Wenn Schulen Hilfe brauchen
Schulförderverein - oder doch schon Unternehmen?

Mit dem Betrieb der Mensa kommt dem Schulförderverein in Eigeltingen eine besonders wichtige Rolle zu. Bis zu 400 Essen in nur zwei Stunden werden hier ausgegeben. Hinter der Theke (von links): Martina Fischer, Romina Wittle, Koch Bastian Blosczyk und der erste Vorsitzende des Schulfördervereins Bernd Meier. | Foto: Michael Wernersbach
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  • Mit dem Betrieb der Mensa kommt dem Schulförderverein in Eigeltingen eine besonders wichtige Rolle zu. Bis zu 400 Essen in nur zwei Stunden werden hier ausgegeben. Hinter der Theke (von links): Martina Fischer, Romina Wittle, Koch Bastian Blosczyk und der erste Vorsitzende des Schulfördervereins Bernd Meier.
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Kreis Konstanz. Neue Möbel, Klassenfahrten, Betreuung abseits der Unterrichtszeiten - an vielen Schulen im Landkreis werden solche Dinge durch Fördervereine unterstützt. Das WOCHENBLATT hat verschiedene Fördervereine angefragt und mit ihnen darüber gesprochen, vor welchen Aufgaben und Herausforderungen sie stehen.

In der 4.000-Einwohnergemeinde Eigeltingen gehen rund 650 Kinder und Jugendliche zur Schule, kommen teilweise aus Tengen, Radolfzell oder Sauldorf. „Das ist ein spannendes Verhältnis“, fasst Schulleiter Michael Wernersbach zusammen. Denn für die Gemeinde Eigeltingen wäre es schwer, Kosten und Organisation dafür komplett selbst zu tragen. „Der Förderverein leistet vieles, was eigentlich gar nicht im Aufgabenbereich von Fördervereinen liegt“, meint Wernersbach. An der Gemeinschaftsschule hat der Verein unter anderem zwei wesentliche Aufgaben übernommen: die Mensa und die Ganztagesbetreuung.

"Mittelständisches Unternehmen"

Der Förderverein wurde 1994 gegründet. Drei Jahre später wurde durch den Verein ein Mittagessen in der Sporthalle angeboten, zunächst für acht SchülerInnen. Heute gehen in der Mensa an einem Tag bis zu 400 Essen über die Theke. Weil Pächter die Mensa nicht wirtschaftlich betreiben konnten, übernahm der Förderverein 2022 die Mensa und beschäftigt inzwischen acht Angestellte: Einen Koch und sieben HelferInnen.

Mit seinen Angeboten möchte der Förderverein gleiche Rahmenbedingungen für alle Kinder schaffen. Daher ist die Ganztagsbetreuung kostenlos. Außerdem soll kein Kind mittags die Mensa ohne Essen verlassen müssen. Für das Mensaessen zahlen die Familien pro Mahlzeit 4,80 Euro. Ein Zuschuss der Gemeinde von zwei Euro pro Essen ergänzt das Budget des Fördervereins.

Doch gedeckt sind die vielen Ausgaben des Fördervereins damit nicht: Rund 40.000 Euro fließen pro Jahr in den Lohn für die 30 Betreuungspersonen. Ein Zuschuss des Landes aus dem Jugendbegleiter-Programm deckt daran 7.000 Euro. Das Personal der Mensa mitberechnet, lande der Verein bei etwa 160.000 Euro Personalkosten jährlich. Zusammen mit den Mitgliederbeiträgen und den Einnahmen aus Aktionen, wie dem jährlichen Martinsmarkt, könne man die Kosten decken, so der Schatzmeister des Vereins, Christian Ilg: „Wir landen am Ende bei einer schwarzen Null, aber das ist ein Kraftakt, das muss man ganz ehrlich sagen.“

Hinter den Aufgaben des Vereins stecke auch bürokratischer Aufwand. Während die Angestellten angemeldet und versichert sein müssen, gibt es in der Mensa beispielsweise Hygienekontrollen. „Die Menschen hier tragen die Verantwortung und stehen auch in der Haftung. Eigentlich ist das in meinen Augen gar kein Ehrenamt mehr, sondern ein mittelständisches Unternehmen“, betonte Michael Wernersbach. Und dennoch: „Ich glaube, Schule geht sehr wohl auch ohne Förderverein.“ Beispielhaft nennt er die Grundschule in Orsingen-Nenzingen. Dort gibt es allerdings Pläne, Anfang 2025 einen Förderverein zu gründen. Einen Förderverein zu haben, sehe er jedoch als Qualitätsmerkmal, so Wernersbach. (ak)

"Bank der Schule"

Im Engener Kernort unterstützt die Initiative Bildungsstandort Engen Bildungseinrichtungen. Etwa mit Neuanschaffungen - wie Getränkekästen, die unterschiedliche Verwendung finden. | Foto: IBE
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In Engen gibt es die Initiative Bildungsstandort Engen (IBE), die 2006 aus einer Elterninitiative heraus entstanden ist und im gleichen Jahr ein eingetragener Verein wurde. Sie tritt als Förderverein für sämtliche Bildungseinrichtungen im Kernort auf. "Damit ist das Ehrenamt hier in Engen ein Ganzjahresjob", sagt Martina Saalfrank, Vorstandssprecherin und Gründungsmitglied. Derzeit habe der Verein etwa 450 Mitglieder und aus deren Mitgliedsbeiträgen kommt der überwiegende Teil des Geldes, mit dem die IBE nicht nur die Bildungseinrichtungen unterstützt, sondern auch Familien unter die Arme greift.

