Wafrös alemannische Dialektik vom 1. März 2006

Eigentlich hon i selte en Gluschte, aber s kunnt vor, dass i scho mol on hon. Nu wissed etz wieder villit, wa en »Gluschte« isch und däne sott mer des weng eschpliziere. Des Wort kunnt vu »gelüschten« und bedeitet, dass om irgend ebbes etz grad ganz bsunders aamacht. Des ka ä Dafel Schokelad si, oder ä Essiggurke, oder beischpielsweis en Rollmops. Sie saged, dass Fraue, wo i andere Umschtänd sind, efters en Gluschte heied, dasses sie efters noch ebbes ganz Bsunderem gelüschtet und bi mir kunnt des, wie gsagt, ab und zue au mol vor, dass i en bsundere Gluschte uf ebbes hon. Manchmol leischt i denn dem Gluschte Widerschtand und beweis mir dodemit, dass i willensschtark bin. Meischtens isch aber de Geischt willig, aber s Fleisch isch schwach, wie's i de Bibel heißt. Wenn denn mei Fleisch wieder mol iber de Wille siegt, no kauf i mir halt den Rollmops oder die Schwarzwälder Kirschtorte, den Hering oder die Dafle Schokelad und denn nix wie weg demit, denn uf wa me en richtige Gluschte hot, des isst mer nicht, des frisst mer. Des ka ä Brotwurscht ufem Wochemarkt sei, oder ä Fischbrötle i de Marktpassasch. So en Gluschte iberfallt om ganz pletzlich und denn  moß mer schnell entscheide. Do isch denn s Fleisch so schtark, dasses de Wille uf de Schtell k.o. haut und scho druckt mer die Brotwurscht mitsamt dem Brötle abe. So en Iberfall hon i neilich erläbt, won i i mim Supermarkt a dere Kästheke entlanggschtruelet bin. Uf omol krieg i so en richtige saumäßige Gluschte uf en Backschteikäs, dass i mir augeblicklich mit mir einig war, mach it lang und kauf ä Schtückle. Des blonde Kind hot zwei Schternle a de Nase ghet und wo i so alt war wie des nette Mädele, do war ebber mit zwei Schtern en Hauptmaa, weil on Schtern en Oberleutnant und on ohne Schtern nu en Leutnant war. Etz hon i ganz lieb zu dem blonde Hauptfraule gset, i hett gern en Backschteikäs. Des Schternekind hot mi aagluget wie ä Katz, wenn's dunneret. Wie bitte, hot's gfrogt, des Mädele, und i hon nomol gseit, en Backschteikäs!« Was soll das für ein Kiise sein, Backsteinkiise, das habe ich noch nie gehört!« Etz hon i denkt, des Kind woß vielleicht it, wa en Backschtei isch und hon meh mit de Händ als mit de Gosch erklärt, des sei so ein länglicher Ziegelstein mit Löchern. Etz hot aber de Schweizerkäs Löcher, aber des isch kon Backschteikäs, sondern ebbes ganz anders. I hon welle des Wort Limburger is Schpiel bringe, aber des Wort Limburger isch mer it ums Verrecke eigfalle. Mit dem Wort Schtinkkäs hon i au it operiere känne, denn weller Käs schtinkt eigentlich it? Sie hot denn de Telefonhörer abgnumme und ä Nummer gwählt. Noch ä paar Sätzle hot se gmacht ahaa und isch mit mir a die Theke mit de verpackte Kässorte und dert wared tatsächlich sogar zwei verschiedene Sorte Backschteikäs. Des Mädele hot gschtrahlt und i hon gschtrahlt und zmol isch mer siedigheiß eigfalle, wan i au gmachthett, wenn i etz zmol en Gluschte uf Bibbeleskäs kriegt hett und des Wort »Quark« wär mer it eigfalle. Do brucht etz iberhaupt niemerd lache. Mached doch Sie mol ime Mädele mit zwei Schternle us Norddeutschland, us Portugal, Italien oder Jugoslawien klar, wa en Bibbeleskäs isch. Do nitzt'der au dei Abitur oder dei Fachhochschuelzeugnis en Dreck. S bliibt debei, i dere Multikulti-Gsellschaft honds mir Alemanne firchtig schwer.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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