Mit Courage und Schläue landete er den Coup
Die Geheimoperation ETO war ein Joker
Stockach brauchte in den ausgehenden 1980er Jahren dringend eine Frischzellenkur. Die Stadt hatte damals die Gießerei der Landmaschinenfabrik Fahr verloren, dann noch die große Zweigstelle der Schiesser-Produktion – und neue Arbeitsplätze waren dringender nötig denn je, wenn sich die Stadt weiter entwickeln wollte. Franz Ziwey hatte schon durch viel Schläue viel Land erobert, mit dem Gebiet Hardt, das durch die Eingemeindung von Wahlwies nach Stockach kam. Nun brauchte er Unternehmen, die sich dort ansiedelten.
Und das fand er im Unternehmen ETO in Oberuhldingen, das dort trotz Zweigwerk in Eigeltingen keinen Platz mehr hatte sich zu erweitern. Die wollte Franz Ziwey in Stockach haben und mit dem damaligen Geschäftsführer Gerhard Straub war man sich angesichts der guten Angebote aus Stockach schnell einig, wie Franz Ziwey im Interview im Sommer erzählte. Aber es konnte angesichts der Brisanz einer solchen Umsiedlung nur als „Geheimoperation“ gelingen. „Wenn jemand nur erfährt, dass wir verhandeln, habe ich schnell die größten Scherereien“, habe Straub damals gesagt. Und Ziwey hielt auch dicht. „Bei mir wussten nur die Fraktionssprecher über die Verhandlungen und ich habe ihnen auch gesagt, dass sie niemand was sagen dürfen, weil das die Sache in große Gefahr gebracht hätte.“
Selbst als es dann zum Kaufvertrag kam über das künftige Gelände im neu zu schaffenden Industriegebiet Hard, war damals höchste Geheimhaltung angesagt. Gerhard Straub schlug vor, dass wir den Kaufvertrag nicht hier im Land, sondern in Bayern unterzeichnen sollten. Das wollen wir dann in Neu-Ulm tun. Und damit niemand sehen würde, dass wir gemeinsam unterwegs sind, ist jeder von uns erst mal mit dem eigenen Auto nach Meersburg gefahren zum dann erst zusammen zum Notariat zu fahren. Nur damit niemand war merkt. Und dann erst kam alles erst in den Gemeinderat, der den Plänen ja letztlich zustimmen musste, und damit in die Öffentlichkeit – und das war wie eine Bombe. Aber das große Lichtzeichen für die Zukunft der Stadt.
Interessanterweise konnte eine Umsiedlung damals recht zügig angegangen werden. Dem ersten Bauabschnitt folgten in den 30 Jahren, die ETO in diesem Jahr in Stockach ist – was im Sommer zusammen mit dem 75. Geburtstag des Unternehmens unter dem „neuen“ Geschäftsführer Dr. Michael Schwabe mit allen Mitarbeitenden gefeiert wurde – noch viele weitere. Die ETO Gruppe, die längst international tätig ist und sich auch als Technologieführer in vielen Bereichen und als „Hidden Champion“ in der Industrie 4.0 sieht, ist fast 1.500 Mitarbeitenden längst größter Arbeitgeber der Stadt und ein gewichtiger Faktor für die Region. Zu ehren das Altbürgermeisters gibt es inzwischen sogar einen „Franz-Ziwey-Ring“ im Industriegebiet Hardt.
Portrait:
Name: Franz Ziwey
geboren: 1932 im Banat
Beruf: von 1969 bis 1993 Bürgermeister von Stockach, 29 Jahre im Kreistag, heute Rentner
Erfolge: Bewältigung der Kreisreform von 1973, Eingemeindung der Ortsteile, Kauf des Landratsamts zur Nutzung als neues Rathaus, Übernahme des Kreiskrankenhauses, Ansiedlung von ETO im neuen Industriegebiet Hardt
Mich verbindet mit der Region: Meine neue Heimat, in der das 20., 21., und 22. Haus meiner Lebensgeschichte stand.
Der Ort:
Der Erfolg begann Stein zu werden mit der ersten Grundsteinlegung von ETO im Stockacher Gewerbebiet Hardt 1992.
Im Gewerbegebiet Hardt gibt es sogar einen Franz Ziwey Ring. Mit ihm Bild hier auch der inzwischen verstorbene Ehrenbürger Heinrich Wagner.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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