Sommerinterview mit Hans-Peter Lehmann, Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen
»Das gesamte gesellschaftliche Leben kam zum Erliegen«
Mühlhausen-Ehingen. Turbulente Monate liegen hinter Hans-Peter Lehmann. Kurz nachdem er für seine 30-jährige Amtszeit als Bürgermeister von Mühlhausen-Ehingen geehrt wurde, verkündete er Ende Mai aus gesundheitlichen Gründen seinen frühzeitigen Abschied als Schultes der Doppelgemeinde. Dazu kam die aufreibende Zeit der Corona-Krise, die das »Bürgermeister-Leben von einer Stunde auf die andere änderte«.
WOCHENBLATT: Die Corona-Pandemie wirbelt das Leben auch im Hegau kräftig durcheinander. Wie erlebten Sie die vergangenen Monate?
Hans-Peter Lehmann: »Deutschland im März 2020. Es war genau genommen der Freitag, 13. März! Alle Kommunalverwaltungen warteten gespannt auf die erste Corona-Rechtsverordnung des Landes BW. Um 15 Uhr war ich noch als Standesbeamter im Einsatz. Um 16 Uhr traf die Verordnung dann ein. Wir, die Leitung des Rathauses, die Leitung der Kitas, die Leitung der Grundschule, trafen uns, um umgehend die »Notprogramme« für unsere öffentlichen Einrichtungen zu treffen.
Fast auf den Tag genau war ich da als Bürgermeister 30 Jahre im Amt und das »Bürgermeister-Leben« änderte sich dort von einer Stunde auf die andere.
Freie Wochenenden – deutlich weniger Abendtermine. Ich habe aber relativ schnell festgestellt, dass mir die sozialen Kontakte und die Dorfgemeinschaft einfach fehlen.«
WOCHENBLATT: Welche Auswirkungen hat der Lockdown auf eine kleine Gemeinde wie Mühlhausen-Ehingen?
Hans-Peter Lehmann: »Neben allen wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen ist es das Wegbrechen des gesellschaftlichen Lebens in einer Gemeinde. Keine Sportveranstaltungen – kein Trainings- und Probebetrieb. Das gesamte kulturelle, soziale und sportliche Leben kam zum Erliegen.
Ganz schade für uns, dass die großen, für 2020 geplanten Feste wie das 90-jährige Jubiläum des Musikvereins Mühlhausen, das überregionale Oldtimertreffen und das Ehinger Herbstfest in diesem Jahr einfach abgesagt werden mussten.
Das ist schon was weggebrochen.«
WOCHENBLATT: Welche kommunalen Vorhaben haben oberste Priorität und welche müssen eventuell geschoben werden?
Hans-Peter Lehmann: »Schieben« wollen wir eigentlich die geplanten Vorhaben nicht; wobei das große Wohnprojekt am »Alten Sportplatz« durch die Corona-Krise in Verzug geraten ist. Oberste Priorität hat das neue Wohngebiet mit 38 Plätzen; die Erschließung erfolgt über den Winter. Dann der Ausbau der Ortsdurchfahrt in Mühlhausen. Die Digitalisierung unserer Grundschule.
Mühlhausen-Ehingen ist mit über 7 Millionen Euro an Rücklagen gerüstet für die Herausforderungen der Zukunft.«
WOCHENBLATT: Befürchten Sie gesellschaftliche Veränderungen durch die Corona-Maßnahmen und die umstrittenen Einschränkungen?
Hans-Peter Lehmann: »Natürlich wird es zu gesellschaftlichen Veränderungen kommen beziehungsweise sind sie schon da. Ich bin überzeugt, dass unser Land in dieser Krise einen bemerkenswert guten »Job« gemacht hat.
Jetzt gilt es – vielleicht wie nach dem Krieg – unseren Staat von unten auf der Basis der Kommunen wieder zu stabilisieren – wie es unsere Verfassung ja auch vorsieht.«
WOCHENBLATT: Hat die Corona-Krise Ihre Entscheidung, das Amt des Bürgermeisters früher abzugeben mit beeinflusst?
Hans-Peter Lehmann: »Nein – absolut nicht! Ich bin ja noch – wenn es die Gesundheit zulässt – bis zum 31. Mai 2021 im Amt.«
Autor:Ute Mucha aus Moos |
Kommentare