1992 Jahre nach Christus
Mölln, Hoyerswerda, Singen, Wangen
In Hoyerswerda griffen im September 1991 hunderte Rechtsradikale ein Ausländerwohnheim an, rechtsradikale Splittergruppen versuchten sich zu formieren, bis sie aufgelöst wurden, im schleswig-holsteinischen Mölln brachten Neonazis bei einem Anschlag auf zwei Mehrfamilienhäuser im November 1992 drei Türkinnen um. Im Landkreis Konstanz war der Terror von rechts in Form von drei Tätern schon etwas früher als in Mölln angekommen: Am 5. Februar 1992 warfen zwei der drei später vor dem Landgericht Angeklagten bis zu fünf Kilogramm schwere Steine in ein Asylbewerberheim in Gottmadingen.
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Mit Worten war den Gefühlen hinter den Ereignissen nicht mehr nahezukommen: Das Wochenblatt druckte mehrere schwarze Seiten, nachdem Neonazis und Mitläufer in der ganzen Republik 1992 Anschläge auf Asylbewerberheime, auf jüdische Friedhöfe und auf ausländische Bürger verübt hatten und dabei auch der Landkreis Konstanz nicht verschont blieb.Weitere Straftaten, die auf das Konto der drei gingen, folgten: Sie schändeten die KZ-Gedenkstätte in Überlingen, den KZ-Friedhof in Birnau und den Judenfriedhof in Wangen und legten im Oktober 1992 in einem Singener Asylbewerberheim-Neubau einen Brand. Mit den geschändeten Friedhöfen kam der Landkreis Konstanz in das in diesem Zusammenhang wenig ruhmversprechende Licht der Öffentlichkeit, zusammen eben mit Mölln und Hoyerswerda. Bis auf den Rädelsführer wirkten die Täter später vor Gericht fast normal: Sie wohnten bei der Oma, wollten einfach nur Aufsehen erregen und passten so gar nicht in das Bild, das der Normalbürger von Neonazis hatte.
Mehr muss aber dennoch dahinter gewesen sein: Im Gerichtssaal ließen sich auch Vertreter von später verbotenen neonazistischen Vereinigungen blicken, einer gab RTL sogar ein Interview über die Frage, wieviele Juden denn jetzt in Hitlers kurz währenden dritten Reich umgekommen seien. Kurze Zeit später wurden die meisten rechtsradikalen Splittergruppen verboten, die rechtsradikalen Straftaten gingen bundesweit zurück.
Anatol Hennig
Autor:Redaktion aus Singen |
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