grunewald aus Singen

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