Wafrös alemannische Dialektik vom 19. April 2006

Wenn i nu au wüßt, wie i hüt mei Dialektik afange sott, weil mer nämlich vu mim Thema verschiedene Meglichkeite im Kopf umenand surred und i woß etz it, soll i mit dem afange, oder mit ebbes anderm. Also etz machemer's halt mol so. Mi packt als Singemer all wieder mol de pure Neid uf andere Schtädt um uns rum, weil die, wa Kultur betrifft, uns Singemer grandios iberläge sind. Etz isch nämlich grad vum 28schte April bis zum 1. Mai z Friedrichshafe wieder mol ä Ereignis, wo me die Häfler nu beneide ka. Do wird des Friedrichshafe wieder mol de Mittelpunkt vu de ganze Welt, kännt mer sage, weil nämlich zu dere Ziit »Europas größte reine Tuning-Messe« schtattfindet. Aber do moß mer etz scho uf die ältere Lesergenerazion Rücksicht näe, weil nu die Generazion noch uns genau woß, wa »Tuning« isch, oder bedeitet. Wemer ä ziemlich neu's Englisch-Wörterbuech hot, no schtoht under »Tuner«, des sei ä Rundfunkgerät, also ä Radio. Miteme »Tuner« ka mer aber au die Sender besser reihole, ka se »fein abschtimme«. Etz heißt aber »tune« au frisiere vume Auto, d Leischtung schteigere, die Junge saged dezue au »ufmotze«, und des isch denn Denglisch, also än Mix zwische Deitsch und Englisch. Und etz kunnt ge Friedrichshafe die »Tuning World Bodensee«, also die Ufmotz-Welt Bodesee, wo sich uf 82000 Quadratmeter alle Auto-Friseur und Karre-Veredler treffed. Des sind also kone Mensche, wode Leit im Auto d Hoor schneided, sondern Firme, wo ä Auto so ufmotzed, dass mer miteme VW, wo bim Tuning war, jeden 220er Mercedes abhänge ka. Mit »Tuning« ka me en VW-Golf bis uf 240, jo sogar uf 300 PS bringe. Denn hot me en »Tiger unter der Haube«. Wemer denn mit eme sottige Rennschlitte oemeds druffahrt, no isch mer it inere Sekund im Himmel oder i de Höll, sondern ime Bruchteil vunere Sekund. Dass do die Männerwelt Herzklopfe kriegt, wenn se hört, wer und wa do all's ge Friedrichshafe kunnt, zum Luege, wa die Auto-Frisierwelt alles biete ka, wenn 1000 getunte Auto zum säne sind, 150 Tuning-Clubs kummend und 250 private Tuning-Auto-Besitzer ihrene Raridäte zeiged. So ä Tuning-Mess hot's i ganz Europa no nie gäe, und dass do z Obed i däne Messehalle ebbes los isch, des ka mer sich lebhaft vorschtelle. Aber de absolute Hammer vu dem kulturelle Teil, um wa zum Beischpiel ich die Friedrichshäfler beneid, des isch die Tatsach, dass usser de Miss Tuning, also de Nina Ungerer, und »Low-Rider-Shows« au no ä »Hot-Fashion-Schow« schtattfindet, wobei des alles no nint isch gege die Tatsach, dass d »Naddel« persenlich kunnt und au no moderiert. Eigentlich heißt se Nadja, aber mer kännt se weltweit nu under »Naddel«. Abd El Farrag heißt se mit Familiename und sie war mol d Frau vum Dieter Bohlen, bis sich der Simpel vu dere Naddel trennt hot und etz mitere andere zämmeläbt. Also do känned mir Singemer nuno abschnalle mit unsere Kultur. Warum bringed se bigoscht au bi uns nie so ä »Naddel« her, wo me us allene Illuschtrierte kännt und wo hüt ä Frau isch, um die sich d Welt dreht? Wa hond denn mir, s isch doch ä Schand, s onzig isch die »Kueh vom Land«. Mir wänd aber it nu Küehle-Stadel, mir wänd au emol ä Naddel, aber do hilft au ko schriibe, do wird uns s Mul wohl suber bliibe ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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