Gute Resonanz zum "Tag des offenen Handwerks"
Für das Handwerk ist jeder Tag "Friday for Future"

Im Bild Amina Mohammad,  Princess Olawale, Bea Gabele ( 2.Stellv.Vors. InSi e.V.), Roueida Alo, Dr.Hans Luksza (Vorstand InSi e.V.), Lamin Camara, Lamin Ndow, Sofia David, Nebiat Werede, Yüksel Özay, Uran Bajramaj (1.Stellv.Vors. inSi e.V.), Jamshid Sajabi, Daniel Frey ( Kumpf&Arnold). | Foto: Bernhard Grunewald
3Bilder
  • Im Bild Amina Mohammad, Princess Olawale, Bea Gabele ( 2.Stellv.Vors. InSi e.V.), Roueida Alo, Dr.Hans Luksza (Vorstand InSi e.V.), Lamin Camara, Lamin Ndow, Sofia David, Nebiat Werede, Yüksel Özay, Uran Bajramaj (1.Stellv.Vors. inSi e.V.), Jamshid Sajabi, Daniel Frey ( Kumpf&Arnold).
  • Foto: Bernhard Grunewald
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Singen. Wer dieser Tage den Puls des lokalen Handwerks fühlen mochte, war bestens aufgehoben beim Besuch der Singener Traditionsbetriebe Ernst & König, Kumpf & Arnold und Zweirad Schäfer im Rahmen des „Tags des Offenen Handwerks 2022“ am Freitagvormittag. Und auch bei den insgesamt über 40 Betrieben, die sich an dieser beispielhaften Aktion beteiligten, um Perspektive durch Ausbildung aufzuzeigen.

Auf Einladung von Singen Aktiv und einem Team von „Machern“ rings um die Handwerkerrunde, Schulen, Kammer, Arbeitsagentur und der Kooperation Schule/Wirtschaft der Stadt Singen nahmen auch zum 6. Mal junge Erwachsene mit Fluchterfahrung an den Betriebsbesuchen teil, begleitet von vier ehrenamtlichen inSi-Aktiven, darunter dem kompletten Vereinsvorstand. Alle neun SchülerInnen aus fünf Ländern, darunter sechs Frauen, besuchen in der landkreiseigenen Beschäftigungsgesellschaft in der Wehrdstrasse eine Vorbereitungsklasse Richtung Hauptschulabschluss. Diese VABO-E-Klasse (E steht für Erwachsene) findet halbtags in Teilzeit statt, um auch Müttern grundsätzlich eine Teilnahme zu ermöglichen.

Die Vorfreude war groß, den größten Autohändler in Baden, einen aufblühenden Installationsbetrieb mit Kumpf & Arnold und den seit 40 Jahren regional bekannten Zweiradbetrieb Schäfer in der Südstadt näher kennenzulernen, um Informationen über deren Ausbildungsangebote und Möglichkeiten zu einem Praktikum zu erhalten.

Rüdiger Boss, seit gut 45 Jahren von der Pike auf im Autobetrieb tätig und heute Leiter des Ford-Standorts in Singen, betonte den familialen Charakter des Unternehmens, bei dem kurze Entscheidungswege üblich sind: Am frühen Morgen sei gerade beschlossen worden, Photovoltaik aufs Dach zu bringen. Er plädierte stark für die Nutzung von Praktika, um den eigenen Weg zu erkunden, wobei im Handwerk große Chancen im technisch-mechanischen, aber auch kaufmännischem Bereich zur persönlichen Weiterbildung, zu höherer Qualifikation und Verantwortung bestehen - auch er habe auf diesem Weg noch ein BWL-Studium absolviert. In der Tür stehe bereits die Transformation zum Elektroauto, die auch Ausbildungsberufe verändert.

Auch Ingo Arnold weiß aus Erfahrung, dass jungen Menschen, die sich für das Handwerk interessieren, viele Türen offen stehen. Der Chef von Kumpf & Arnold zieht eine positive Zwischenbilanz: Der Verdienst ist heute vergleichsweise nicht geringer als in der Industrie, aber die individuelle Wertschätzung der Mitarbeiter in Familienunternehmen sei in der Regel hoch, was sich auch in einem höchst individuellen Ausbildungs- und Entwicklungsplan sowie durchschnittlich 25 Stunden Weiterbildung pro Monat zeige. Für das Handwerk sei jeder Tag „Friday for Future“, denn alle Pläne zur intelligenten Einsparung und Nutzung zukunftsorientierter Energien weg von fossilen Brennstoffen müssten ja auch praktisch, erfolgreich und nachhaltig umgesetzt werden, gerade im Bereich Heizung, Klima, Sanitär, Elektro und Sicherheit.

Die rasant zunehmende Digitalisierung führe direkt „von der Zange zum iPad“, welches längst alle Arbeitsbereiche und Kundenbeziehungen im Betriebsalltag durchdrungen habe. „Wir sind immer am Ball, von früh bis abends,“ so Arnold, „unser Motto ist: Weniger reden, mehr retten!“ Er sieht gute Chancen auch für die heutigen BesucherInnen, gerade auch für junge Frauen. Wichtig ist ihm eine starke Motivation, Teamfähigkeit und Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung - und „das Glühen in den Augen für das Handwerk“.

„Unsere Arbeitsplätze sind sicher, wir suchen weitere Fachkräfte - und kümmern uns auch um deren persönlichen Anliegen“, so der gut vernetzte Handwerker. Dietmar Schäfer zählt nach über 40 Jahren in der Zweiradbranche ebenfalls zu den erfahrenen Fuhrleuten seiner Zunft, die ebenfalls mit der Zukunft Schritt hält: E-Bikes, E-Mountain-Bikes und E-Roller von Vespa sind sein Markenzeichen. Eine Ausbildung mit dem Ziel ZweiradmechatronikerIn ist jedenfalls universal nachgefragt und eine sichere Investition in die eigene Zukunft, bis hin zur Eigenständigkeit. Schäfer hält dieses Berufsbild gerade für Frauen interessant, wobei die Frage im Handwerk generell offenbleibt, ob eine Ausbildung in Teilzeit vorstellbar und machbar wäre - eine angesichts des Fachkräftemangels wichtige Herausforderung an Betriebe, Kammern und Schulen.

Autor:

Bernhard Grunewald aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.