HSG-Geschäftsführer André Melchert im Interview
„Wollen der unangenehme Aufsteiger sein“

Die beiden HSG-Geschäftsführer Christian Guttke (links) und André Melchert (rechts) führten den Verein wieder in die 2. Bundesliga.  | Foto: Michael Elser
  • Die beiden HSG-Geschäftsführer Christian Guttke (links) und André Melchert (rechts) führten den Verein wieder in die 2. Bundesliga.
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Konstanz. Während die Spieler der HSG Konstanz nach dem direkten Wiederaufstieg in die 2. Handball-Bundesliga bis zum 13. Juli einen kurzen Urlaub genießen durften, fiel dieser für die beiden Geschäftsführer André Melchert und Christian Guttke komplett aus. Im Interview spricht Melchert über die Herausforderungen vor dem Zweitliga-Start, das neue Team, die Vorbereitung sowie die Entwicklung und Ziele der HSG Konstanz.

André, die Spieler konnten zuletzt immerhin einen kurzen Urlaub genießen. Das sah bei dir anders aus. Was waren in den letzten Wochen die wichtigsten Aufgaben und was steht nun noch bevor?

Zunächst die Kaderplanung. Nach dem Aufstieg wollten wir unseren Kader nochmal verbessern und sehen uns nun gut aufgestellt. Uns erwartet eine lange Saison. Dazu standen die Themen Ticketing, Spielplanung und Ausrüstung an. Nun sind alle Neuzugänge da, Zimmer bezogen und eingerichtet. Jetzt wird es langsam etwas ruhiger, aber wir müssen in einem kleinen Team noch viel organisieren.

Apropos Aufgaben: Mit dir und Christian Guttke hat die HSG zwei Geschäftsführer. Wer ist für was zuständig?

Christian kümmert sich um die Organisation und Finanzen. Also etwa Spieltagsorganisation, Buchhaltung, Kontakt zu Berufsgenossenschaften und Krankenkassen sowie der ganze Bereich des Sponsorings. Ich bin für den sportlichen Bereich zuständig. Dazu gehört das Kadermanagement von Spielern, Trainern, Physiotherapeuten etc. sowie Kaderplanung, Scouting, Vertragsverhandlungen und die tägliche anfallende Arbeit während der Saison. Des Weiteren sind alle weiteren sportlichen Themen bei mir angesiedelt sowie die Planung der Auswärtsfahrten. Durch meinen beruflichen Hintergrund als Applications-Manager auch Themen wie die Einrichtung des Ticketings und unseres ERP-Systems sowie unserer LED-Banden.

Wie würdest du die Zusammenarbeit mit Christian Guttke beschreiben?

Christian ist ein echter Workaholic im positiven Sinne. Er hat schnell gelernt, wie ein Verein funktioniert. Wir haben uns rasch gut aufeinander abgestimmt und wissen, wie der andere tickt. Für eine gute Zusammenarbeit ist es wichtig, dass man sich gut kennt. Ich schätze die Zusammenarbeit und den Einsatz von Christian sehr.

Wie siehst du die Gesamtentwicklung der HSG Konstanz in den letzten Jahren?

Man muss sich stetig weiterentwickeln – und das tun wir. In manchen Bereichen noch schneller als andere Vereine – im finanziellen Bereich mahlen die Mühlen hingegen etwas langsamer, sodass wir andere Lösungen suchen müssen. Sich nicht stetig weiterzuentwickeln bedeutet genauso wie in der freien Marktwirtschaft Rückschritt. Insbesondere in den letzten zehn Jahren haben wir uns jedoch stetig verbessert. Sei es im Kinderbereich oder im Aufbau professioneller Strukturen in der GmbH (wirtschaftlicher Träger der ersten Mannschaft, Anm. d. Red.). Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan. Früher hing noch vieles allein an Otto Eblen, nun gibt es andere Strukturen und mehrere Zuständige im Boot. Den Stein dazu ins Rollen und auf den richtigen Weg gebracht hat allerdings Otto Eblen selbst.

Du sprichst deinen Vorgänger an, der viele Jahre Geschäftsführer, Präsident, Sportlicher Leiter und vieles mehr war. Er hat dich behutsam in die neue Position eingeführt. Was waren die wichtigsten Dinge, die du von Otto Eblen lernen konntest?

