Halbjahresbericht der Handwerkskammer
Ersehnte Erholung bleibt vorerst auch im Handwerk aus

Auch das Lebensmittelhanderk spürt die schlechtere Finanzlage vieler Haushalte. | Foto: HWK KN
2Bilder
  • Auch das Lebensmittelhanderk spürt die schlechtere Finanzlage vieler Haushalte.
  • Foto: HWK KN
  • hochgeladen von Oliver Fiedler

Kreis Konstanz. Das Handwerk in der Region wartet weiterhin auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Im aktuellen Konjunkturbericht der Handwerkskammer Konstanz zeigt sich, dass die allgemeine Geschäftslage im zweiten Quartal 2024 im Vergleich zum Jahresbeginn zwar besser bewertet wird, aber die Stimmung nicht so gut ist wie im Vorjahr. Während im zweiten Quartal 2023 noch 76 Prozent der Betriebe die Lage als „gut“ einstuften, sank dieser Wert nun auf 60 Prozent. Gleichzeitig stieg der Anteil derjenigen, die ihre Geschäftslage als „befriedigend“ oder „schlecht“ beurteilten.

„Warten auf Optimismus und positive Signale“

Die Handwerkskammer Konstanz führt alle drei Monate eine Befragung unter den Mitgliedsbetrieben zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage durch. „Die leichte Verbesserung der Stimmung im Vergleich zum ersten Quartal dieses Jahres lässt auf ein Anziehen der Konjunktur hoffen“, kommentierte Werner Rottler, Präsident der Handwerkskammer Konstanz, die Entwicklung. Er gab allerdings zu Bedenken, dass der Mini-Aufschwung durch die übliche Frühjahrsbelebung bedingt sei. Trotzdem blieb er positiv: „Wir setzen darauf, dass die Politik wichtige Impulse einbringt, damit die Konjunktur wieder ins Laufen kommt. Unsere Betriebe können diesen Stillstand nicht lange verkraften. Die gesamte deutsche Wirtschaft wartet auf Optimismus und positive Signale aus der Politik. Es ist Zeit zu machen, damit wir gemeinsam das Land zukunftsfähig gestalten können. Die Aufgaben sind groß und wir müssen sie endlich angehen.“

Vorsichtiger Blick in die Zukunft

Nach schwierigen Zeiten gab es im Kfz-Handwerk positive Entwicklungen: 60 Prozent der Betriebe bewerteten die Geschäftslage als „gut“, ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu den 50 Prozent im Vorjahresquartal. Damit zeigt sich die Branche in guter Stimmung wie zuletzt vor der Corona-Krise (Q2 2019: 68,4 Prozent). Der Index-Wert liegt aktuell bei 53,3 und war nur im Q2 2019 höher (63,2).

Im Gegensatz dazu verzeichneten das Ausbau- und Baugewerbe eine deutliche Verschlechterung der Geschäftslage. Im Ausbau-Gewerk sank die positive Bewertung um 26 Prozentpunkte auf 66,7 Prozent, während im Baugewerbe der Anteil von 78,9 auf 57,9 Prozent fiel.

Und so ist auch der Blick in die Zukunft vorsichtig und unentschlossen. Hinsichtlich der Erwartungen für die Geschäftslage im dritten Quartal gehen zwar mit 26,6 Prozent aktuell mehr Betriebe aller Gewerke als 2023 (Q3 2023: 10,9 Prozent) von einer Verbesserung aus, gleichzeitig rechnen aber auch mehr Betriebe mit einer Verschlechterung (21,5; Q3 2023: 10,9).

Betriebe warten auf Anstieg der Aufträge

Die Auftragslage hat sich im Vergleich zum Vorjahresquartal verschlechtert. Der Index-Wert über alle Gewerke hinweg sank von 18,83 auf 10,4. Dennoch gibt es innerhalb der Branchen Unterschiede. Das Baugewerbe verzeichnete durch das Frühjahr bedingt eine Erholung. Die Auftragslage in den Nahrungsmittelgewerken, insbesondere bei Bäckern und Metzgern, verbesserte sich deutlich.
„Die positiven Entwicklungen in den Nahrungsmittelgewerken zeigen, dass regionale Handwerksbetriebe nach wie vor eine starke Nachfrage genießen“, so der Präsident der Handwerkskammer Konstanz.

