Liebe Leserinnen und Leser,
wer dieser Tage einen Snack in Singen nehmen oder einen Kaffee schlürfen wollte, der erlebte Sonderbares: Nachdem die Landesregierung ja angekündigt hatte, dass im ganzen Land die Ordnungsämter vor allem Gastronomiebetriebe und Cafés kontrollieren würde, musste man als Besucher in verschiedenen Restaurants und Cafés nicht nur den Impfnachweis oder sonstige 3G-Nachweise zeigen und sich mit der Luca-App registrieren, sondern zudem zusätzlich noch ein Formular ausfüllen. Offensichtlich, ergaben Wochenblattrecherchen, ein Missverständnis zwischen den Betreibern und dem Ordnungsamt. Und dieses Missverständnis zeigt aus unserer Sicht, wie wenig teilweise hinterfragt wird, auch wenn es wirklich um Regelungen wie aus Schilda geht.
Der Volksbank-Stadtlauf musste dieses Jahr zum zweiten Mal virtuell stattfinden. Schön, dass die Volksbank durchhält und den Stadtlauf nicht einfach abgesagt hat, der Geld in die Kasse von sozialen Vereinen und Institutionen spielt, in diesem Falle in die Kassen der Bürgervereine dreier Singener Ortsteile. Gleichzeitig zeigt sich aber, wie wichtig es nun ist, dass solche Veranstaltungen wieder live und als gemeinsames Event stattfinden können, weil virtuell die Energie immer weniger wird. Logisch: Wir Menschen sind soziale Wesen und möchten eben etwas manchmal etwas gemeinsam unternehmen. Wir hoffen, dass es solche Events 2022 wieder geben kann, weil sie auch den Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl in einer Region entscheidend prägen.
Doch wie Chefredakteur Oliver Fiedler Ende letzter Woche bereits in seinem morgendlichen Newsletter (www.wochenblatt.net/newsletter) schrieb, ist die Zahl der Coronaintensivpatienten knapp an der Grenze von 249, ab der in Baden-Württemberg die Warnstufe 1 gilt. Pünktlich zum Herbstbeginn wird Corona wieder ein Thema. Stand Montag ist die Inzidenz im Landkreis bei 109,8 mit 315 neuen Fällen in den letzten sieben Tagen.
Ab dem morgigen Donnerstag gilt dann: Wer Nichtgeimpfte (die auch kein Corona hatten) außen vor lässt, der kann seine Gäste belohnen, weil sie dann keinen Mundschutz mehr tragen müssen. Und nicht nur das: Auch die beschäftigten dürfen dann die Maske ausziehen. Verlockend! Die ersten Unternehmen im Landkreis haben die sogenannte 2G-Regelung bereits umgesetzt. Ist sie der richtige Weg? Das wird jetzt der einzelne Unternehmer entscheiden, der dafür jeweils auch Antworten bekommen wird, so oder so.
Gleichzeitig kommen die Erkältungskrankheiten und die erste Grippefälle dazu. Das wäre hier eigentlich keine Zeile wert, weil es einfach normal ist. Aber: Mit Abstand, Maske und tonnenweise Desinfektionsmittel haben wir in den letzten eineinhalb Jahren unsere Immunsysteme vom Lernen abgehalten und das wird jetzt erst einmal Folgen haben, für jeden einzelnen und für den Stress in Schulen, Betrieben und anderen Einrichtungen und zum Abschluss wohl auch für die Produktivität im Land: Jeder, der krank ist, wird wohl eher zuhause bleiben, auch wenn es nur eine leichte Erkältung ist, zu groß ist die Angst, dass es auch Corona sein könnte. Unser Urteil dazu? Da müssen wir jetzt durch, unsere Immunsysteme auch.
Und durch müssen wir auch, dass die Welt nach anderthalb Jahren Corona nicht mehr die gleiche ist, wie gerade Lieferkettenprobleme, Inflation und Verschiebungen im Arbeitsmarkt zeigen. Die Frage wird sein: werden wir nur schnell zurück in die alte Welt wollen und vor allem schnell wieder von anderen das gleiche erwarten wie vorher oder machen wir uns auf, wahrzunehmen, was gerade wo ist, wie wir einen sinnvollen Beitrag leisten können und gestalten wir neu, wo es das braucht? Wenn wir diesen letzteren Modus wollen, werden wir gleichzeitig auf die schauen müssen, die sich solche Gedanken gar nicht machen können, weil sie ums wirtschaftliche Überleben kämpfen. Das dürfen, so meinen wir, nicht vergessen.
Kommen Sie gesund durch die Woche
Carmen Frese, Verlegerin
Anatol Hennig, Herausgeber
Oliver Fiedler, Chefredakteur
Autor:Redaktion aus Singen |
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