Hilfe durch Kirchensteuer
Wie Sozialdienste ihre wertvolle Arbeit finanzieren

Wolfgang Heintschel (von links), Susanne Zimmermann, Christina Hagel und Brigitte Ossege-Eckert von der Caritas Singen-Hegau unterstützen Menschen, die in Not geraten sind. | Foto: Tobias Lange
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Singen/Kreis Konstanz. Was passiert eigentlich mit der Kirchensteuer? Das fragen sich sicherlich viele Arbeitnehmer, wenn sie auf ihre Lohnabrechnung schauen. Eine Antwort auf die Frage gab es nun bei einem Pressegespräch bei der Caritas in Singen: Dabei zeigte es sich, dass die Kirchensteuer eben nicht unbedingt in den Taschen von irgendwelchen Kirchenoberhäuptern endet.

Davon kann Brigitte Ossege-Eckert, Fachbereichsleiterin der sozialen Dienste des Caritasverbands SIngen-Hegau, ein Lied singen. Im Jahr 2024 zählte er rund 3.300 Fälle in den Beratungsstellen Singen, Stockach und Engen. Dabei kann sich ein Fall auf eine Einzelperson beziehen oder auf eine ganze Familie. "Von daher schätze ich die Reichweite unserer Arbeit auf etwa 10.000 Personen ein, die durch unsere Arbeit begleitet werden."

Und diese Arbeit wird finanziert durch Mittel aus der Kirchenabgabe. "Dass wir das überhaupt machen können, hängt damit zusammen, dass wir massivste Mittel aus der Kirchensteuer haben", erklärt Caritas-Verbandsvorstand Wolfgang Heintschel. "Die Caritas gibt es nur, weil wir diese Unterstützung bekommen." 400.000 Euro gibt es jährlich für die Kindertagesstätten und 800.000 Euro für die soziale Arbeit.

Doch die Kirchenaustritte machen auch ihm Sorgen. "Wir müssen damit rechnen, dass die Mittel sinken", sagt Wolfgang Heintschel. "Die goldenen Zeiten sind vorbei." Er macht aber auch deutlich: "Es wird nicht zusammenbrechen", denn die Kirche lege einen starken Schwerpunkt auf soziale Arbeit, weswegen die Caritas nicht so stark betroffen sei.

Aktuelles Beispiel: Energienotfonds

Eines der jüngsten Beispiele für konkrete Hilfe, die durch die Kirchensteuer möglich wurde, sind Energienotfonds, die die katholische wie auch die evangelische Kirche eingerichtet haben. Ende 2022 gab es zur Entlastung der Bevölkerung eine eine Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro. Diese musste aber versteuert werden, wodurch die Kirchen mehr Kirchensteuer erhalten haben.

Diese Mehreinnahmen gaben die Kirchen an die Caritas und Diakonie, die daraus einen Energiefonds bildeten, mit dem bedürftige Menschen Unterstützung bei ihren Strom- und Heizkosten unterstützt wurden. Die Caritas Singen-Hegau und die Caritas Konstanz  erhielten jeweils 150.000 Euro, die Diakonie Kreis Konstanz 50.000 Euro. "So standen wir vor der Möglichkeit, bedürftigen Menschen Unterstützung zukommen zu lassen", sagt Brigitte Ossege-Eckert.

In rund 100 Fällen konnte so seitens der Caritas Singen-Hegau unbürokratisch geholfen werden, erklärt Christina Hagel vom Caritas-Sozialdienst. Dabei handelte es sich bei etwa der Hälfte der Fälle um Familien mit minderjährigen Kindern. Bei zwei Dritteln ging es demnach um Stromnachzahlungen, beim Rest um Heizkosten. Jeder Fall werde dabei einzeln angeschaut und zusammen mit den Betroffenen darüber gesprochen, wie es zu der Notlage kam. "Die Fälle sind sehr unterschiedlich."

So könne eine falsche Schätzung des Stromversorgers zugrundeliegen, die zu zu niedrigen Abschlägen führte. Oft gehe es um undurchsichtige Rechnungen, Sprachprobleme oder auch alte Wohnungen. Daher sei es auch ihre Aufgabe, die betroffenen Menschen zu beraten", erklärt Caritas-Schuldnerberaterin Susanne Zimmermann. Etwa zu günstigeren Tarifen oder Stromsparchecks. "Wir sind froh, dass wir diese Möglichkeit hätten", fasst Brigitte Ossege-Eckert zusammen. Ohne sie hätte den Menschen nicht so unbürokratisch geholfen werden können.

Die Diakonie Singen-Hegau hat trotz der rund 100 Fälle, bei denen von mehreren Hundert Euro bis zu vierstelligen Beträgen ging, noch ausreichend Mittel zur Verfügung, um auch 2025 und 2026 helfen zu können. Seitens der Diakonie Kreis Konstanz wurden in 68 Fällen unterstützt. Hier ist der Fonds hingegen leer. Wolfgang Heintschel machte aber deutlich, dass die Hilfe nicht konfessions- oder glaubensabhängig ist. Auch Nicht-Katholiken werde natürlich geholfen, wenn sie durch hohe Energie- oder Heizungskosten in Not geraten.

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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