Hilzingens Bürgermeister Holger Mayer im WOCHENBLATT-Sommerinterview
»Die Krise ist auch Anstoß für Neues«
Hilzingen. Seinen Optimismus ließ er sich trotz Corona nicht nehmen: Hilzingens junger Bürgermeister Holger Mayer hatte alles andere als einen leichten Start, sieht aber auch Chancen in der Krise und möchte die Impulse aus dieser Zeit mit in die Zukunft nehmen.
WOCHENBLATT: Sie hatten mit Ihrem Amtsantritt am 1. April mitten in der Corona-Krise einen denkbar schweren Start als neuer Hilzinger Bürgermeister. Wie haben Sie diese Herausforderung bewältigt?
Holger Mayer: »Mein Start war wirklich außergewöhnlich. Es fühlte sich anfangs alles sehr unwirklich an. Das Coronavirus hat unser Leben, auch in Hilzingen, stark umgekrempelt. Dinge, die einmal selbstverständlich waren: Freunde zu treffen, die Kita oder Schule zu besuchen, Arbeiten zu gehen – alles hatte sich verändert. Für mich als frisch gewählter Bürgermeister blieb nicht viel Zeit sich einzuarbeiten. Vom ersten Tag an war ich als Krisenmanager gefordert.
Entscheidungen mussten getroffen und Maßnahmen ergriffen werden. Ich denke, der Start in den Job des Bürgermeisters der Gemeinde Hilzingen ist mir, trotz der Herausforderungen, gut gelungen. Dazu haben auch meine Mitarbeiter maßgeblich beigetragen. Besonders in dieser schwierigen Zeit war mein oberstes Ziel, für die Bürgerinnen und Bürger da zu sein. Ich habe viel Rückhalt von den Menschen erfahren und mich sehr darüber gefreut, dass alle versuchen, an einem Strang zu ziehen. So sind wir in Hilzingen bisher gut durch diese Krise gekommen. Dies wird uns auch wieder gelingen, wenn wir weiterhin gemeinsam anpacken und gestalten. Die Gemeinde Hilzingen beruht nicht nur auf ihrem Bürgermeister, sondern auf unserer Gemeinschaft. Also: Maske auf und gemeinsam gut durch die Krise durch.«
WOCHENBLATT: Welche Auswirkungen hatte der Lockdown auf die Gemeinde?
Holger Mayer: »Die Auswirkungen auf die Gemeinde Hilzingen sind vielschichtig. Ganz besonders hat die Krise Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben. Die Gemeinde Hilzingen ist bekannt für ihre tolle Gemeinschaft und das herausragende Vereinsleben. Bis heute sind die Vereinsaktivitäten stark eingeschränkt. Es gab keine öffentlichen Veranstaltungen mehr. Auch wenn die Zeiten gerade nicht rosig sind, glaube ich trotzdem, dass wir auf eine Renaissance – eine Wiedergeburt des Vereinslebens, das gestärkt aus der Krise hervorgeht – hoffen dürfen. Auch die Kitas und Schulen hat die Krise hart getroffen und die Eltern stark gefordert. Genauso wie die örtliche Wirtschaft und die heimischen Betriebe. Wir stehen vor großen ökonomischen, sozialen und kulturellen Herausforderungen. Die finalen Auswirkungen für die Gemeinde Hilzingen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht abschätzbar. Was unseren Haushalt betrifft, werden wir mit deutlichen Einbußen rechnen müssen.«
WOCHENBLATT: In Hilzingen sind viele Vorhaben am Laufen und geplant – angefangen von der Ortskernsanierung über Kindergartenneubau, Kunstrasenplatz und weiteres mehr. Welche Projekte haben oberste Priorität und welche müssen in die Warteschleife?
Holger Mayer: »Generell gilt bei mir die Maxime: Erst die Pflicht, dann die Kür. Außerdem müssen die Projekte, die bereits begonnen wurden und sich im Bau befinden, zu Ende gebracht werden. Die neuen Kindergärten in Schlatt und in Hilzingen werden wir noch dieses Jahr eröffnen. Auch auf dem Kunstrasenplatz können im Herbst die ersten Bälle im Tor versenkt werden. Was die Ortskernsanierung betrifft, habe ich in den ersten Wochen bereits aufs Tempo gedrückt. Der Ausbau der westlichen Hauptstraße schreitet voran. Hinter die Gestaltung des nördlichen Dorfplatzes neben dem Rathaus haben wir einen Haken gemacht. Den östlichen Teil werden wir in einem Bürgerworkshop nochmals aufarbeiten – darauf freue ich mich sehr. Ob und in welchen Bereichen wir kürzertreten müssen, werden wir genauestens überprüfen. Im September erreichen uns neue Steuerschätzungen, die uns dann eventuell eine genauere Bemessung erlauben.«
WOCHENBLATT: Wie erleben Sie nach fast einem halben Jahr Corona die Veränderungen in der Gesellschaft?
Holger Mayer: »Für viele scheint es so, als ob das Coronavirus dem sozialen Leben ein Ende gesetzt hat. Social Distancing steht auf der Tagesordnung. Menschliche Kontakte sollen vermieden werden und das Haus nur zum Einkaufen und Spazierengehen verlassen werden. Was macht dieser Zustand mit unserer Gesellschaft? Ich stelle fest, dass der Großteil der Gesellschaft verantwortungsvoll mit dieser Krise umgeht. Auch in Hilzingen wurden die umgesetzten Einschränkungen verständnisvoll aufgefasst. Selbst zur abgesagten Kirchweih, was dem Hilzinger im Herzen weh tut, hörte man optimistische, zukunftsgerichtete Stimmen: »Nächstes Jahr feiern wir umso mehr«. Ich bin mir sicher, dass unsere Gesellschaft gestärkt aus der Krise hervorgeht. Trotz aller Herausforderungen stelle ich auch mit Staunen fest, wie in kürzester Zeit Lösungen gefunden werden, um sich der Situation anzupassen. Digitale Lernplattformen, Online-Konferenzen, Home-Office. Statt langwieriger bürokratischer Hürden gibt es Soforthilfen, die schnell ausgezahlt werden. Die Corona-Krise verlangt uns viel ab, aber bietet auch Chancen für uns, sie ist Anstoß für Neues, Anstoß für den digitalen Fortschritt. Mir ist wichtig, dass wir die Impulse aus der Krise mit in die Zukunft nehmen. Das, was wir aus der Krise lernen, darf nach Krisenende nicht wieder in der alten Büro-Schublade verschwinden.«
WOCHENBLATT: Was wollen Sie den Hilzinger Bürgern für die kommende Zeit mitgeben?
Holger Mayer: »Wir haben die Corona-Krise noch nicht überstanden. Deshalb ist es wichtig, dass wir auch weiterhin vorsichtig und verantwortungsvoll handeln. Es wird auch eine Welt nach Corona geben. Umso mehr wünsche ich mir, dass wir positiv in die Zukunft blicken. Mit Mut und Optimismus werden wir diese Krise gemeinsam überstehen. In solch einer schwierigen Phase ist es wichtig zusammenzuhalten. Ich freue mich, wenn sich die Hilzinger Bürgerinnen und Bürger für ihre Gemeinde einsetzen und sich an der Entwicklung dieser beteiligen. Gemeinsam, Hilzingen, gestalten – darauf freue ich mich!«
Autor:Ute Mucha aus Moos |
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