Umsatz noch auf Sparflamme

Der Umsatzindex stieg vom ersten zum zweiten Quartal 2024 von -22,3 auf 13,2 Punkte, obwohl er im Vergleich zum Vorjahresquartal immer noch knapp 30 Punkte hinterherhinkt. Nur 27,6 Prozent der Betriebe bewerteten ihre Umsatzentwicklung als „gut“, während 14,4 Prozent einen Rückgang angaben. Besonders der Gesundheitssektor konnte im Vergleich zum Vorjahr einen Umsatzanstieg verzeichnen, ebenso das Kfz-Gewerk.

Anstieg der Betriebsauslastung

In der Umfrage gaben wieder mehr Betriebe an, dass sie besser ausgelastet seien. Der Anteil der Betriebe, die über 80 Prozent ausgelastet sind, stieg leicht um knapp fünf Prozentpunkte auf 57,6 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal.
„Die höhere Auslastung zeigt, dass das Handwerk seinen Platz in der Gesellschaft hat. Handwerklich gefertigte Produkte und Dienstleistungen sind Bestandteil der Gesellschaft. Die Reparatur am Fahrrad, ein neues Heizsystem oder eine Sonnenmarkise, die vor Hitze schützt – das sind Aufgaben, die nur Experten ihres Fachs auf dem gewünschten Niveau erfüllen können. Das sind die Dinge, für die unser Handwerk steht und die das Leben der Menschen besser machen.“

Betriebe halten an Mitarbeitenden fest

Im zweiten Quartal 2024 blieb die Zahl der Beschäftigten weitgehend stabil. 68 Prozent der Betriebe gaben an, dass der Bestand an Mitarbeitenden unverändert blieb. Allerdings haben doppelt so viele Betriebe wie im Vorjahr Mitarbeitende abgebaut. Der Wert stieg von 9,2 auf 18,7 Prozent. Besonders im Kfz-Handwerk war dieser Trend zu beobachten.
„Es ist ermutigend zu sehen, dass die Betriebe trotz der Herausforderungen an ihren Mitarbeitenden festhalten“, betonte Präsident Rottler. Er wies darauf hin, dass auch die Suche nach neuen Mitarbeitern kein Selbstläufer sei. „Fachkräfte sind sehr begehrt und wer sie gehen lässt, hat große Schwierigkeiten neue zu finden.“

Preise bleiben meist stabil

Die Einkaufspreise stiegen vor allem im Bau- und Ausbaugewerbe weiter an, ebenso im Nahrungsmittelbereich. Fast 45 Prozent der befragten Betriebe aus allen Gewerken berichteten hingegen von gleichbleibenden Einkaufspreisen. Trotz der gestiegenen Einkaufspreise gaben Bau- und Ausbaugewerk die Preise nicht an die Kunden weiter, sondern hielten die Preise konstant (Bau: 57,9 Prozent; Ausbau: 66,7 Prozent). Das Kfz-Gewerk sah sich wegen der schlechten Lage gezwungen, Kunden Preisnachlässe zu geben. Fast jeder zweite befragte Kfz-Betrieb hat die Preise im zweiten Quartal gesenkt. Insgesamt hielten fast 70 Prozent der Betriebe die Preise stabil.

Unterstützung von der Handwerkskammer

Georg Hiltner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer, sieht die weiterhin herausfordernde Lage der Betriebe. „Wir wissen, dass die Situation für die Betriebe immer noch schwierig ist. Deswegen möchten wir unsere Mitgliedsbetriebe ermuntern, unsere Beratungsangebote in der Kammer anzunehmen. Egal vor welcher Herausforderung Sie mit Ihrem Betrieb momentan stehen, wir unterstützen Sie gerne mit unserem Experten-Team“, sagt Hiltner. Er rät dazu, möglichst früh ein beratendes Gespräch zu suchen, um sich mit nötigen Informationen zu versorgen und rechtzeitig entsprechend reagieren zu können.

Quelle: Handwerkskammer Konstanz, Julia Kipping

Auch das Lebensmittelhanderk spürt die schlechtere Finanzlage vieler Haushalte. | Foto: HWK KN
Die Handwerksbetriebe - hier eine Zimmerei - spüren die Zurückhaltung im Bausektor. | Foto: HWK KN
Autor:

Presseinfo aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.