Dorfgespräch in der alten Eichendorffschule
Großes Interesse an der Flüchtlingsunterbringung
Gottmadingen. Die Unterbringung von Geflüchteten ist nach wie vor ein Thema, das polarisiert. Daher war das große Interesse am zweiten Dorfgespräch an der alten Eichendorffschule diesbezüglich keine Überraschung. Bürgermeister Michael Klinger und Monika Brumm, Leiterin des Kreisamts für Migration und Integration, führten rund 80 Bürgerinnen und Bürger durch die ehemalige Bildungseinrichtung an der Hardstraße. Anders als beim ersten Dorfgespräch zu diesem Thema im Juli hielten sich die Zwischenrufe diesmal aber in Grenzen.
"Wir stehen kurz vor dem Einzug" verkündete Bürgermeister Klinger vor dem Eingang der ehemaligen Schule. Mitte Februar sollen zunächst 150 Geflüchtete einquartiert werden. Diese kommen aber nicht neu hinzu, sondern ziehen von der Kreissporthalle in der Singener Nordstadt nach Gottmadingen um. Die Sportstätte wird damit wieder frei, was der Gottmadinger Rathauschef als positive Entwicklung wertete.
Bei einem Rundgang durch das Gebäude erklärte Sven Scheidemantel, der dann für die Unterkunft verantwortlich ist, wie die Abläufe in der Einrichtung aussehen werden. So gibt es einen zentralen Speisesaal, in dem - so ist es angedacht - alle Mahlzeiten gegessen werden. Erzwingen könne man dies aber nicht, so Scheidemantel. Und wenn ein Bewohner "mit der Pizza auf dem Teller" auf sein Zimmer geht, werde er dafür auch nicht verhaftet. Kochen können die zukünftigen Bewohner in einer zentralen Küche. Auch für das Laden von Mobiltelefonen gibt es einen zentralen Raum.
Die Schlafräume befinden sich in den ehemaligen Klassenzimmern, die mit Bauzäunen in jeweils drei Abschnitte unterteilt sind. In jedem Abschnitt werden sechs Personen unterkommen. Aus Brandschutzgründen seien hier die Steckdosen funktionslos geschaltet worden, erläuterte Sven Scheidemantel. Aus demselben Grund können die Räume aber auch nicht abgeschlossen werden, betonte Monika Brumm. Daher werde durchgehend ein zweiköpfiger Sicherheitsdienst vor Ort sein.
Dieser werde rund um das Haus zuständig sein und auch den Zugang kontrollieren, ergänzte Sven Scheidemantel. Besuche - etwa durch Hilfsorganisationen - seien nur unter der Woche und tagsüber möglich und Besucher müssten sich in ein Gästebuch ein- und auch wieder austragen. Die Frage, welche Nationalitäten einziehen werden, konnte Scheidemantel nicht genau beantworten. Mehrheitlich seien dies Ukrainer, aber auch Usbeken, Vietnamesen und Nordmazedonier, "weil sie bei Kriegsausbruch in der Ukraine waren".
Wie es um die Flüchtlingssituation in Gottmadingen derzeit steht, lesen Sie hier:
Spendenwillige bat Monika Brumm darum, nichts direkt in die Unterkunft zu bringen, sondern diese zu den dortigen Öffnungszeiten an den Spendenstellen des DRK abzugeben. Was aber nicht gebraucht werde, seien Möbel oder Teppiche, betonte Sven Scheidemann. "Es kommt nichts mehr in die Unterkunft rein." Auf die Rückfrage nach einem Zaun am Grundstückrand versicherte Alexander Kopp vom Gottmadinger Bauhof, dass dieser noch aufgestellt werde.
Das Dorfgespräch nutzte Bürgermeister Klinger, um über die jüngste Entwicklung im Gemeinderat hinsichtlich der Vermietung der ehemaligen Schule an den Landkreis zu berichten. Derzeit läuft der Vertrag bis zum Ende des Jahres. Allerdings hat sich der Einzug der Bewohner verzögert. Auch der geplante Abriss des Gebäudes musste um sechs Monate verschoben werden. Vor diesem Hintergrund beschloss der Gemeinderat mehrheitlich, den Bürgermeister mit Gesprächen über eine Mietverlängerung zu beauftragen.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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