1971 Jahre nach Christus
Drogentote erschüttern Hegau
Die Zahl der Drogentoten explodierte. Bundesweit sorgte ein Doppelselbstmord 1971 für Furore. Ein Singener Gymnasiast war ein naturwissenschaftliches Genie. Doch bei den Sprachen haperte es. So flog er durchs Abitur. Anschließend machte er zusammen mit seiner Mutter Selbstmord. Er hatte, so später die Erkenntnisse der Polizei, in seiner nicht gebrauchten Garage LSD industriemäßig hergestellt. Selbst die Banderolen hatte er sich drucken lassen! Labors waren in den 70er Jahren gefragt.
Info:
1973 wurde in Singen das Haus der Jugend im März eingeweiht. Nach dem Sommer musste es wegen einer dort wütenden unkontrollierten Drogenszene geschlossen werden. Getan hat dies der Verwaltungsausschuss für den Jugendtreffpunkt, ein Unterausschuss des Jugendwohlfahrtsausschusses. Vorsitzender damals: Singens Bürgermeister Günter Neurohr. Die Stadtjugendring-Vertreter hatten den entscheidenden Antrag gestellt: "Sollte die Stadtverwaltung die Schließung des Hauses der Jugend vorhaben, so solle sie es sofort tun!" Die Mitglieder des Ausschusses vollzogen den Beschluss eigenhändig. Konsequenz: Am Abend besetzte die Polizei das Haus der Jugend, um es gegen Besetzungen zu schützen. Einen Tag später gab es eine Demonstration der Ausgesperrten auf dem City-Treff. Es war eine Mischung aus Drogenszene und Zuhälterei, die hier das Wort ergriff. Der Drogenstrich war in Singen erstmals Realität geworden.Im Pestalozzi-Kinderdorf wurde im Labor ausgebildet. Einer mißbrauchte dies. Die Folge war eine Todesspur durch den Landkreis. Das Stockacher Jugendhaus stand genauso unter Druck. Der Versuch, die Mitarbeiter für die Alltagsarbeit zu schulen und auszubilden, scheiterte jämmerlich. Zwei in cognito tätigen Mitarbeitern des Kreisjugendrings waren Drogen in den Tabak zum Selbstdrehen gemischt worden. Immer wieder dienten Lokale den Drogenkings als Verteiler. Meist ging es zwei Jahre gut, dann traten die Wirte die Flucht an.
Der "Sound" in der Singener Wohnstraße "Am Graben" in der Nordstadt brachte den Höhepunkt. Hier trafen sich die Bosse, wenn die Scheffelhalle bei Pop-Veranstaltungen Dealer-Bühne war. Auch hier hat der Jugendwohlfahrtsausschuß einen Riegel vorgeschoben. Er beschloss, die eigenen Dealer reichten, da brauchte man nicht auch noch die überregionale Konkurrenz anlocken. Schwer tat sich die Justiz mit der neuen Drogenwelle. Bagetellfälle von professionellem Einstieg zu unterscheiden, war schwer. Bald gab es Billig-Urteile für Ersttäter, denn der Richter wusste genau dass seine "Kunden" wiederkommen würden, wenn die Erststrafe nicht fruchtete. Mit den Jahren wurde die Drogenszene immer professioneller. Der "Stoff", vor allem Heroin wurde gleichbleibend "gut". Eine Überdosis wurde seltener. Vieles verzog sich in den privaten Bereich und entzog sich damit auch der Polizei. Gestolpert ist über die Drogenszene im Kreis der frühere Konstanzer Polizeioberrat Hans Stather. Er trägt zurecht den Alefanz-Orden, doch bei den Drogen war eine Grenze erreicht. Es macht sich auch in Stuttgart nicht gut, wenn im Kreis Konstanz die Drogenkonsumenten wie die Fliegen umfallen. . .
Autor:Redaktion aus Singen |
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