100 Jahre nach Christus
Im Zeichen des römischen Adlers

In den folgenden Jahrzehnten bis um die Mitte des 1. Jhs. n.Chr. wurde die Donaugrenze durch den Bau von Militäranlagen, sog. Kastelle, gesichert. In der zweiten Hälfte des 1. Jhs. n.Chr. wurde die römische Reichsgrenze auf die Höhen der Schwäbischen Alb und an den mittleren Neckar vorverlegt. Seine größte Ausdehnung erreichte das römische Weltreich im Süddeutschen Raum, der den römischen Provinzen Obergermanien und Raetien angehörte, um 150 n.Chr. mit der Anlage des obergermanisch-raetischen Limes. Er verlief vom Main bis zur Donau auf der Linie Miltenberg - Lorch - Aalen - Eining (bei Neuburg a.D.).

Im Schutze des Militärs entwickelten sich das römisch besetzte Gebiet zu einer blühenden Kulturlandschaft: Es entstanden zahlreiche Städte mit reicher Steinarchitektur. Sie bildetet Verwaltungs- und Handelszentren auch für die Landbevölkerung, die auf ihren inmitten ihrer Felder errichteten Einzelhöfen lebten. Ein Netz befestigter Straßen durchzog das Land und stellte auch bei schlechten Wetterbedingungen den Handel auch mit ferneren Provinzen des römischen Weltreiches sicher. Bereits in der Frühzeit der römischen Besetzungsgeschichte entstanden in unserer Region im Bereich des Münsterhügels von Konstanz und in Eschenz bei Stein a.R. (CH) größere Siedlungen. Sie wurden in den ersten zwei Jahrzehnten des 1. Jhs. n. Chr. gegründet. Möglicherweise waren an beiden Orten zunächst für kurze Zeit römische Truppen stationiert, die die Übergänge über den Rhein in Richtung Norden kontrollierten. Relativ spät, erst um 80 n.Chr., als bereits die römische Grenze von der Donau nach Norden vorgeschoben war, setzt dann auch die Besiedlung des Hegaus ein.

Info:
Im Jahre 15 v.Chr. stießen zwei römische Heere unter der Leitung der Stiefsöhne des Kaisers Augustus, Drusus und Tiberius, in das nördliche Voralpenland vor und unterwarfen die hier lebenden keltische Stämme. Von antiken Schriftstellern wird u.a. berichtet, daß Tiberius im Verlauf dieses Feldzuges, auf dem Bodensee erfolgreich eine Seeschlacht gegen die keltischen Vindeliker geschlagen habe und anschließend in einem Tagesmarsch bis zu den Quellen der Donau vorgestoßen sei. Nach Abschluß des Feldzuges, der nur einen Sommer dauerte, war das Voralpenland bis zur Donau im römischen Machtbereich verankert.

Neben einer kleineren Zivilsiedlung bei Orsingen, an der von Eschenz (Tasgaetium) an die Donau führenden römischen Straße gelegen, sind es vor allem die römischen Gutshöfe, die das Siedlungsbild prägten. Eindrucksvolles Beispiel solcher Anlagen ist der römische Gutshof bei Büßlingen, dessen freigelegte Grundmauern heute noch im Gelände zu besichtigen sind: Das von einer Mauer umgebene, 5,4 ha große Hofareal bot Platz für ein großes Wohngebäude und zahlreiche Nebengebäude, darunter ein kleiner Tempel und eine Badeanlage. seine rd. 40-50 Bewohner bewirtschafteten eine Fläche von rd. 100 ha Wald-, Acker- und Weideland. Ihren Absatzmarkt fanden die Gutsbesitzer im benachbarten römischen Schleitheim/Iuliomagus (Schweiz, Kt. Schaffhausen). Von der einstigen wirtschaftlichen Blüte dieser Siedlung zeugt heute noch die restaurierte Ruine der großen öffentlichen Thermen. Infolge von Plünderungszügen von Germanen, die diese bis in den Mittelmeerraum führten, wurde um 260 n.Chr. das rechtsrheinisch gelegene römische Reichsgebiet aufgegeben.

Zum Schutz der Rheingrenze errichtete das römische Militär um 300 n.Chr. starke Festungsanlagen, deren mächtige Mauern sich, wie in Stein a.Rh. (Schweiz, Kt. Schaffhausen) z.T. bis heute erhalten haben. Sie sicherten die römische Herrschaft im südlichen Hochrhein- und Bodenseegebiet noch rd. 100 Jahre, bis zu Beginn des 5. Jhs. sich Rom aufgrund des Drucks germanischer Stämme und aufgrund innerer Reichskrisen endgültig aus dem Gebiet nördlich der Alpen zurückzog.

Jörg Heiligmann

Autor:

Redaktion aus Singen

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