Erster "Aufguss" in der Färbe
So unentspannt kann Wellness sein

Dieter (sitzend, Elmar F. Kühling) verbringt das Wochenende mit seiner Affäre Mary und überraschenderweise auch mit seiner weiteren Nebenbeziehung Emilie (stehend, Magdalena Herzberg) in einem Wellnesshotel. Schon dadurch ist das Chaos vorprogrammiert. | Foto: Eric Bührer
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  • Dieter (sitzend, Elmar F. Kühling) verbringt das Wochenende mit seiner Affäre Mary und überraschenderweise auch mit seiner weiteren Nebenbeziehung Emilie (stehend, Magdalena Herzberg) in einem Wellnesshotel. Schon dadurch ist das Chaos vorprogrammiert.
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Singen. Mit der aktuellen Komödie "Aufguss" des Theaters "Die Färbe" gibt es auch nach der Fastnacht noch genug zu lachen. Das Stück von Autor René Heinersdorff wird in der Theaterkneipe von Regisseur Marcus Calivn und Dramaturgin Cornelia Hentschel inszeniert und feierte am Freitag, 16. Februar, seine Premiere. Worum es geht? Nun, eigentlich nur um eine Spende... Und um Kinder. Und darum, wie eindeutig Menschen aneinander vorbeireden können.

In der wohligen Szene eines Vier-Sterne-Wellness-Hotels, zwischen Sauna, Sanarium und Dampfbad, startet das Stück mit Mary (Alexandra Born) und Dieter (Elmar F. Kühling). Dass Dieter sich nicht endlich von seiner Ehefrau scheiden lässt, stellt hier die Liebesbeziehung der beiden zum wiederholten Mal auf die Probe. Hinzu kommt noch, dass Mary sich ein Kind wünscht, Dieter jedoch mit den zweien, die er schon hat, ganz zufrieden zu sein scheint. Nichtsdestotrotz möchte er ihr nicht vorenthalten, selbst Kinder zu haben und während das Paar kuschelnd über die gescheiterten Versuche und den fiktiven Sohn Horst sinnieren, eröffnet Dieter den wahren Grund dieser Auszeit: Er habe einen Samenspender für sie ausgesucht, der auch in das Hotel kommen würde. Ein Freund eines Freundes, Fitnesstrainer und Mathedozent an der Fernuni zu Hagen, auch genannt "The Brain". Allerdings missfällt es Mary doch sehr, dass Dieter sie zu diesem Wochenende also scheinbar nur eingeladen hat, "um einen Zuchtbullen auf mich zu hetzen".

Während sich die beiden dann zunächst zu einer Wellness-Einheit zurückziehen, tauchen Emilie (Magdalena Herzberg) und Lothar (Daniel Leers), Arzt einer Kinderklinik, auf. Auch sie sind gemeinsam in das Hotel gekommen, allerdings in einer anderen Konstellation: Emilie ist die "rechte Hand", die Assistentin des Arztes, der allerdings Linkshänder ist. Durch eine Indiskretion habe Lothar erfahren, dass Dieter Möller hier sein würde. Der erfolgreiche Waschmittelhersteller habe einen hervorragenden Geschäftsabschluss erzielen können und stand der Kinderklinik schon des Öfteren mit Spenden zur Seite - mit Geldspenden, versteht sich. Jetzt steht der Bau eines Infusionszentrums an, für das der Arzt sich den einen oder anderen, mehrstelligen Spendenbetrag von Dieter erhofft. Er will diese Angelegenheit in die eigene Hand nehmen, nachdem die Spendenthematik bislang Emilie gehandhabt hatte. Die verdeutlicht auch sogleich, dass Möller sich zwar für die Kinder der Klinik eingesetzt habe, aber dabei stets auf Trubel und Fotos mit Scheck verzichten wollte. Bis auf einen kleinen Eingriff sei er tatsächlich nie in der Klinik gewesen.

Wie sich dem Publikum so der Kontext dieser beiden ganz unterschiedlichen Spenden erschloss, war allmählich zu erahnen, welchen Weg diese Komödie nehmen würde. Während sich die Türen von Sauna, Sanarium und Dampfbad drehen und die vier einander nach und nach begegnen, wird langsam klar, dass sie einander zumindest nicht gänzlich unbekannt sind: Dieter und Emilie etwa führen eine Beziehung - keine Affäre, wie Emilie betont! -, also eine Beziehung neben der Nebenbeziehung, die der Verheiratete mit Mary führt.

Mit zielsicherer und nur scheinbarer Eindeutigkeit schaffen es die vier in verschiedenen Konstellationen immer wieder geschickt aneinander vorbeizureden, natürlich immer zum Thema der "einen" Spende. Während diese Unterhaltungen vor Direktheit nur so strotzen und trotzdem jeder von etwas anderem redet, sich ein Missverständnis an das andere reiht oder jeder nur das versteht, was er verstehen will, nimmt das Chaos seinen Lauf. Ein Chaos, das das Auftauchen von Alain (Fionn Stacey) nur noch verschlimmern kann. Zwar erreicht am Ende dann doch jeder sein Ziel, auf gewisse Weise. Aber es bleibt der Eindruck: Mit etwas mehr direkter Kommunikation wäre das alles einfacher gewesen.

Bis Ende März 2024 wird das Stück jeweils am Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Samstag aufgeführt, Beginn jeweils um 20.30 Uhr. Am Sonntag, 3. März, gibt es zudem eine Matinée-Vorstellung um 11 Uhr.

Autor:

Anja Kurz aus Engen

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