Vor 5 Milliarden Jahren
Wie alles begann . . .

Vor rund 4,5 Milliarden Jahren begann eine teils flüssige, teils gasförmige Masse von sehr heißen Stoffen eine hauchdünne Schicht zu bilden, die erhärtete. Die Erde war geboren. Vom Hegau oder gar vom Bodensee konnte damals noch niemand sprechen. Der Begriff "unwirtlich" trifft die Bedingungen nicht einmal annähernd, die damals auf der Erde geherrscht haben müssen. Dennoch: Bereits 3,8 Milliarden Jahre vor unserer Zeit müssen die ersten primitiven Lebensformen aufgetaucht sein, zumindest hat man Spuren davon gefunden.

Im Kambrium dann, einer Zeit vor 570 Millionen Jahren bis 500 Millionen Jahren wurde das Leben auf der Erde reicher. Noch gab es nicht einmal Kontinente, wie wir sie heute kennen. Ein riesiger Urkontinent, den man heute Pangäa nennt, soll damals auf Höhe des heutigen Äquators existiert haben. Von ihm spalteten sich später die Kontinente ab. Die Geschichte der Region beginnt mit dem (keinesfalls immer lautlosen) Gleiten der Kontinente über das flüssige Erdinnere: Der heutige afrikanische und der heutige europäische Kontinent waren einst durch ein großes Meer getrennt, vor rund 50 Millionen Jahren, sagt der Singener Dr. Ingo Schulz-Weddingen, Leiter des Bodenseenaturmuseums in Konstanz, seien aus der Kollision von Afrika und Europa die Alpen entstanden. Vom einstigen Urozean blieb nur das Mittelmeer übrig. Afrika und Europa indes bewegen sich noch heute zusammen.

Info:
Mit der Eiszeit entstand der Bodensee und dann der Hegau. Die Landschaft war früher höher als heute: Ein Hochplateau auf 900 Metern über dem Meeresspiegel. Das war der Anfang der Region zwischen Konstanz und Singen. Vorher gab es weder Vulkane noch das schwäbische Meer.

Weshalb die Alpen jährlich um rund einen Millimeter wachsen und insbesondere im Rheintal auch noch das eine oder andere Erdbeben daran erinnert, dass die Erde nicht durch und durch aus Beton besteht. Dass jemals ein Bodensee oder ein Hegau mit seinen erloschenen Vulkankegeln entstehen würde, das war damals noch keinesfalls klar, jedenfalls nicht vor 50 Millionen Jahren. Vor 14 Millionen Jahren dann (die letzten 14 Millionen Jahre sind gerade ein Dreihundstertel des Erdalters) wuchs als letzte Bergkette der Alpen das Säntismassiv zu seiner heutigen Größe heran. Die Folge damals, rekonstruiert Schulz-Weddingen, seien Rißbildungen gewesen, die bis in die Gegend des heutigen Hegau reichten. Genau dort nämlich drückte es Magma (flüssiges Gestein) an die Erdoberfläche, die Hegauvulkane entstanden. "Sie waren keinesfalls so höhe stolze erhabene Bergkegel wie heute", sagt der Museumsleiter, zumal sich während der mehreren Millionen Jahren, welche die Vulkane aktiv waren, eine Aschenschicht von mehreren hundert Metern Stärke im Hegau bildete. Vor zweieinhalb Millionen Jahren, zu Beginn der großen Eiszeiten, muß der Hegau demnach ein Hochland auf 900 Metern über dem Meeresspiegel gewesen sein. Mit dem Beginn der Eiszeiten schoben sich aus den Alpen Gletscher vor über den Hegau bis hinauf an die Donau. Und ähnlich heutigen Gletschern, die ganze Alpentäler schufen, raspelte das Eis die Ascheschichten aus dem Hegau, übrig blieben nach der letzten Eiszeit vor rund 10000 Jahren die Hegauvulkane und viele Hügel, die aus dem Geröll und dem Gestein bestehen, das die Gletscher vor sich herschoben. So, sagt Schulz-Wedding, sei in der sogenannten Mindeleiszeit, einer mittleren der vier großen Eiszeiten in der Region, zum Beispiel der Friedinger Berg entstanden.

Am meisten Anteil an der Ausschürfung des Hegaus hatte die sogenannte Rißeiszeit: Sie ließ die Region bis hinauf an die Donau in Eis erstarren. So mächtig das Eis war, an einem Hindernis scheiterte es: An den Hegauvulkankegeln, die aus hartem vulkanischem Material waren und die heute ein in Deutschland unvergleichliches Landschaftsbild prägen. Die Kiesfelder, die heute zwischen Singen und Radolfzell abgebaut werden, sind ebenfalls ein Ergebnis der Eiszeiten. Nicht nur der Hegau entstand während der Eiszeit, sondern auch der Bodensee: Die Gletscher raspelten ihn aus, später füllte er sich mit Schmelzwasser. Nach den großen Eiszeiten indes war der See, so schätzen Experten, fast 400 Meter tief, er füllte sich dann schnell mit Sedimenten und wird auch heute noch eher aufgefüllt, als dass er tiefer würde.

Anatol Hennig

Autor:

Redaktion aus Singen

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