Feierlichkeiten zu 700 Jahren Biesendorf
Der Namenstag einer kommunalen Erfolgsgeschichte
Engen-Biesendorf. Mit 700 Jahren Ersterwähnung konnte der Engener Stadtteil Biesendorf am Wochenende des 3. und 4. August ein besonderes Jubiläum feiern. Dabei konnten die Gäste gemeinsam mit der kommunalen Politprominenz auf eine reichhaltige Geschichte zurückblicken.
Musikalisch untermalt vom Akkordeonverein Biesendorf sowie der Mittelaltergruppe "Vulpes et Lepores", konnte Ortsvorsteher Reinhold Mayer neben Engens Bürgermeister Frank Harsch auch dessen Vorgänger Johannes Moser unter den Festgästen begrüßen. "Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren, so haben wir immer eine respektable Lösung gefunden", so Mayer gegenüber dem ehemaligen Rathauschef. Als bedeutende Maßnahmen hob Reinhold Mayer unter anderem auch die "Jahrhundertmaßnahme" mit der neuen Ortsdurchfahrt und der Kanalisation für umgerechnet 1,6 Millionen Euro im Jahr 1999/00 sowie den 2022 abgeschlossenen Breitbandausbau hervor.
Neben dem Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen, Patrick Stärk war auch Immendingens Bürgermeister Manuel Stärk der Einladung gefolgt. Mit der Gemeinde verbindet Biesendorf die gemeinsame Mitgliedschaft im Zweckverband Wasserversorgung "Unteres Aitrachtal".
Aufgeräumter und lebenswerter Ort
Die damalige "weitsichtige" Entscheidung, sich 1972 freiwillig in der Stadt Engen eingemeinden zu lassen, bereue man laut dem Biesendorfer Ortsvorsteher bis heute nicht. Wurden die Festtage bereits am 3. August mit den "Jungen Fidelen Hattingern" eröffnet, konnte der Engener Stadtteil bereits vor dem offiziellen Festakt am Sonntagmorgen mit Bruder Christoph Maria Hörtner einen Sohn des Ortes für den Festgottesdienst im Festzelt vor dem Bürgerhaus begrüßen. "Du bist halt immer ein Biesendorfer geblieben", freute sich Mayer. Durch seinen Gottesdienst wurde es zum "wahren Festtag".
Bürgermeister Frank Harsch erzählte in seinem Grußwort von "Nomaden-haften Jägern und Sammlern", die sich vermutlich damals hier niedergelassen haben. Auch wenn die Jahre vergingen, so der Bürgermeister, "Biesendorf ist geblieben". Dabei betrachtete Harsch den Ortsteil aufgrund der zahlreichen Errungenschaften als "aufgeräumt und lebenswert". Die Stadt habe Biesendorf, worin Harsch eine "kommunale Erfolgsgeschichte" sieht, trotz der vielen Höhenmeter, die man zur Anreise bewältigen müsse, "immer auf dem Schirm".
Gründung vermutlich erst im Hochmittelalter
Nach einigen warmen Worten des Stadtwerke-Geschäftsführers Thomas Freund gab Kreisarchivar Friedemann Scheck einen kleinen Einblick in die Ortsgeschichte Biesendorfs. Ihm zufolge sei dieses Wochenende lediglich das Fest zum Namenstag: 1324 war die Ersterwähnung des Orts im "Liber Quartum", sprich einem Buch über Steuern, die damals nur dem Bischof des Bistums Konstanz zustanden. Gleich auf der ersten Seite wurde hier beim Dekanat Engen Biesendorf erwähnt. Aus archäologischen Funden konnte man wenig zur Geschichte des Ortes beisteuern, der damals unter der Ortsherrschaft der Herren von Hewen stand. "Zudem war es kein typischer Ortsname für das Frühmittelalter", erwähnte Friedemann Scheck.
Erst ein Fund eines frühmittelalterlichen Reihengrabs im Jahr 1810 im Kriegertal sowie das starke Bevölkerungswachstum im elften Jahrhundert lassen ihm zufolge auf eine Gründung im Hochmittelalter zwischen 1000 und 1300 schließen. 1405 schließlich folgte die erste Nennung einer "Biesendorfer Bauernschaft", was dem Ort damals laut Scheck eine Art kommunalen Rechtsstatus einbrachte. Es folgten weitere, geschichtsträchtige Ereignisse, wie der Bau einer Pfarrkirche im Jahr 1607 sowie eine selbstständige Pfarrei im Jahr 1795 bis hin zur Eingemeindung 1972, wobei folgendes festgehalten wurde: "Heute ist Biesendorf ein Musterdorf."
Wem dieser spannende Vortrag noch nicht genug war, konnte in der Kaffeestube des Bürgerhauses noch eine liebevoll gestaltete Ausstellung von Joachim Hildebrand zur Ortsgeschichte aus den Sammlungen des Biesendorfer Heimatforschers Fridolin Hensler bewundern. Hierbei gab es neben älterem Bildmaterial auch interessante Fakten zum Vereinsleben, zum Weiler Talmühle und dem Ziegelwerk zu erfahren. Musikalisch ging es ab 13 Uhr im Festzelt mit "Johannes und dem Singenden Hufschmied" unterhaltsam weiter, die Jüngsten konnten sich auf einer Hüpfburg vergnügen.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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