Vorstellung der Erweiterung bei Ortstermin
Noch größere Dimensionen für den Nasskiesbau angebahnt
Radolfzell/Singen. Das Kiesabbauunternehmen Meichle und Mohr hat das behördliche Planfeststellungsverfahren für die sogenante "Phase 2" des Nasskiesabbaus des "Kieswerk Radolfzell" eröffnet, dessen Abbaugebiet zwar im Radolfzeller Stadtwald, aber auf der Gemarkung Singen-Friedingen, und mit Ausgleichsflächen sogar auf der Gemarkung Singen-Überlingen befindet. Damit sind gewaltige Veränderungen in der Landschaft zwischen B34, der B 33 neu und der K 6164 von Singen nach Steißlingen verbunden, wie bei einem Ortstermin erläutert wurde.
Zur Vorstellung des Kiesabbaus und der Pläne dazu hatte die regionale Landtagsabgeordnete der Grünen, Nese Erikli, den Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Andreas Schwarz, aber auch den Referenten für Rohstoffsicherung des Industrieverbands Steine und Erden (ISTE), Jochen Paleit, wie den Regionalgeschäftsführer Donau-Bodensee des Naturschutzbund (NABU), Thomas Körner, zum Ortstermin mit Geschäftsführer Oliver Mohr im Rahmen eines öffentlichen Termins eingeladen, um das Thema insgesamt von vielen Seiten zu beleuchten.
Thema mit langem Vorlauf
Das nun angestoßene Verfahren ist wenig strittig, denn es wurde schon mit den Plänen der "Phase 1" im Jahr 2007 als Fortsetzung aufgeführt. Seit drei Jahren sei man bereits an der Vorbereitung dieser wichtigen Erweiterungen des Kiesabbaus mit Untersuchungen und Monitoring über die Tierwelt und Naturstrukturen in diesem Bereich, sagte Oliver Mohr beim Ortstermin auf Nachfrage. Der Plan ist denn auch, das Verfahren bis Ende des Jahres durch zu haben, um hier mit dem Abbau weiter machen zu können. Durch die Erweiterung solle der Rohstoffbedarf für Kies (bei Sand nur zu einem Teil) für die nächsten 80 Jahre gesichert sein. Im Antrag ist ein erwartetes Volumen von netto 6,55 Millionen Kubikmetern genannt. Beachtlich ist das Wachstum des Sees hierfür, der in den nächsten Jahren dann nochmals um 17,6 Hektar anwachsen soll und dann in einigen Jahren eine Fläche von 36 Hektar einnehmen würde. Zum Vergleich: Die Fläche des Steißlinger Sees wird mit 11,2 Hektaren angegeben, der sich daneben fast als Zwerg fühlen muss. Um Platz für den See zu haben, wird auch der Trockenabbau weiteres Land einnehmen, bis zum Mindestabstand zu den umgebenden Straßen von 20 Metern, was auch die Grenzen für dieses Gebiet sind.
See wächst schrittweise
Wie Oliver Mohr den Politikern und Gästen weiter erläuterte, wird der Kiesabbau hier Stück für Stück wandern, die Vorkommen sind in der Mitte bis in eine Tiefe von 60 Metern ausgeschöpft und am Ufer müssen Flachwasserbereiche erhalten bleiben. Hier solle sich die Natur neues Terrain erobern können, was auch lange im Vorfeld mit den Vertretern des Naturschutzes abgestimmt ist. Man habe hier inzwischen auch bei den Zielsetzungen gut zusammen gefunden, lobt Thomas Körner vom NABU, denn auch Kiesgruben seien Naturräume für verschiedene Arten, wie er aus den Monitorings deutlich macht.
Der "Alte See" werde bleiben, schon wegen des Grundwassers, was ja hier nun offen liegt. Er solle dann aber auch zur Ablagerung von Schlamm aus dem Nasskies aus dem neuen Gebiet werden, wofür auf Flockungsmittel verzichtet werden kann. Darauf legt die Stadt Radolfzell in ihren Abstimmungsunterlagen großen Wert, weil es ihr natürlich hier auch um die Sicherung der Grundwasserströme geht. Klar gemacht wurde durch Mohr wie Körner: dass hier kein Badesee entstehen werde. Das solle "Natur" bleiben, zum Beispiel auch als Rückzugsgebiet für Tiere vom See her, als Zusatz zum Mindelsee.
Andreas Schwarz zeigte sich von den Planungen überzeugt und lobte das gute Miteinander von Ökonomie und Ökologie. Das werde durch den begrenzten Marktraum des Unternehmens mit einem Radius von etwa 50 Kilometern, wenn auch darin ein Stück Schweiz liegt, deutlich gemacht. Gerade wenn man sehe, was in den nächsten Jahren an Gebäuden und Infrastruktur gebaut und modernisiert werden müsse, sei ein gesicherter Kiesabbau notwendig. Und wenn auch eine Kiesgrube immer ein Eingriff in die Natur sei, so finde man immer naturverträgliche Wege bereits im Umgang mit den Abbaugebieten.
Wie Oliver Mohr ausführte, laufe in diesem Gebiet bereits seit 1992 das Monitoring der Natur und 2013 habe man sogar mit einem Fachbuch eine erste sehr gute Bilanz ziehen können. Sogar in den Abbauzonen hätten sich Arten der "Roten Liste" angesiedelt, die genau solche offenen Flächen suchten.
Die Entscheidungen zu dem Vorhaben im Ortschaftsrat Böhringen, sowie dem Finanzausschuss am Donnerstag, 2. Mai und im Gemeinderat am Dienstag, 7. Mai, zeigten mit klaren Mehrheiten, dass hier ein eingeschlagener Kurs fortgesetzt werden kann.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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