Untersuchung findet jede Menge Konfliktpunkte an möglichen Standorten
Kaum Chancen für Windkraftwerke im Hegau
Singen/Hegau (of). Die Chancen, dass es im Rahmen der vom Land gestarteten Initiative zur Energiewende Windkraftwerke innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft Singen geben wird, sind nach entsprechenden Untersuchungen auf ein Minimum gesunken. Das ist das Ergebnis der Studien, zu denen sich die Verwaltungsgemeinschaft Singen mit der Region Höri, Radolfzell und weiteren Hegaugemeinden zusammengeschlossen hatte und die durch das Unternehmen »Hage & Hoppenstett« während des ganzen letzten Jahres ausgearbeitet wurden: Für die anfangs genannten über 100 möglichen Flächen wurden so viele Konfliktpotentiale zu Landschaft, Siedlungen wie auch zu Naturschutzgebieten und Vogelpopulationen ausgemacht, dass es letztlich nur für ein Gebiet am Kirnberg bei Steißlingen so etwas wie eine »Restchance« gäbe. Doch auch dort werden zwei Horste des Rot- und des Schwarzmilans vermutet, so dass auch die dort theoretisch verbliebene Fläche noch auf ein Minimum zusammenschmelzen könnte, die die Einrichtung eines lohnenswerten Windkraftwerks mit mindestens drei Rotortürmen ziemlich fraglich machen könnte. Hierzu sollen in diesem Frühjahr noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden, ob es die Greifvögel dort tatsächlich gibt.
Nur ein Gebiet auf Öhninger Gemarkung in der Nähe der Schrotzburg sei ebenfalls auf dem Schienerberg noch möglich, doch dort wurde die Vogelpopulation ebenfalls noch nicht genau unter die Lupe genommen, wie Sonja Martin in der Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Bauen des Singener Gemeinderats am letzten Mittwoch und am gestrigen Dienstag im Gemeinderat selbst mitteilte. Und auch für diesen Standort ist noch offen, ob es überhaupt genug Wind gäbe, der sich wirtschaftlich zur Stromerzeugung eignen würde. Zwar hat dort die Interessengemeinschaft »Hegauwind«, an der die Stadt- und Gemeindewerke aus dem Hegau zusammen mit dem Unternehmen »solarcomplex« beteiligt sind, im letzten Sommer einen Testmast für Messungen aufgestellt, doch dazu gibt es erst im Sommer zuverlässige Zahlen zur Windhöffigkeit und den Windstärken, sagte der Leiter der Singener Stadtwerke, Markus Schwarz.
Schon früh waren Standorte wie der Galgenberg, der Hardberg oder das Rosenegg ausgeschieden, weil sie erstens nicht viel Wind versprächen und auch weil sie zweitens große Einschränkungen im Landschaftsbild mit sich brächten. Zudem liegen sie zu nahe an Siedlungsgebieten. Übrig geblieben waren in den näheren Untersuchungen deshalb nur Flächen auf dem Schiener Berg wie am Kirnberg bei Steißlingen. Doch dort wurden in den fraglichen Flächen, die aufgrund der Hanglagen laut dem Windatlas des Landes theoretisch die nötige Windhöffigkeit versprachen, eine ganze Reihe von Horsten des Rot- und Schwarzmilans entdeckt. Und um jeden dieser Horste zieht der Naturschutz einen Radius von einem Kilometer, da die Greifvögel durch die drehenden Rotorblätter gefährdet werden könnten. Auch Fledermäuse, Baumfalken und sogar Kormorane wurden als möglicherweise gefährdete Vögel in dem Gebiet durch das Unternehmen »365« ausgemacht, das die Untersuchungen vor Ort durchführte und vielen Hinweisen nachging. Das alles waren letztlich »K.-o.-Argumente« für das Thema Windkraft in der Verwaltungsgemeinschaft Singen.
Allerdings könnte es trotzdem noch Windkraftwerke auf dem Schiener Berg geben. Denn westlich von Arlen auf Schweizer Gebiet wird seitens der Elektrizitätswerks des Kanton Schaffhausen, beziehungsweise das dort dafür gegründete Konsortium „Terravent“ im Gewann „Chroobach“ auf der Gemarkung Hemishofen gibt es Pläne für ein Windkraftwerk mit bis zu fünf Windrädern, für die ebenfalls aktuell Voruntersuchungen mit der Vision, gar bis zum Jahr 2017 hier einen Windpark stehen zu haben., der bis zur 12 Prozent des Stroms für den Kanton liefern könnte. In der Schweiz hat Vogel- und Landschaftsschutz einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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