Er hat mich als Spieler nach Konstanz geholt, mir später das Vertrauen als Co-Trainer und Sportlicher Leiter geschenkt. Schon in dieser Zeit habe ich mir sehr viel von ihm abschauen können. Früher haben wir wahrscheinlich alle Bundesliga-Manager gespielt. (lacht) Diese Schwarz-Weiß-Entscheidungen gibt es im echten Leben nicht. Der Mensch dahinter findet dort keine Berücksichtigung. Von Otto habe ich gelernt, immer den Mensch nach vorne zu setzen. Das geht vor der Qualität. Für diese sind wir verantwortlich und müssen den Jungs dazu das optimale Umfeld bieten, in dem sie sich entwickeln können. Dazu gehört die nötige Zeit und Ruhe. Ich kann Otto nur von Herzen danken für die tolle „Lehre“, die ich bei ihm genießen durfte. So eine gute Heranführung ist nicht selbstverständlich. Es zeigt, dass es Otto nur um den Verein geht und dass er sein Lebenswerk für die Zukunft bestmöglich aufgestellt haben will.

Auch einige Spieler aus der U21 wie Finn Klein, Sven Iberl, Ruben Yerlinkaya, Jonas Hadlich, Konstantin Pauli, Jens Koester sowie Xeno Müller erhalten über den erweiterten Bundesligakader die Chance, sich zu zeigen und im Umfeld der ersten Mannschaft zu entwickeln.

Wir haben den Kader des Bundesligateams dadurch sehr groß gemacht, wollen unseren jungen Talenten dort aber die Chance bieten und Ressourcen bündeln. Es gilt das einfache Prinzip: die Besten spielen. Somit bietet sich allen Nachwuchsspielern neben wertvollen Erfahrungen auf hohem Niveau eine tolle Chance. Sie bekommen aber natürlich die nötige Zeit, sich zu entwickeln.

Die Schänzle-Sporthalle wird derzeit umgebaut und zweitligatauglich gemacht. Wie groß ist die Herausforderung, die komplette Vorbereitung inklusive des DHB-Pokalspiels am 24. August in fremden Hallen bestreiten zu müssen?

Wir haben eine optimale Lösung gefunden. Ein großes Dankeschön richten wir dafür an unseren Kooperationsverein SV Allensbach, der uns in seiner Halle viele Trainingseinheiten und das Pokalspiel ermöglicht. Aber auch beim Konstanzer Sportamt, das sich sehr für den Leistungssport eingesetzt hat, wollen wir uns bedanken. Wir haben eine Ausnahmegenehmigung für die Benutzung von Harz in der Geschwister-Scholl-Halle erhalten. Das Sportamt hat alles in die Wege geleitet, damit wir eine vernünftige Vorbereitung absolvieren können. Ich kann mich bei Patrick Glatt und Frank Schädler nur für die gute Zusammenarbeit bedanken.

Die insgesamt neunte Zweitliga-Saison der HSG beginnt am 8. September bei Nordhorn-Lingen. Worauf freust du dich in der kommenden Spielzeit am meisten und was kommt auf euch zu?

Das werden geile Spiele in tollen Arenen gegen sehr gute Mannschaften, gegen ausschließlich gute Gegner. Wir gehören zu den 36 besten Handball-Teams in Deutschland. Das zu halten und uns in der Liga zu etablieren ist der nächste Schritt, den wir anpeilen. Natürlich freue ich mich auf meinen ehemaligen Club Bergischer HC, auch wenn ich ihn lieber weiter in der 1. Bundesliga gesehen hätte. Auch die Derbys gegen Balingen und das Christmas-Game am 27. Dezember daheim werden ganz besondere Spiele vor vollen Hallen, auf die wir uns alle freuen dürfen.

Was stimmt dich zuversichtlich, dass die Ziele trotz starker Konkurrenz erreicht werden können?

Dass wir eine Mannschaft haben, die unbedingt will – wie man bereits in den Aufstiegsspielen gesehen hat. Die Ziele hat und dafür alles investiert. Dazu natürlich unsere Halle und Fans. Unsere Fans müssen uns fünf, sechs Extrapunkte bringen. Jeder Gegner muss den Druck von der Tribüne spüren. Die Mannschaft muss bei den Spielen jede Karte spielen. Hier heißt es, nicht der nette Aufsteiger zu sein. Wir wollen der unangenehme Aufsteiger sein, gegen den man alles geben muss. Die Euphorie in der Stadt ist groß. Mit dieser Unterstützung im Rücken wollen wir als Verein den nächsten Schritt machen und uns in der 2. Bundesliga festigen.

Quelle: HSG Konstanz

Autor:

Andreas Joas aus Konstanz

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