Die Aufgaben des Fördervereins sind dabei vielfältig: Er hilft bei der Finanzierung von Projekten wie Lesungen, finanziert Neuanschaffungen wie Mundharmonikas für Erstklässler, beteiligt sich an laufenden Kosten - etwa beim Futter für die Tiere der Tier-AG am Gymnasium - und springt auch ein, wenn sich eine Familie den Schulausflug des Kindes nicht leisten kann. "Es ist ganzjährig was los", fasst Martina Saalfrank zusammen. Der Verein agiert dabei als eine "Bank der Schule", erklärt sie. Denn Schulen selbst dürften keine Bankkonten führen. Es braucht also einen Mittelsmann.

Dazu kommen dann auch Großprojekte, zum Beispiel als die IBE vor gut zwei Jahren für 12.000 Euro Sozialtraining für Lehrkräfte finanziert hat. Damals erhielt der Verein Unterstützung von der Dr. Karin Schädler Stiftung und den Rotariern. Dennoch: "Das war ein Großprojekt", resümiert die IBE-Vorstandssprecherin. Und auch die Beratung sieht sie als Teil ihrer Aufgaben. Denn viele Familien wüssten nicht, welche Möglichkeiten sie haben, staatliche Hilfe zu bekommen. So besteht beispielsweise die Möglichkeit, dass Schulausflüge über das Bildungspaket "Bildung und Teilhabe" finanziert werden können.

Eine der größten Herausforderungen sieht Martina Saalfrank in der Mitgliederwerbung. Sie sei bei jeder Einschulung mit dabei, um für den Förderverein zu werben und man verzichte bewusst auf Dinge wie Verkaufs- und Infostände etwa bei Straßenfesten, bei denen sich Mitglieder einbringen müssten. "Wir sind sehr niederschwellig", so die Vorstandssprecherin. Dennoch sei die Gewinnung von neuen Mitgliedern nicht einfach, sodass sie froh ist, wenn die aktuelle Zahl gehalten werden kann. (tol)

"Dienstleister für Betreuung"

Das "Grüne Klassenzimmer" ist eines der Aushängeschilder, die der Schulförderverein Hardbergschule angestoßen hat. | Foto: Gemeinde Rielasingen-Worblingen
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In Rielasingen-Worblingen wiederum gibt es gleich drei Schulfördervereine. Einer hiervon ist der Schulförderverein der Hardbergschule Worblingen mit deren Vorsitzenden Laura Haase und Anja Martin. Der Verein ist dort unter anderem verantwortlich für die Betreuung der Kinder zu den Kern- und Mittagszeiten durch Minijobber oder Teilzeitarbeiter.

„In den Kernzeiten von 7.15 bis 13 Uhr wird den SchülerInnen dort auch die Möglichkeit gegeben, entweder freie Spielzeit zu haben, oder auch etwas zu basteln“, erklärt Laura Haase. In der Mittagszeit werde unter anderem auch Hausaufgabenbetreuung angeboten. Im Bereich der Digitalisierung hat der Verein in der Schule die „Sdui-App“ integriert, worin Lehrkräfte unter anderem Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen können.

Auf die Frage, ob die Schule ohne den Förderverein denkbar wäre, antworten die Vorsitzenden mit einem klaren Nein. "Da der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung erst ab 2026 gilt, können sich Schulen diese aktuell nicht leisten", stellt Laura Haase klar. 

In den letzten Jahren hat auch der Schulförderverein Hardbergschule einige Projekte angestoßen, wobei hier das „Grüne Klassenzimmer“, sprich Unterrichtsräume im Freien, als Aushängeschild heraussteche. „Generell sollen die SchülerInnen durch unsere Arbeit die Möglichkeit haben, aus ihrem Schulalltag entfliehen zu können“, so Haase. Als Beispiel hierfür nennt Anja Martin „Dance for Kids“, was regelmäßig ausgebucht sei. Allgemein werde der Verein laut Laura Haase von der Gemeinde jährlich mit 5.000 Euro unterstützt.

Trotz all der Erfolge stehe man aber weiter vor gewissen Herausforderungen. Hierbei kritisiert Anja Martin unter anderem den Blick von außen auf den Verein. „Wir werden viel zu oft nur als Dienstleister für Betreuung gesehen als wirklich für das, was wir eigentlich leisten.“ Zudem werden 2025 keine Projekte umgesetzt, um sich intensiv mit der Frage, inwiefern der Förderverein bei der Umstellung auf Ganztagsbetreuung im Jahr 2026 noch als Arbeitgeber gebraucht werde, zu beschäftigen. (pf)

Autor:

Redaktion aus Singen

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