Neujahrsempfang in Engen
Für eine starke Gemeinschaft

Umrahmt von den Trachtenfrauen ehrte Bürgermeister Johannes Moser im Rahmen des Neujahrempfanges der Stadt Engen Bernhard Albrecht, Margit Boßlet-Dietrich und Ewald Böhrer. | Foto: Ute Mucha
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Engen. Der Rahmen war feierlich, die Musik anspruchsvoll und die Gastrednerin beeindruckend. Die Bürgerehrungen waren hochverdient, die Gäste zahlreich und die Häppchen delikat. Und doch unterschied sich der Neujahrsempfang am Freitag in der schmucken Stadthalle wesentlich von jener vor Corona im Jahr 2020, als die Welt in Engen noch in Ordnung war. Denn drei Jahre Pandemie, der Ukrainekrieg, die Energiekrise und eine hohe Inflation haben auch Spuren in der Hegaustadt hinterlassen, die mit großen Aufgaben einhergehen. Aber trotz historischer Herausforderungen schaut Bürgermeister Johannes Moser mit Hoffnung auf das junge Jahr 2023, „wenn es uns gelingt, die Geschlossenheit in der Gesellschaft zu bewahren“.

In seinem Rückblick zeigte Moser auf, dass es zwar keine einfachen Lösungen für die komplexen Themen gebe, aber „wir letztendlich mit gelebter Solidarität und mehr Eigenverantwortung in der Lage sind, große Bedrohungen zu meistern“. Dies zeigte sich in der Coronazeit ebenso wie in der Bewältigung der Folgen des Ukrainekrieges, als auf lokaler Ebene das bürgerschaftliche Engagement den Zusammenhalt in der Stadtgemeinschaft stärkte.
Gerade die Kommunen stehen in der Verantwortung, wenn es darum gehe, Entscheidungen der großen Politik umzusetzen. Sie müssen die Folgen der Krisen für die Menschen vor Ort abarbeiten, oft ohne ausreichenden Kostenausgleich, kritisierte der Bürgermeister. Für die Städte und Gemeinden sei die Belastungsgrenze erreicht. „Momentan können die kommunalen Verwaltungen eine Vielzahl an Aufgaben, Bürokratievorgaben und gesetzlich vorgegebene Standards nicht mehr vollumfänglich erfüllen“, machte Moser deutlich. Deshalb fordern die kommunalen Spitzenverbände ein Umdenken und einen Reformprozess, denn das Funktionieren des Staates auf allen Ebenen sei angesichts dieser Überlastungen gefährdet.

Doch trotz dieser hohen Anforderungen war es ein bewegtes Jahr in Engen, in dem zahlreiche Vorhaben umgesetzt wurden, wie der Bau der neuen Sporthalle, der Breitbandausbau, neue Kita-Gruppen, der Umbau der alten Sporthalle und des Bittelbrunner Schlössles in Flüchtlingsunterkünfte, das neue Clubheim des Hegauer FV und der spektakuläre Einbau der Bahnbrücke. Ergänzt wurden diese Projekte durch viel Kunst und Kultur wie zum Beispiel die Installation „Orbiter“, die Jubiläen des TV Engen und des VDK.
Finanziell kann die Stadt Engen die großen Herausforderungen noch stemmen, auch wenn der Haushaltsentwurf bei einem Investitionsaufwand von rund sechs Millionen Euro ein Defizit von 2,5 Millionen Euro ausweist. Dank umsichtigem Wirtschaften federt ein Polster in Höhe von 19,2 Millionen Euro dies ab. Da in den kommenden Jahren aber eine lange To-do-Liste abgearbeitet werden muss, werde man zum Erhalt der finanziellen Handlungsfähigkeit nach der bereits beschlossenen Erhöhung der Hundesteuer und der Grundsteuer A weitere unpopuläre Entscheidungen diskutieren, kündigte das Stadtoberhaupt an.

