Wechsel bei den Poppele
Nach 33 Jahren sagt Zunftmeister Glunk Ade

- Auch wenn er sich zwischen dem Stroh wohlzufühlen scheint, ein Hoorige Bär wird Stephan Glunk nach seinem Abschied als Poppele-Zunftmeister nicht. Er möchte sich das Fasnetsspektakel zukünftig öfter vom Straßenrand aus anschauen.
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Singen. Über drei Jahrzehnte war Stephan Glunk Zunftmeister der Singener Poppele-Zunft. Doch nach der aktuellen Fastnacht sieht der pensionierte Lehrer die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen. Im WOCHENBLATT-Interview spricht er darüber, worauf er sich jetzt freut und was er der Zunft für die Zukunft wünscht.
WOCHENBLATT: Nach 33 Jahren Zunftmeister ist für Sie Schluss. Drei mal elf ist schon eine närrische Zahl. War das Zufall oder war das gewollt?
Stephan Glunk: Nö, das hat damit gar nichts zu tun. Das hat eigentlich damit zu tun, dass ich beruflich jetzt seit einem Jahr in Pension bin. Und dass der Zeitpunkt geeignet schien, jetzt auch närrisch ein bisschen mehr Freiheiten zu bekommen. Dass es jetzt genau 33 Jahre sind, ist ein glücklicher Zufall.
WOCHENBLATT: Vor 33 Jahren war die Welt eine andere. Wie hat sich die Fastnacht in dieser Zeit verändert?
Stephan Glunk: Das ist eine schwierige Frage. Grundsätzlich hat sich die Fastnacht wenig verändert. Die Zünfte haben sich ja der Pflege des Brauchtums verschrieben. Und das ist etwas Schönes, dass in einer Zeit, in der sich natürlich enorm viel entwickelt hat, die Fastnacht etwas ist, das bewährt ist, das traditionsbehaftet ist. Gerade in der Stetigkeit, in der Beständigkeit der Fastnachtsbräuche liegt ein großer Wert.
WOCHENBLATT: Vor Ihrer Zeit als Zunftmeister waren Sie als Hansele unterwegs. Geht es jetzt wieder zurück ins Hansele-Häs?
Stephan Glunk: Ich war tatsächlich mit Herz und Blut ein Hansele. Als ich dann in diese Verantwortung kam, habe ich mein Hansele schweren Herzens abgegeben. Denn im Hansele-Häs an der Fastnacht zu sein und mit Freunden unerkannt Fastnacht zu machen, ist natürlich schon sehr schön. Aber ich werde jetzt also auf keinen Fall zurück ins Hansele gehen.
Ich habe tatsächlich vor, mir die Fastnacht ein bisschen vom Umzugsrand anzugucken. Ich freue mich schon darauf, mal so einen Schmotzigen Dunschtig-Umzug als Zuschauer anzugucken. In 33 Jahren habe ich ja einen ganzen Umzug in Singen nie gesehen, weil ich immer selber mitmarschiert bin. Ich schließe aber nicht aus, dass ich als Ehrenrat auch weiterhin im Umzug mitlaufe, aber das ist keine Verpflichtung mehr, sondern das mache ich dann, wenn ich Lust dazu habe.
WOCHENBLATT: Für den „Zivilisten“ Stephan Glunk, der das Ganze vom Straßenrand verfolgt: Welches Kostüm werden Sie tragen?
Stephan Glunk: Also ich werde natürlich meine Kutte tragen. Das ist dann eine Ehrenratskutte und insofern bin ich immer noch identifizierbar als ein Poppele-Zünftler. Aber es kann auch sein, dass ich mich mal mit einer schönen Maske unerkannt unter das Volk mische. Ich habe mal vor zehn Jahren oder 15 Jahren mit meinem Sohn zusammen einen Handstand-Mann gemacht, wo man also den Eindruck erweckt, dass man im Handstand läuft. Das Gerüst habe ich noch.
WOCHENBLATT: Bedeutet das Ende von Zunftmeister Glunk dann auch das Ende vom Liedermacher Glunk?
Stephan Glunk: Als Liedermacher bleibe ich erhalten. Ich werde nach wie vor beim Narrenspiegel auch im Texterteam mitmachen. Da sind auch alle froh, dass ich dabei bleibe. Und insofern werde ich sicherlich auch in den nächsten Jahren, wenn ich gesund bleibe, weiterhin meine Lieder singen und meine Texte machen. Da freue ich mich auch schon drauf.
WOCHENBLATT: Als Ihren Nachfolger haben Sie – sofern die Mitgliederversammlung zustimmt – Timo Heckel auserkoren. Was möchten Sie Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben?
Stephan Glunk: Also er sollte ein Teamplayer sein können und sein dürfen. Das zeichnet die Poppele-Zunft aus, dass wir mit unserem geschäftsführenden Rat und unserem Rat zwei Gremien haben, in denen kompetente Männer und Frauen sitzen. Ohne die wäre das als erster Vorsitzender auch gar nicht zu bewältigen. Davon wird der Timo Heckel auch profitieren können.
WOCHENBLATT: Abschließend ein Blick in die Zukunft. Was wünschen Sie der Poppele-Zunft?
Stephan Glunk: Ich wünsche mir, dass die Veranstaltungen wie der Zunftball oder der Narrenspiegel oder der Närrische Jahrmarkt weiterleben. Ich bin auch zuversichtlich. Wir haben viele junge Leute, die ja zum Teil auch schon mitmachen. Und da habe ich großes Vertrauen, dass das weitergeht. Auch wenn das nicht einfach ist, denn gerade was den Narrenspiegel anbelangt, muss man natürlich auch über kommunalpolitische Ereignisse Bescheid wissen. Man muss auch einen kritischen Blick auf diese Dinge haben. Und da wird es darauf ankommen, dass wir da den Nachwuchs pflegen und heranziehen.
Wenn ich an unsere Poppele-Jugend denke, wo wir ja fast 170 Kinder bis zum Alter von 16 Jahren haben, bin ich sehr, sehr zuversichtlich, dass die Faszination der Fastnacht - gerade auch in der Poppele-Zunft - erhalten bleibt.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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