Sommerausstellung im Kunstmuseum Singen
Hörikünstler zeigen in die Gegenwartskunst als : »LIKE IT!«

Curth Georg Becker (104-1972), Porto Venere, 1957, Öl, farbige Kreiden auf Karton  | Foto: Foto: Guido Kasper  © VG Bild-Kunst Bonn, 2023
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  • Curth Georg Becker (104-1972), Porto Venere, 1957, Öl, farbige Kreiden auf Karton
  • Foto: Foto: Guido Kasper © VG Bild-Kunst Bonn, 2023
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Singen. Nicht wenige Menschen denken, die Arbeit an den Museen hätte während der Pandemie geruht. Das Kunstmuseum Singen hat die für alle Museen schwierige Zeit genutzt, um die eigenen Bestände zu mehren und die eigene Sammlung konservatorisch zu sichern und zu bearbeiten. Das Ergebnis präsentiert das Kunstmuseum Singen am kommenden Sonntag, 7. Mai, 11 Uhr in der Vernissage zu seiner groß angelegten Sommerausstellung mit dem auffordernden Titel: »LIKE IT!«. Der Untertitel: »Von den Höri-Künstlern zur Gegenwartskunst« erstmals der Öffentlichkeit. Und dazu wird herzlich eingeladen.

Mit der Ausstellung wird nicht nur ein weiter Bogen über neun Jahrzehnte Kunstgeschichte – von der klassischen Moderne bis zur zeitgenössischen Kunst –  gespannt, sondern sollen damit bewusst die beiden Hauptschwerpunkte der Sammlung im
Vordergrund stehen, kündigt Museumsleiter Christoph Bauer an, der am Sonntag zusammen mit OB Bernd Häusler auch in die Ausstellung einführen wird.

120 Werke aller Gattungen und Richtungen werden auf 1000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und zwei Stockwerken vorgestellt. Dabei zeigt die Ausstellung nicht nur zentrale Werke, sondern erstmals zahlreiche Neuerwerbungen und Schenkungen, die zuletzt ins Haus eingegangen sind.

Werke der klassischen Höri-Künstler im Erdgeschoss

In den 1930er-Jahren zogen sich viele Künstlerinnen und Künstler auf die entlegene Bodenseehalbinsel Höri in die »innere Emigration« zurück. Die Höri war aber keine Künstlerkolonie, sondern eine Schicksalsgemeinschaft – vorwiegend von Malern, die
sich der nationalsozialistischen Kunstpolitik entzogen, in Deutschland ausharrten, aber die Nähe zur Schweiz suchten und seit den 1940er-Jahren vor den Luftangriffen aus den deutschen Städten flohen. Nicht wenige blieben nach dem Krieg und stellten ab 1947 in den weit ausstrahlenden »Singener Kunstausstellungen« aus. Singen wurde einer der zentralen Orte für die Rückkehr der Moderne.
Es ist die Besonderheit der Singener Kunstsammlung, dass sich Werke aller »HöriKünstler« und vieler Malerfreunde, die sich auf Zeit am Bodensee aufhielten, im eigenen Bestand finden. Der kunsthistorische Schwerpunkt umfasst neusachliche und spätexpressionistische, aber auch von der französischen Moderne inspirierte und abstrakte Werke von Otto Dix, Erich Heckel, Max Ackermann, Curth Georg Becker, Helmuth Macke, Walter Herzger, Hans Kindermann, Jean Paul Schmitz und Ferdinand Macketanz, aber auch von Julius Bissier, Heinrich Nauen, Franz Lenk, William Straube, Werner Gothein und andere mehr. Seltene Arbeiten aus den schmalen Oeuvres der wenigen, lange Zeit verkannten Höri-Künstlerinnen, zum Beispiel von Gertraud Herzger-von Harlessem oder von Ilse Schmitz, kommen hinzu. Erweitert wird die 80 Kunstwerken umfassende Präsentation um Beispiele jener, meist akademischer Vorläufer oder Freilichtmaler, welche die Höri um 1900 als Künstlerort entdeckten und bekannt machten. Auch treten weitere Werke solcher Künstler hinzu, die seit den »Fünfziger Jahren« den See als einen Inspirationsort für ihre mediterran geprägte Kunst entdeckten und Kontakte zu den »Höri-Künstlern« pflegten. Rose Marie Schnorrenberg, Rudolf Stuckert oder Emil Wachter sind hier beispielhaft zu nennen.

Gegenwartskunst im Obergeschoss

Heute ist die Vierländerregion des Bodensees (A, CH, D, FL) ein nationale Grenzen überwindender Ort des Kunst- und Kulturaustausches zwischen Süddeutschland, der Deutschschweiz und Vorarlberg. Wie lebendig, offen und vielfältig diese Euregio
ist, zeigt das Kunstmuseum Singen im Obergeschoss – mit 40 thematisch wie stilistisch höchst unterschiedlichen Arbeiten aus dem Zeitraum von 1980 bis heute.

Die Bandbreite reicht von den kritischen Werken des in Singen geborenen Felix Droese bis zu den aktuellen, schillernden Reizüberflutungen eines Dave Bopp, von konzeptuellen, minimalistischen Arbeiten eines Gerold Miller bis zu gestischen wie
figurativen Gemälden und Plastiken eines Friedemann Hahn oder von Robert Schad.
Viele Künstlerinnen und Künstler hat das Kunstmuseum Singen seit seiner Gründung 1990 mit ihren Gemälden und Graphiken, Plastiken und Skulpturen, Objekten und Installationen, aber auch mit Photographien oder Werken der Lichtkunst in Einzel- und Gruppenausstellungen vorgestellt. Wenn sich die Besucher also fragen: »Gibt es am Bodensee zeitgenössische Kunst«? lautet die Antwort: »Das zeigen wir Ihnen!«

Otto Dix` monumentales Wandbild im Rathaus Singen

1960 malte Otto Dix im nahe gelegenen Rathaus sein heute einzig erhaltenes Wandbild. »Krieg und Frieden«, so der Titel seiner monumentalen Komposition, ist auch dieses Jahr während der baden-württembergischen Pfingst- und der gesamtdeutschen Sommerferien an den Wochenenden für das Publikum geöffnet!
Das Angebot wendet sich an Touristen, die den Besuch der Ausstellung »LIKE IT!« mit der Besichtigung des bekannten Wandbildes von Otto Dix verbinden möchten. Doch auch damit muss der Besuch der Kunst- und Kulturstadt Singen nicht enden.
Dix´ Wandbild ist Teil des Kunstpfades SkulpTour, der zu 20 Großplastiken und weiteren Kunstwerken in Singens öffentlichem Raum führt; darunter Arbeiten so bekannter Künstler wie Joseph Kosuth am Rathaus oder Ilya Kabakov im Stadtgarten.

Quelle: Kunstmuseum Singen, Beatrice Dumitrescu

Autor:

Presseinfo aus Singen

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