Gabriele Krone-Schmalz im Kornhaus
Stadtgespräch wird zur Bühne für Russland-Versteherin

- Gabriele Krone-Schmalz (links) im "Stadtgespräch" mit Isabel Meier-Lang. Viel Gegenwind für ihre Ansichten gab es an diesem Abend nicht für die "Putin-Versteherin".
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Engen. Das Stadtgespräch in Engen hatte im Vorfeld hohe Wellen geschlagen. Grund war der Gast: Die ehemalige ARD-Moskau-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz wurde und wird wegen ihrer verteidigenden Haltung gegenüber Russland und Wladimir Putin kritisiert. Im Kornhaus sprach sie nun über ihre Ansichten zum Ukraine-Krieg. Dabei lassen sich viele ihrer Aussagen mit zwei Worten zusammenfassen: Ja, aber.
Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist völkerrechtswidrig, aber der Krieg hätte nach vier Wochen beendet werden können, doch sei das nicht im Interesse der westlichen Welt gewesen, behauptet sie. Sie sagt, die Ukraine hat das Recht, sich zu verteidigen, aber Waffen dafür liefern soll man ihrer Ansicht nach nicht. Sie räumt ein, dass die Pressefreiheit in Russland "im Eimer", relativiert das aber gleich, indem sie behauptet, dass die russische Presse Zustände kritisieren kann, solange sie nicht die "Systemfrage" stellt oder den Krieg auch Krieg nennt. Sie behauptet, Putin wolle verhandeln und werde auf keinen Fall die NATO angreifen, sagt dann aber: "Ich weiß nicht, was Putin denkt." Zumal sie selbst zugibt, dass sie sich "total geirrt" und nicht an einen Angriff auf die Ukraine geglaubt habe.
Wenig Putin-Kritik, viel Fingerzeig gen Westen
Mit Kritik an Putin ist Krone-Schmalz sparsam. Das gibt sie aber auch selbst zu: "Das machen ja die anderen", sagt sie. Stattdessen sucht sie die Verantwortung für den Krieg in der Ukraine bei anderen. So hätte der Krieg "relativ einfach" mit einer Absage einer NATO-Mitgliedschaft für die Ukraine verhindert werden können. Doch habe das keiner tun wollen. Dass Putin mit dem Angriff das Gegenteil erreicht hat und die NATO mit dem Eintritt von Finnland und Schweden nun doch vor seiner Haustür steht, kommentierte Krone Schmalz mit einem: "So ist das Leben."
Der Ausgangspunkt des Kriegs, der Konflikt im Donbass im Osten der Ukraine, sei innerukrainisch gewesen und hätte innerukrainisch gelöst werden müssen. Die Besetzung der Krim davor ließ sie ebenso unerwähnt wie die russische Unterstützung für die Aufständischen - inklusive russischer Truppen.
Auch die EU-Osterweiterung habe zu dem schlechten Verhältnis der EU zu Russland beigetragen. Man hätte stoppen müssen, dass Polen und die baltischen Staaten, die "mit der Sowjetunion schlimme Erfahrungen gemacht" haben, bei den Beziehungen zu Russland den Ton angeben. Putins erste Amtszeit aber sei "gespickt" gewesen von Angeboten, behauptet sie, ohne genauer darauf einzugehen, welche das gewesen sein sollen.
Das Publikum im Kornhaus scheint das nicht zu stören. Hier steht man dem Gast eher wohlwollend gegenüber, klatscht Beifall, lacht über ihre Witze und murmelt Zustimmung. Die Kritiker sind hingegen draußen: Bei einer Demonstration, bei der sich laut Polizei etwa 60 Menschen versammelt hatten, und zu der der frühere Stadtrat Peter Kamenzin, die Initiative „Studis gegen Rechts Konstanz“ und die Ukraine-Hilfe Konstanz aufgerufen hatten.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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