70 Jahre Baukultur in Baden-Württemberg
"Auf einem kleinen Bereich ist etwas Geniales entstanden"
Engen. In den Räumlichkeiten der Sparkasse Engen-Gottmadingen ist, die Wanderausstellung "70 Jahre Baukultur in Baden-Württemberg" vorgestellt worden. Dabei repräsentiert die Engener Altstadt die baulichen Aufgaben der 70er Jahre.
Die Sparkasse in der Bahnhofstraße 1 ist dabei schon regelmäßig Veranstaltungsort unterschiedlicher Ausstellungen. Engens Bürgermeister Johannes Moser betonte gleich zu Beginn der Vorstellung die Vorteile: Die zentrale Lage der Räumlichkeiten, die niedrigschwelligen Öffnungszeiten, aber auch, dass "die Besucherfrequenz besser ist, als an vielen anderen Orten".
Das Bundesland Baden-Württemberg wurde 1952 gegründet und feierte damit im vergangenen Jahr 2022 das 70-jährige Bestehen. Dabei erlebte auch die Baukultur Höhen, Herausforderungen und unterschiedliche Phasen. Die Wanderausstellung, die noch bis zum 12. Juni in den Räumen der Sparkasse frei zugänglich sein wird, unterteilt die baukulturelle Geschichte Baden-Württembergs in sieben Abschnitte mit jeweils zehn Jahren und einem exemplarischen Bauprojekt aus dieser Zeit. Zusätzlich wurden Projekte ausgewählt, die zeitlose Aufgaben und Lösungen aufzeigen.
Bürgermeister Moser zeigt sich sehr froh und stolz, dass die Macher der Ausstellung die Stadt Engen, genauer deren Altstadt, exemplarisch für die baulichen Herausforderungen der 1970er Jahre ausgewählt haben. Dieses Jahrzehnt zeichne sich aus durch ein Umdenken zur "Wertschätzung für vorhandene Baustrukturen". Man widmete sich "verstärkt der Stadtsanierung", so die Broschüre zu der Wanderausstellung. Dass hier die Wahl auf Engen gefallen ist, liege seiner Ansicht nach an dem Ensemble, das die Altstadt unter den zuvor genannten Aspekten heute biete, "weil auf so einem kleinen Bereich so etwas Geniales entstanden ist".
In öffentlichen Diskussion, wie auch im Gemeinderat habe man sich Anfang der 70er Jahre letztendlich geeinigt, die historische Bausubstanz zu erhalten und die Gebäude nicht abzureißen. Weiter setzte sich Mosers Vorgänger, Manfred Sailer, nur ein Jahr nach seiner Wahl im Jahr 1972 für eine Umsetzung des Projekts und eine entsprechende Unterstützung durch das Land im Rahmen der Städtebauförderung ein, sodass die Altstadtsanierung losgehen konnte.
Einen großen Teil des Baus machte damals die Infrastruktur aus. Zu einer Sanierung an den Wohnhäusern, die meist in privatem Besitz waren und sind, habe man viele, aber bis heute noch nicht alle Inhaber überzeugen können. Heute, 50 Jahre nach diesem immensen Kraftakt, glänze die Stadt nichtsdestotrotz durch die deutlich verbesserte Aufenthaltsqualität, die historischen, bunten Häuser, die zum Teil detailreich und humorvoll bemalt wurden und andere Teile der Sanierung, wie etwa die vielen Brunnen im Altstadtbereich. Der Prozess dauerte von 1974 bis 1999 und forderte eine Investition von rund 90 Millionen Deutsche Mark, beziehungsweise 45 Millionen Euro, wobei 20 Prozent durch den Staat bezuschusst wurden.
Dass die Sanierung in Engen noch nicht abgeschlossen ist, zeige laut Moser das aktuelle Projekt in der Bahnhof- sowie Breitestraße. Insbesondere das Bahnhofsgebäude habe Zuwendung nötig. Ebenso stelle der Erhalt und Ausbau des Kornhauses noch eine gewaltige Aufgabe für die nächsten Jahre dar, für die der Bürgermeister hofft, noch in seiner Amtszeit den Startschuss geben zu können. Auch durch sich immer wandelnde Anforderungen würde die Baukultur wohl immer in Bewegung bleiben, betonte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkassen Engen-Gottmadingen Frank Lammering. So müsse "durch Klimaneutralität und Nachhaltigkeit etwa über Photovoltaikanlagen auf Denkmaldächern nachgedacht werden". Ursächlich für den Ziegelregen während eines Sturms in den vergangenen Wochen sieht Johannes Moser mehr Faktoren, als schlicht das Alter der Häuser und Wetterextreme. Aber: "Wir werden uns auf den Klimawandel einstellen müssen."
Autor:Anja Kurz aus Engen |
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