Peter Stobbe zu Gast in der Galerie Vayhinger
Gesehene Dinge mit Kunst anders denken

Künstler und Schriftsteller Peter Stobbe während der Lesung zu "Das vierte Klima" aus seiner Roman-Trilogie "Land geht". Im Hintergrund eines der ausgestellten Werke, die in seiner Zeit in Chicago entstanden.  | Foto: Philipp Findling
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  • Künstler und Schriftsteller Peter Stobbe während der Lesung zu "Das vierte Klima" aus seiner Roman-Trilogie "Land geht". Im Hintergrund eines der ausgestellten Werke, die in seiner Zeit in Chicago entstanden.
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Singen. Bild und Sprache gehen in der Kunst meist Seite an Seite. Wie wunderbar dies funktionieren kann, zeigt der Künstler Peter Stobbe, der mit einer einzigartigen Kombination dessen am Samstag, 13. Juli, zu Gast in der Singener Galerie Vayhinger war.

Töne einer Stadt, die sich zu einer Schattenoper verdichten. Unter anderem hierum geht es im ersten Teil "Das vierte Klima" des dreibändigen Romans "Land geht". Ein Werk, zu dem Stobbe während seines Stipendiums in Chicago inspiriert wurde. Parallel hierzu entstanden, ebenfalls in Chicago, Bildarbeiten auf Papier - die Chicago Papers. Dabei handelt es sich um tagebuchartige Notationen über die Straßen, die Geräusche und Töne der "windy city". Dabei war der Künstler und Autor, den Galerie-Inhaberin Helena Vayhinger seit vielen Jahren kennt, nun zum ersten Mal zu Gast unterm Hohentwiel.

Nahezu poetisch schon wirkt es, wie Stobbe Chicago beschreibt. Wenn er von der Zeit spricht, die ohne Rumpf und Beine auskommt, demnach fast endlos scheint. Der Protagonist Land, ein in Ungnade gefallener Kunstkritiker, sammelt dabei Töne für eine Schattenoper. "Verträumtes Gelb auf einem metallischen Braun und ein h-moll-Akkord, denn so klingt herunterrieselnder Blütenstaub" oder wenn sich am Opernhaus ein a-moll-Akkord findet, wo das Klirren von Münzen in Pappbechern wie Musik klingt verdeutlichen dies wunderschön. "Es ist eine musikalische Stadt, egal ob Jazz oder Blues. Das hat mich dort sehr fasziniert", erzählte Stobbe. 
Die Idee hinter dem Roman, den der Schriftsteller und ehemalige Professor für Bildende Kunst an der Kunsthochschule Luzern als Künstlerbuch konzipierte und der als Bogendruck erscheint, war für ihn dabei eine besondere. So können Interessierte alle drei Roman-Teile jeweils à zehn Bögen sammeln und am Ende entscheiden, ob sie sich das Buch selbst binden oder es zu ihm nach Schleswig-Holstein in das Labor für Wirkstoffe schicken, wo er gemeinsam mit einem Verlegerkollegen das Buch mit zusätzlichen Radierungen als Sonderedition mit 50 Exemplaren bindet. Die Gesamtauflage der "Land geht"-Trilogie soll laut Stobbe bei insgesamt 250 Werken liegen. 

Bei der Malerei im Allgemeinen, so auch die in der Galerie Vayhinger ausgestellten Werke, betrachte der Künstler die Dinge im Rahmen ihres ureigenen Metiers. "Es sind Gemälde, die durch zur Seite gestellte Bilder ihre eigene Wahrnehmung bekommen." Zudem sei es schwer abzuwägen, Text und Bild miteinander zu betreiben, bedingen sich ihm zufolge beide nicht zusammen. Und dennoch sei es für ihn bei seinen Romanen wichtig gewesen, die Welt der Gegenstände um ihre verdrehte Seite in ihre Sichtbarkeit zu bringen. Inspiriert habe ihn dabei unter anderem auch das harte Denken und die Auseinandersetzung mit philosophischer Sprache, wie es einst auch Roland Barthes in seinen Werken tat. "Für mich ist der Wunsch, die Dinge, die man sieht, mit der Kunst anders zu denken." Die Ausstellung zu den Chicago Papers ist, Mittwochs bis Samstags sowie nach Rücksprache auch außerhalb der Öffnungszeiten, noch bis zum 4. August in der Galerie Vayhinger (Schaffhauser Straße 22 in Singen) zu sehen. An diesem Tag wird Peter Stobbe seine Lesung zu seinem Roman fortsetzen.

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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