130 Jahre Kinderklinik und SPZ Konstanz
In der Kinder- und Jugendmedizin geht es immer um alles
Konstanz. Rundum ein Erfolg war die gemeinsame Jubiläumsfeier der Kinderklinik Konstanz und des SPZ unter dem Motto „130 Jahre für Kinder Hand in Hand", welche am letzten Wochenende gefeiert wurde. Die Resonanz war überwältigend, konte nun Bilanz gezogen werden. Sowohl der Festakt und das Fachsymposium am Samstag als auch das Kinderfest auf Klein Venedig am Sonntag erwiesen sich als Publikumsmagneten.
Geschafft, aber hochzufrieden waren demnach SPZ-Leiter Dr. med. Jens Teichler und Chefarzt PD Dr. med. Peter Meißner am Ende der beiden Veranstaltungstage. Sie konnten ein zufriedenes und positives Resümee ziehen: Es war eine tolle Veranstaltung, die am Samstag viele Themen abdeckte, vielfältigen fachlichen Input bot und viele Impulse setzte und am Sonntag Groß und Klein bei bestem Wetter mit Spiel und Spaß zusammen brachte.
Beim Festakt und anschließenden Fachsymposium in Hedicke´s Terracotta nahmen am Samstag rund 200 Gäste teil, darunter beim vormittäglichen Festakt viele lokalpolitische Vertreter von Stadt und Kreis mit dem Konstanzer Bürgermeister Dr. Osner und Landrat Zeno Danner an der Spitze, aber auch überregionale Vertreter aus Land und Bund wie MdB Dr. Lina Seitzl, viele Vertreter der zahlreichen Kooperationspartner aus den unterschiedlichen Bereichen - Medizin, Soziales, Pädagogik, Psychologie - sowie fast alle aktiven und viele ehemalige Mitarbeitenden beider Einrichtungen. Genau diese bunte Mischung mache die Arbeit des SPZ und der Kinderklinik aus, unterstrichen Teichler und Meißner in ihrer Begrüßung.
Alle Festredner betonten die Bedeutung beider Einrichtungen, lobten ihre enge und vernetzte Zusammenarbeit und “bestmögliche Versorgung für Kinder und Jugendliche“ trotz knapper Ressourcen hinsichtlich Personal- und Finanzausstattung. Ein Höhepunkt des Vormittags waren sicherlich die Erinnerungen von Prof. Dr. med Ulrich Schwenk, der 26 Jahre Chefarzt der Konstanzer Kinderklinik war, und nach einem Rückblick auf 100 Jahre Kinderheilkunde in Konstanz die Zeit der 80er und 90er Jahre Revue passieren ließ – gespickt mit zahlreichen unterhaltsamen persönlichen Anekdoten und Erinnerungen. Der ehemalige SPZ-Leiter Dr. med. Wilfried Kratzer ließ 30 Jahre Sozialpädiatrie in Konstanz eindrucksvoll aufleben. Dr. med. Andreas Oberle, Ärztlicher Direktor des Sozialpädiatrischen Zentrums am Olgahospital Stuttgart, zeigte unter historischem wie aktuellem Aspekt, wie gut Pädiatrie und Sozialpädiatrie zusammen passen. Für die „ vorbildliche Zusammenarbeit“ in Konstanz gab es ein großes Lob aus Stuttgart.
Nach sechs Stunden Fachsymposium mit prominenten Rednern (zum Beispiel auch Prof. Dr. med. M. Obladen) mit spannenden Vorträgen und Diskussionen und vielen Fallbeispielen aus der Praxis gab es am späten Nachmittag zum Abschluss zwei hochkarätige Redebeiträge. Der baden-württembergische Sozialminister Manne Lucha griff in seinem Beitrag „Quo vadis Pädiatrie und Sozialpädiatrie: Politische Perspektiven“ die philosophischen Ausführungen seines Vorredners Prof. Dr. med. M.A. Phil Giovanni Maio, Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Freiburg, auf und ging auf die Besonderheiten der Kinder- und Jugendmedizin und Sozialpädiatrie ein. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und so kann Kinder- und Jugendmedizin (und -pflege) nicht wie Erwachsenenmedizin gehandhabt werden. Kinder brauchen mehr Zuspruch und Zuwendung, die pflegeintensive Betreuung ist größer – die DRGs geben das nicht wieder, die Finanzierung ist ungenügend. gerade die psychosozialen Aspekte werden in den Fallpauschalen der Sozialpädiatrie kaum widergespiegelt. „Wir müssen besser werden“ erklärte der Minister. Lucha sah es als Aufgabe der Zukunft an, in der Kinder- und Jugendmedizin die Versorgungsrealität zu beachten und zu akzeptieren, dass in diesem Bereich nicht die Wirtschaftlichkeit das Maß aller Dinge sein kann. Der Applaus der Anwesenden war ihm sicher.
Prof. Maio, der sich Zeit genommen hatte, die ganze Tagesveranstaltung zu besuchen, zeigte in seinem Vortrag eindringlich auf, was das Besondere der Kinder- und Jugendmedizin ist. Er lieferte in seinem fesselnden Vortrag die ethische Perspektive und zog alle in seinen Bann, man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Er zeigte auf, was die Arbeit des Pädiaters ausmache – das ist mehr als die reine Medizin. Hier geht es um die Vielschichtigkeit, die Beziehungsarbeit, die Vertrauensarbeit und Verantwortung für das Kind. Er brachte es wie folgt auf den Punkt: „In der Kinder- und Jugendmedizin geht es immer um alles“. Der langanhaltende Applaus bestätigte seine Thesen.
Autor:Presseinfo aus Singen |
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