Als künftige Vorhaben stehen unter anderem an: die Sanierung der Grundschule Welschingen, das städtische Wohnprojekt in Anselfingen, der Umbau des Gasthauses Rössle in Biesendorf zu Wohnzwecken, die Sanierung des Hegaustadions und die Brandschutzverbesserungen im Bildungszentrum. Investiert wird zudem in das Sanierungsgebiet Bahnhof-Breitestraße, in den Breitbandausbau, in den Anbau beim Feuerwehrgebäude in Zimmerholz-Stetten und in die Herkules-Aufgabe Flüchtlingsversorgung. Nicht zu vergessen die gesellschaftlich-kulturellen Events wie die Sonderausstellung mit Werken des Expressionisten Hermann Stenner aus der Sammlung Bunte, das Städtepartnerschaftsjubiläum „25 Jahre Pannonhalma“ sowie das Vereinsjubiläum „200 Jahre Stadtmusik und 60 Jahre Jugendkapelle“ und das Theaterprojekt Equinox.

Mit all diesen Investitionen und Vorhaben werde die Konjunktur angekurbelt und die städtische Infrastruktur weiter verbessert, so Johannes Moser, denn ohne starke Städte und Gemeinden führe kein Weg aus der Krise, ist er überzeugt.

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Diese Stärke sieht die FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Ann-Veruschka Jurisch auch in jedem Einzelnen. „Vieles hier gibt uns Grund zum Optimismus“, erklärte sie als Einstieg in ihre Neujahrsrede zum Thema „Fortschritt wagen“. Innovative Unternehmen, eine vorausschauende Verwaltung und fleißige Menschen machten Mut, um die Belastungen durch eine überbordende Bürokratie, hohe Energiekosten und die Flüchtlingsversorgung anzugehen. „Diese Probleme verstellen uns oft den Blick, um zu erkennen, wie stark wir sind“, erklärte die Abgeordnete und wünscht sich einen Perspektivwechsel, um Chancen statt Probleme zu sehen und den Menschen mit Vertrauen und Empathie zu begegnen. Eigenverantwortung, gekoppelt mit Mut, an der gesellschaftlichen und politischen Gestaltung der Gesellschaft mitzuwirken, wäre ein weiterer Schritt, um Fortschritt entstehen zu lassen, so Jurisch. Vor allem mit Wertschätzung, Kreativität und Zusammenhalt können die Herausforderungen dieser Zeit bewältigt werden. Als weiteren wichtigen Faktor sieht sie eine konsequente Einwanderungspolitik, um dem demografischen Wandel und Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Es liegt an und in uns, den Fortschritt zu wagen – mit Eigenverantwortung, Mut und unternehmerischem Handeln“, schloss die Gastrednerin, ehe die Stadtmusik Engen unter Leitung von Joachim Mager zu den Bürgerehrungen überleitete.

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Diese Würdigung verdienter BürgerInnen hat eine lange Tradition in Engen. Jedes Jahr werden besonders engagierte Ehrenamtliche für ihr langjähriges Wirken für die Gesellschaft ausgezeichnet. Denn ohne Ehrenamt würde vieles nicht funktionierten, ist Johannes Moser überzeugt und betont: „Ehrenamtliches Engagement verbessert die Lebensqualität, fördert den Gemeinsinn, schafft Gemeinschaft und stärkt den Zusammenhalt in der Stadt.“

Dieses Jahr wurde Margit Boßlet-Dietrich für ihre Verdienste um die Städtepartnerschaften mit Pannonhalma (Ungarn), Trilport (Frankreich) und Mognelia (Italien) geehrt. Ebenfalls ausgezeichnet wurde Ewald Böhrer für sein vielseitiges Engagement im Ortschaftsrat Biesendorf, im Pfarrgemeinderat und in mehreren Vereinen sowie bei der Renovation der Kirche. Als Dritter im Bunde wurde Bernhard Albrecht für sein intensives, langjähriges Wirken in der evangelischen Kirchengemeinde und im Verein der Autobahnkapelle im Hegau e. V. gewürdigt.

Autor:

Ute Mucha aus Moos

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