Sehr starkes Interesse an Vortragsnachmittag der DLRG Steißlingen mit Forschern
Steißlinger See als Forschungslabor zum Klimawandel

DLRG Vortrag | Foto: Auf ein sehr starkes Intersse stieß der Vortragsnachmittag der DLRG Steißlingen, die dazu einige Forscher eingeladen hatte, welche aktuell den Steißlinger See untersuchen. swb-Bild: dlrg
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Steißlingen. Am letzten Samstag startete im neuen Feuerwehrhaus in Steißlingen die Vortragsreihe „Aktuelle und vergangene Forschungsarbeiten am Steißlinger See. Die DLRG Ortsgruppe hatte zusammen mit Theresa Grunwald vom Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam den Nachmittag organisiert. Mehr als 100 Zuhörer fanden sich ein. „Für mehr wäre im Raum gar kein Platz gewesen!“, freute sich Manuel Seidel als Vorsitzender der DLRG Ortsgruppe. Er danke auch ganz herzlich allen Sponsoren, die diese Veranstaltung erst ermöglicht hatten.

Theresa Grunwald, M.Sc., startete mit „Der Steißlinger See - Ein Zeuge des Klimawandels“. Sie brachte den Zuhörern die Bedeutung des Steißlinger Sees, in dem das Deutsche GeoForschungsZentrum Potsdam, gefördert von der europäischen Union, gegenwärtig ein Klimaforschungsprojekt durchführt, als wichtiges Geoarchiv näher.

Die derzeitig im See installierten Sedimentfallen, die an gelben Bojen befestigt sind, sammeln im 15 Tage Takt die auf den Seeboden sinkende Sedimente ein. Chemische Analysen an Wasserproben aus dem See, seiner Zu- und Abflüsse, Temperaturmessungen in verschiedenen Wassertiefen sowie die Bestimmung von Regenmengen sollen schlussendlich einen Überblick über die aktuelle Klimaeinflüsse auf den Steißlinger See liefern.

Vier Bohrkerne (je 8 Meter Gesamtlänge), die im September des letzten Jahres an der tiefsten Stelle des Sees gebohrt wurden, liefern Erkenntnisse über das Klima seit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 15.000 Jahren bis heute. Theresa Grunwald brachte hierzu auch Fotografien der Bohrkerne in Originalgröße mit, die große Begeisterung hervorriefen. Die jahreszeitlich „laminierten“ Schichten, in denen sich das abgelagerte Sediment des Steißlinger Sees darstellt, kommen nicht in jedem Gewässer vor. Laminiert heißt in diesem Zusammenhang, dass sich im See jeweils eine hellere Sommerlage und eine dunklere Winterlage teils mit bloßem Auge unterscheiden lassen. Diese bilden zusammen eine sogenannte Warve.

Ähnlich wie mit Jahresringen ist damit eine relativ genaue Bestimmung der Altersschichten möglich. Die aus diesen Schichten gewonnenen Daten, zum Beispiel die chemisch-physikalisch Zusammensetzung einzelner Bestandteile, lassen einen Rückschluss zu ob es wärmer/kälter war oder viel/wenig geregnet hat.

Dr. Franziska Pöschke von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg stellte im nächsten Vortrag das Projekt „Seezeichen“ vor, dass gemeinsam mit der Universität Bayreuth durchgeführt und dort von Dr. Benjamin Gilfedder betreut wurde. Das Thema war „Einfluss von Grundwasserzutritten auf die Temperaturschichtung im Steißlinger See“. Anschaulich wurde dargestellt, dass der Steißlinger See überwiegend von Grundwasser über Quellen gespeist wird (70-90 Prozent) und zudem besondere Temperaturschichtungen besitzt. Weniger Einfluss haben die Oberflächenzuflüsse aus dem Weitenried und dem Seeried. Ergänzt wurde der Vortrag von zwei Plakaten von Benjamin Gilfedder, der auch Fragen aus dem Publikum zum Thema Grundwasser beantwortete.

In der sich anschließenden Pause konnten die Zuhörer sich intensiv mit den Wissenschaftlern austauschen und sich anhand des Anschauungsmaterials ein eigenes Bild machen.

Prof. Dr. Manfred Rösch gab anschließend einen Abriss über seine Forschungen für das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg mit dem Titel „Der Steißlinger See – eine Perle in der Kette von Seen am Bodensee“. Anschaulich erklärte er welche Erkenntnisse man über den Verlauf der Siedlungsgeschichte insbesondere dem Weg von den Jägern und Sammlern zu mehr oder weniger sesshaften Ackerbauern gefunden hat und wie man die Ergebnisse versucht mit experimentalarchäologischen Versuchen zu unterlegen.

Dr. Jutta Lechterbeck, vom archäologischen Museum der Universität Stavanger in Norwegen stellte detailliert und interessant ihre Ergebnisse zur „Pollenanalysen im Steißlinger See“ vor. Sie erklärte, dass es am Steißlinger See bisher keine Beweise für Pfahlbausiedlung gab. Allerdings wurden anhand von Pollenfunden im Sediment des Sees Erkenntnisse über Waldnutzung und Ackerbau von der Steinzeit bis zur Römerzeit und den späteren Alamannen (verantwortlich für die Ortsgründungen mit Namensendung …-ingen) gewonnen. Im Mittelalter, bis zu einem Verbot im frühen 18. Jahrhundert, wurde der See zur „Hanfröste“ genutzt, die der Wasserqualität wohl arg zusetzte.

Weitere Informationen und Inhalte zu den Vorträgen werden im Laufe des Jahres am Steißlinger See ausgestellt. Informationen dazu gbit es bei der DLRG Steißlingen.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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