Sorge um regionales Gleichgewicht
Hängt der Singener Einzelhandel die Region weiter ab?
Engen/Singen. Das Mischbaugebiet Tiefenreute-Bühl ist aktuell das Kernprojekt für die Stadt Singen in den kommenden Jahren. Aber die Nachbarstadt Engen fürchtet um die eigenen wirtschaftlichen Belange, wie in der Sitzung des Technischen- und Umweltausschusses am 6. Juni verdeutlicht wurde. Bei der Stadtverwaltung Singen stößt das auf Unverständnis.
Im Rahmen einer frühzeitigen Beteiligung, ehe es an die Umsetzung von Tiefenreute-Bühl geht, können angrenzende Gemeinden eine Stellungnahme zu dem Vorhaben abgeben. Die Stadt Engen sieht sich allerdings zu einer abschließenden Stellungnahme aktuell nicht in der Lage. Der Grund: Es sei möglich, dass in dem Mischgebiet auch Einzelhandel angesiedelt wird. Singen jedoch habe bereits eine sehr hohe Kaufkraftbindung, die Städte und Gemeinden in der Region eine eher unterdurchschnittliche.
Das heißt, die Menschen in der Region gehen eher nach Singen zum Einkaufen, als in ihre eigene Gemeinde. Bei einem weiteren Ausbau des Einzelhandels in Singen sieht Engens Stadtbauamtsleiter Matthias Distler hier das Gleichgewicht noch weiter gestört. Weiter werde laut der Sitzungsvorlage befürchtet, dass "die städtebaulichen Bemühungen der Stadt Engen zur Entwicklung eines Einkaufsstandortes Engen konterkariert", also durchkreuzt werden. Ein möglicher Kaufkraftzufluss nach Singen und der damit zusammenhängende Kaufkraftabfluss von Engen sei in der vorbereitenden Untersuchung für das Gebiet Tiefenreute-Bühl nicht ausreichend berücksichtigt worden. Erst wenn dies untersucht sei und ein entsprechendes Ergebnis vorliege, gebe es von der Stadt Engen eine Stellungnahme.
Auf Nachfrage des WOCHENBLATTs kann man bei der Stadtplanung in Singen die Bedenken aus der Nachbarstadt nicht nachvollziehen: "Im Plangebiet Tiefenreute-Bühl soll im gesamten Gebiet kein Einzelhandel entstehen." Weiter betont die Pressestelle der Stadt Singen in ihrer Antwort, dass mit dem "Einzelhandelskonzept Singen 2025" aus dem Jahr 2020 der Fokus auf Ausbau und Stärkung des Einzelhandels in der Innenstadt gesetzt wurde.
Zudem liegt der nördliche Teil des Gebiets Tiefenreute-Bühl in einem Gebiet, in dem Einzelhandel ausgeschlossen ist – mit wenigen Ausnahmen, wie Auto- oder Fahrradhandel, Direktvermarkter oder Handwerksbetriebe. Der südliche Bereich wiederum soll für den Wohnbau genutzt werden. Die Auswirkung auf die Kaufkraft wurde also nicht untersucht, weil überhaupt kein Einzelhandel entstehen soll.
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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